Spurensuche im alten Bunker

Stefan Rosellen (l.) und Jörn Esposito (r.) haben ein Kreuz an der Stadtmauer
entdeckt, das schon auf einem Foto aus den 1930iger Jahren zu sehen ist. Foto: A. Lemke

Am Tag des offenen Denkmals am 8. September können Interessierte zum ersten Mal den Bunker am Feldtor betreten. Eine Gelegenheit, die man auf gar keinen Fall verpassen sollte. Es ist schon eine kleine Sensation, welchen Schatz Jörn Esposito und Stefan Rosellen vom Verein „Luftschutzanlagen Rhein Kreis Neuss“ in Zons gehoben haben. Die Zwei machen es sich schon seit längerem zur Aufgabe, die Bunker im Kreisgebiet ausfindig zu machen. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die Geschichte des Luftschutzes des Kreisgebietes zu erforschen und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, erklärt der Vorsitzende Esposito. Rund 160 solcher Anlagen haben sie bereits in ihr Register aufgenommen. Auf den Bunker im Feldtor sind sie per Zufall gestoßen. Im Rahmen einer Stadtführung vor zwei Jahren machte ein Satz Esposito hellhörig, nämlich „hier gibt es auch noch mehrere Bunker“. Auf die Frage wo, erhielt er nur die Antwort „Genau weiß ich das auch nicht.“ Der Ehrgeiz war geweckt. Seit 2017 recherchierten er und Rosellen, der der stellvertretende Vorsitzende des Vereins ist, vor allem im Kreisarchiv. Es dauerte lange, bis sie herausfanden, dass die Anlage momentan der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderung Dormagen (SWD) gehört. „Die haben zumindest den Schlüssel“, lacht Esposito. Zwei Jahre Recherche brachten einiges ans Licht, zum Beispiel, dass im Januar 1944 65 italienische Kriegsgefangene mit den Bauarbeiten zu dieser Anlage begonnen hatten und dass für diesen Bunker ungewöhnlich viel Stahl verbaut wurde. Das war unüblich zu dieser Zeit, da der Stahl vor allem für die Rüstungsindustrie gebraucht wurde. „Warum in Zons nicht der übliche Rheinhausener Typ, sondern eine Kammerbauart gewählt wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden“, erklärt Rosellen eine weitere Besonderheit des Bunkers am Feldtor. Möglicherweise wurden einzelne Schutzräume vermietet oder man versuchte durch die 50 Zentimeter starken Zwischenwände den Volltrefferschutz zu erhöhen. Ungewöhnlich seien auch die vier Toiletten, die mit Frisch- und Abwasserleitung ausgestattet waren. In der Regel gab es nur Eimer, die für die Notdurft der Schutzsuchenden vorhanden war. Weil die Luftangriffe und Überflüge selten länger als 90 Minuten dauerten, waren die Bunker nur für kurze Aufenthalte eingerichtet. „Möglicherweise war der Bunker auch für hohen Besuch als Vorzeigemodell gedacht. Bei unserer Recherche sind wir nämlich auf Besuche der Stadt Zons von Joseph Goebbels und Hermann Göring gestoßen. Ob das in einem Zusammenhang steht, können wir aber noch nicht sagen“, so Esposito. Denn: 74 Jahre nach Kriegsende werden die Zeitzeugen rar. Und genau die könnten Licht ins Dunkel bringen. Aus diesem Grunde bitten Esposito und Rosellen alle Zeitzeugen, die noch etwas über die Bunkeranlage am Feldtor oder andere Anlagen in Dormagen wissen, sich zu melden. Wer bei der Bunkerführung am Sonntag, 8. September, teilnimmt, wird im Inneren des Bunkers neben der damals üblichen Gasschleuse einen Vorraum, elf Schutzkammern, ein Notausgang und die besagten WC-Anlagen, von denen aber nur noch Reste zu sehen sind, vorfinden. unten nicht.. Mit etwas Beleuchtung aber, erkennt man an der Decke und am Boden etwas weiteres, nämliche fantastische Gebilde: Tropfsteine. Im Durchschnitt wachsen Tropfsteine etwa einen Millimeter in zehn Jahren. Im Bunker in Zons reichen sie in einer Kammer bereits von der Decke bis an den Boden. Sie sind zusammengewachsen. „Eine Sensation“, urteilt Harald Schlimgen vom Fachbereich Bürger- und Ratsangelegenheiten der Stadt. Daher sollen die Tropfsteine auch in den Schutzkammern erhalten bleiben, die im Flur allerdings müssen aus Sicherheitsgründen weichen. Eine Gelegenheit die Wandlung von der einstigen Luftschutzanlage zur „Tropfsteinhöhle“ zu entdecken, gibt es erstmals für die Öffentlichkeit am Sonntag, 8. September. Dank der guten Zusammenarbeit mit der SWD, der Stadt Dormagen und dem Kreisarchiv konnte der Verein eine wirklich spannende und vor allem informative Führung vorbereiten. Maximal zehn Personen je Runde können sich mit Esposito und Rosellen auf Spurensuche machen. (-Andrea Lemke)
Zeitzeugen melden sich unter Tel. 0152/07 57 64 59 oder per E-Mail an „luftschutzanlagen- rhein-kreis-neuss@ gmx.de“.