Nicht nur bei vielen Kommunalpolitikern dürfte das Stichwort „Sekundarschule“ erhebliches Magengrummeln hervorrufen. Die Sanierung und Erweiterung der ehemaligen Hauptschule an der Bahnhofstraße in Dormagen ist längst zum Millionengrab geworden: Die Kosten stehen jetzt schon bei etwa 15,5 Millionen Euro – Tendenz weiter steigend. Im Oktober 2016 war bei der damals noch vorgesehenen Dreizügigkeit der neuen Schule von rund 5,2 Millionen Euro die Rede. Anfang des Jahres hatte die Verwaltung für einen Neubau mit Komplettabriss etwa 21 Millionen Euro genannt.
Nicht zum ersten Mal war der Statusbericht der beiden Projektsteuerer für das Großbauprojekt und den damit verbundenen „LernOrt Horrem“ im Betriebsausschuss des Eigenbetriebs Dormagen (ED) mit Spannung erwartet worden. Und nicht zum ersten Mal riefen die Ausführungen Fassungslosigkeit und kritische Fragen hervor. Sogar der Bürgermeister war persönlich zu der Sitzung erschienen, obwohl er es sonst vorgezogen hatte, das Thema der ersten Betriebsleiterin, Kämmerin Tanja Gaspers, zu überlassen. Doch vor etwa zwei Wochen hatte Erik Lierenfeld in einer Pressemitteilung der Stadt verkündet, dass er das Rechtsamt mit einer Sonderprüfung beauftragt habe: Die Kosten für die Sekundarschule waren noch einmal um eine Million € gestiegen und das Zeitfenster noch einmal um ein Jahr Verzug erweitert worden (meinDORMAGEN berichtete). Gaspers sprach in ihrem Eingangsstatement von einer „diffusen und nicht aufzulösenden Gemengelage“. Sie habe den Betriebsausschuss in seiner Sitzung am 10. Oktober nicht über die neuen Probleme informiert, da es erst mal um weitere Aufklärung als um „halbgare Aussagen“ gegangen sei. Im Oktober habe sie die Taktung der Besprechungen mit dem ED und den Projektsteuerern enger gezogen. „Ich bin nicht die operativ Verantwortliche. Da gab es andere“, so Gaspers.
In ihrer Präsentation verloren sich Dr. Norbert Brauer und Andreas Bischoff in langen technischen Ausführungen. Da war von Problemen mit dem maroden Beton der beiden Altbautrakte die Rede, von fehlenden Prüfzeugnissen für den Beton als neuen Baustoff, von fehlenden Teilen im Fuß der Statikelemente, die nun nachträglich ergänzt werden müssen. Erste Erkenntnisse, so Brauer, habe es im Mai gegeben. „Warum wurden wir darüber nicht in der Ausschusssitzung Anfang Juli unterrichtet?“, fragte Carsten Müller (SPD). „Wäre es nicht ihre erste Aufgabe gewesen, die möglichen Betonrisiken direkt zu überprüfen und nicht erst fünf, sechs Monate nach Projektstart?“, fragte Tim Wallraff (Grüne). Brauer führte an, dass die Projektsteuerer erst von der Stadt beauftragt worden seien, als es schon eine Baugenehmigung und eine fertige Planung gegeben habe. Es habe zu dem Zeitpunkt keine Bestandsanalyse für die beiden Altbauteile gegeben. Diese hätten Bischoff und er angemahnt: „Es ist nichts passiert.“ Wiederholt wurden die Ingenieure nach weiteren Risiken gefragt. Diese sollen sie nun „zu Protokoll“, so forderte es Lierenfeld, aufzeigen. Beim „LernOrt Horrem“, so Bischoff, hätten sie dazu gelernt: An der Grundschule werde die Bestandsanalyse direkt erfolgen. Erwartet würden ähnliche Defizite wie an der Sekundarschule. „Wenn sie beim ,LernOrt’ sagen, sie haben dazu gelernt, dann heißt das für mich, sie haben bei der Sekundarschule nicht richtig gearbeitet“, kritisierte Birgit Burdag (SPD). (Oliver Baum)
(Einen Kommentar dazu lesen Sie am Mittwoch, 4. Dezember, im Rheinischen Anzeiger auf Seite 3)