Kein Vorstand mehr

Die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Nievenheim steht seit vergangenen Freitagabend, 15. März, überraschend ohne Vorstand da. In der ordentlichen Generalversammlung, die im Saal von „Manes am Bösch“ mit knapp 250 anwesenden Schützen sehr gut besucht war, spitzten sich offensichtlich Differenzen zwischen dem Vorstand um Brudermeister Stefan Schillings auf der einen und Oberst Wolfgang van Bömmel-Wegmann auf der anderen Seite so zu, dass es zu einem Misstrauensantrag gegen den Regimentschef kam. Dieser wurde von Schillings Vorgänger Detlef Spitzenberg gestellt. Das Ergebnis: van Bömmel-Wegmann, der im September 2017 wiedergewählt worden war, wurde von etwa 160 Mitgliedern in seiner Position bestätigt. Darauf hin zogen sich Schillings und sein Vorstand zu einer etwa zehnminütigen Beratung zurück. Als sie wieder im Saal waren, trat der gesamte Vorstand von seinen Ämtern zurück. Damit wurde die Abstimmung über einen zweiten Misstrauensantrag gegen den Vorstand hinfällig.

Schillings, der seit zwölf Jahren im Vorstand aktiv war, soll danach sowohl den Vorsitzenden des Stadtverbandes der Dormagener Schützen, Wolfgang Saedler, als auch den Bezirksverbandsvorsitzenden Andreas Kaiser per E-Mail über den Rücktritt des Vorstandes informiert haben. Dennoch sollen Schillings und ehemalige Vorstandsmitglieder am vergangenen Samstagabend, 16. März, ins Johanneshaus in Delrath zur Siegerehrung des Stadtverbandes für das Dr.-Geldmacher-Pokalschießen gekommen sein. Dort trafen sie auf den Oberst und eine Abordnung Nievenheimer Schützen, die das amtierende Königspaar zu der Veranstaltung begleiteten. Schillings bestätigte am vergangenen Montag, dass er im Johanneshaus war: „Das habe ich am Freitagabend schon angekündigt. Ich war dort nicht mehr in Vorstandsfunktion, ohne Vorstandskrawatte, sondern als Schütze, der an dem Schießwettbewerb in einem der Teams teilgenommen hat.“
 
Der ehemalige Brudermeister und der nun ehemalige geschäftsführende Vorstand werfen van Bömmel-Wegmann vor, er habe aus einem als internen deklarierten Vorstandsschreiben offen in einer Offiziersversammlung vorgelesen, was einem Vertrauensbruch gleich komme. „Es gab in den beiden vergangenen Jahren schon ein paar Probleme mit diesem Oberst“, so Schillings am Montag. Irgendwann sei es dann eben genug, zumal die gesamte Thematik aus seiner Sicht irgendwann auch die persönliche Ebene erreicht habe. Der Oberst hält dagegen: Themen, die die Bruderschaft betreffen, dürften in allen Gremien des Vereins offen und transparent diskutiert werden. Die Offiziersversammlung sei ein Gremium des Vereins, die Thematisierung dort also kein Vertrauensbruch. Der Regimentschef bedauert den Rücktritt des Vorstandes: „Das ist sehr schade für den Verein. Ich hoffe, dass der eine oder andere noch mal umdenkt und in den Vorstand zurückkehrt.“ Diesbezüglich werde er in den kommenden Tagen und Wochen Einzelgespräche führen. Mit ihm zusammen arbeiten nach seinen Angaben einige Schützen daran, wie es für die Bruderschaft weiter geht. Dazu soll auch das Gespräch mit einem Fachanwalt für Vereinsrecht geführt werden. Denn Fakt ist: Bleibt es bei dem Rücktritt von Schillings & Co., und danach sieht es nach den Äußerungen am Montag, 18. März, aus, hat der Verein derzeit keinen geschäftsführenden Vorstand und ist damit juristisch handlungsunfähig. Am Sonntag, 5. Mai, ist die Nievenheim-Ückerather Schützenbruderschaft Ausrichter des Bezirksjungschützentags. (Oliver Baum)