Der Bedarf zur Betreuung von Kindern in der Offenen Ganztagsschule (OGS) wird zum neuen Schuljahr voraussichtlich um zehn Prozent auf 1.658 Kinder steigen. Mit dieser Entwicklung und den fehlenden räumlichen Kapazitäten befasste sich am Donnerstagabend, 12. März, der städtische Schulaussschuss. Dort ging es vor allem um die OGS an der Friedensschule in Nievenheim. Etwa 15 Eltern waren gekommen, um in der Einwohnerfragestunde nach einer Lösung zu fragen. Denn: Für das Schuljahr 2020/21 wurden 177 Kinder für die OGS angemeldet; im laufenden Schuljahr werden dort 158 Kinder betreut – und das unter bereits sehr beengten Verhältnissen. Die Folge, so eine Elternsprecherin: „Nach der Durchführung des Losverfahrens haben wir nun 19 ,Nieten’, also Eltern ohne OGS-Platz. Es herrscht Unsicherheit, auch im Hinblick auf die berufliche und finanzielle Situation dieser Eltern, sollte jeweils einer seinen Beruf aufgeben müssen.“ Der zuständige Erste Beigeordnete Robert Krumbein erklärte, die Verwaltung habe erst Mitte/Ende Februar Kenntnis davon bekommen, dass die Bedingungen vor Ort unmöglich und untragbar seien: „Wir sind von einem derartigen steigenden Bedarf nicht ausgegangen, arbeiten aber derzeit an einer Lösung, die noch im August greifen soll, derzeit aber noch nicht konkret ist.“ Schulleiterin Rotraud Leufgen, die für die SPD im Schulausschuss sitzt, widersprach: „Schon im Dezember bei der Begehung der Schule war kommuniziert worden, dass die Bedingungen vor Ort nicht mehr tragbar sind.“ Aufgrund der vielen zwischenzeitlichen Gespräche sei sie aber in positiver Hoffnung, dass es rechtzeitig gelingen wird, eine sinnvolle Lösung vor Ort zu finden.
Das Platz- und Kapazitätsproblem ist aber nicht nur in Nievenheim virulent, sondern an allen OGS-Standorten im Stadtgebiet. Kinder müssen sich schon heute während des Unterrichts in oftmals viel zu kleinen Räumen von sanierungsbedürftigen Schulgebäuden aufhalten. In Rheinfeld, Hackenbroich, Nievenheim und Delrath hat die Stadt auf die großen Platzprobleme bereits mit Raummodulen reagiert. In Hackenbroich, Straberg, Nievenheim, der Innenstadt und Stürzelberg werde aktuell „mit vereinten Kräften nach Lösungen gesucht“ (Krumbein), um möglichst auf weitere Hochbaumaßnahmen zu verzichten und dennoch der Nachfrage gerecht zu werden. Die Stadt plant, an der Grundschule Burg in Hackenbroich die Mensa in einen weiteren Gruppenraum umzufunktionieren und das Mittagessen in den einzelnen Gruppenräume stattfinden zu lassen. So wird es schon an der Erich-Kästner-Schule in Bahnhofsnähe praktiziert. Im Schulzentrum in der Stadtmitte soll zur Unterbringung einer weiteren Gruppe ein bisher schulisch genutzter Mehrzweckraum umgestaltet werden. Besonders schwierig ist die Lage der OGS an der St.-Nikolausschule in Stürzelberg. Auch dort soll ein Mehrzweckraum im Schulgebäude umfunktioniert werden. Darüber hinaus sind weitere kleinere Umbauten im Altgebäude erforderlich, um auch dort das Mittagessen in einem Gruppenraum abwickeln zu können. Denn an diesem Standort sind laut Stadt die Schüler- und OGS-Zahlen bereits deutlich nach oben gegangen. Die vorhandene Mensa ist viel zu klein, um allen Kindern – selbst in mehreren Schichten – das Mittagessen zu ermöglichen. In Nievenheim sollen nahe gelegene und einigermaßen geeignete Liegenschaften vorübergehend angemietet werden. Die Suche läuft. In Straberg wird noch nach Lösungen gesucht, um auch dort weitere Kinder in der OGS aufnehmen zu können. Auch in Delrath besteht Handlungsbedarf, da es an der Grundschule schon früher als bisher erwartet zu einer Mehrklassenbildung kommen wird. „Wir sind dabei, die erforderlichen baulichen Veränderungen für die einzelnen Standorte zu erfassen und, soweit wie es möglich ist, bis zum Ende der Sommerferien umzusetzen“, erklärte Krumbein. (Oliver Baum)