Bronze für Säbelteam

Das Herrensäbel-Quartett des Deutschen Fechter-Bundes (DFB) hat sich am vergangenen Sonntag für die Olympischen Sommerspiele in diesem Jahr in Tokio qualifiziert. Dem Team von Bundestrainer Vilmos Szabo reichte dazu Bronze beim Weltcup in Luxemburg. Beim Turnier, das eigentlich im italienischen Padua hätte stattfinden sollen und aufgrund des Corona-Virus nach Luxemburg verlegt worden war, setzte sich die deutsche Mannschaft im Auftaktgefecht souverän mit 45:32 gegen Georgien durch. Max Hartung, Matyas Szabo, Richard Hübers (alle Dormagen) und Björn Hübner-Fehrer (Werbach) kämpften zusammen nicht nur um die Olympia-Quali, sondern auch für ihren TSV-Teamkameraden Benedikt Wagner, der sich am Vortag im Einzelwettkampf schwer verletzt hatte und bereits am Sonntag in Köln operiert wurde. „Der Verlust von Benedikt wiegt natürlich schwer. Er hat einen Patellasehenabriss erlitten, die OP ist gut verlaufen, die Folgen für die nächsten Monate aber noch nicht abzusehen“, erklärte Olaf Kawald, Sportlicher Leiter Fechten beim TSV. Im Tableau der besten Acht schlug die deutsche Mannschaft das Quartett des Irans deutlich mit 45:28. Im Halbfinale unterlag das DFB-Team anschließend dem späteren Siegerteam aus Korea, das zuvor schon Deutschlands direkten Olympia-Konkurrenten Frankreich eliminiert hatte, mit 37:45. Das so wichtigen Gefecht um Platz drei gegen Ungarn entwickelte sich zu einer echten Nervenschlacht. Hübner-Fehrer war als Schlussfechter der deutschen Equipe gefragt, übernahm das Gefecht beim Stand von 40:39 und brachte es mit 45:44 hauchdünn – aber verdient – nach Hause. Damit sicherte sich das Team von Bundestrainer Vilmos Szabo den dritten Platz. „Was für ein toller Erfolg! Die Olympia-Quali war das große Ziel der Saison,  die Jungs haben Nerven aus Stahl bewiesen und dieses Ziel heute erreicht“, jubelte der Bundestrainer. Im Einzelwettbewerb konnte Matyas Szabo mit Platz 22 das beste Ergebnis für Deutschland holen. Die übrigen DFB-Fechter schieden für ihre Verhältnisse überraschend früh aus. (-oli/ra)

Prozess gegen Betrüger

Am Mittwoch, 9. Januar, begann der Prozess gegen zwei mutmaßliche „falsche Polizisten“ aus Horrem und Hackenbroich. Einer der beiden (27) gestand in einer umfassenden Schilderung, für eine internationale Betrügerbande tätig gewesen zu sein und Senioren um rund 400.000 Euro in Form von Bargeld, Schmuck oder sogar Goldbarren gebracht zu haben. Außerdem erklärte er detailliert das Vorgehen der Bande. Täglich habe er 200 Euro für Kokain ausgegeben, seinen Job als Paketbote verloren und sei glücksspielsüchtig gewesen – Aus diesen Gründen habe er dringend Geld gebraucht, weshalb der 33-jährige Angeklagte ihm vorgeschlagen habe, für die internationale Betrügerbande zu arbeiten. Die Pressedezernentin des Düsseldorfer Landgerichts, Dr. Elisabeth Stöve, bestätigte dem SCHAUFENSTER am vergangenen Mittwoch, dass die beiden Tatverdächtigen gebürtig aus Dormagen stammen und bereits zuvor straffällig geworden waren. Konkret ist die Betrügerbande laut des Geständnisses des 27-Jährigen folgendermaßen vorgegangen: Erst riefen angebliche Polizisten mit den Namen „Lehmann“, „Brenner“ oder „Jung“ bei Senioren in Bonn, Aachen, Lindlar, Schweinfurt oder Bad Hersfeld an. Dass die Anrufe von einem Callcenter in der Türkei ausgingen, erfuhren die Opfer dabei nicht, denn es erschien auf ihren Telefondisplays die Nummer „110“. Die „falschen Polizisten“ erzählten den ahnungslosen Senioren, dass diese ins Visier von Verbrechern geraten seien und unmittelbar einen Einbruch fürchten müssten. Deshalb sollten sie ihr Erspartes oder ihre Wertgegenstände zur Sicherheit der Polizei übergeben. Der 27-jährige Angeklagte aus Horrem habe dann die Beute abgeholt. In einem Fall in Bonn seien es 20.000 Euro gewesen, wovon er zehn Prozent behalten durfte. Diese gingen allerdings innerhalb kürzester Zeit für Drogen und Besuche in Spielotheken drauf. Weil ihn sein schlechtes Gewissen plagte und auch seine Familie mit hineingezogen wurde, habe er sich dazu entschieden, ein Geständnis bei der Polizei abzulegen. Am vergangenen Mittwoch sagte er, dass er sich bei allen Opfern der Betrügerbande entschuldigen möchte. Die jungen Männer müssen jeweils mit mehrjährigen Haftstrafen wegen bandenmäßigen Betrugs rechnen. Das Landgericht Düsseldorf hat für den Fall bis Mitte Februar weitere drei Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird am 14. Februar erwartet. Auch der Hackenbroicher Tatverdächtige hat eine Aussage angekündigt. (-jvh/sf)

Container für Altpapier

Die Entleerung der grünen Tonnen sorgte für heftigen Ärger. (Foto: Andrea Lemke)

Mächtig Ärger gab es in der vergangenen Woche über die Abholung der grünen Tonne. Die wurde zwar vom Entsorgungsunternehmen Entsorgungsgesellschaft Niederrhein mbH (EGN) geleert, aber die Kartonagen wurden nicht wie üblich mitgenommen. Zahlreiche Bürger machten ihrem Unmut darüber in den sozialen Netzwerken Luft, andere beschwerten sich direkt beim Unternehmen oder bei der Stadt. Sogar Alt-Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann meldete sich in einem Brief an Bürgermeister Erik Lierenfeld zu Wort, den er auch dem SCHAUFENSTER zur Verfügung stellte. Darin stand unter anderem, dass er den gleichen Ärger zu Beginn seiner Amtszeit Anfang 2010 hatte und „die Kartonagen stehen zu lassen, ist für das Unternehmen die einfachste Lösung, sie entspricht aber nicht dem Entsorgungsvertrag und ist im Übrigen auch nicht die Lösung, die den Menschen in unserer Stadt weiterhilft“. Er hält die derzeitige Vorgehensweise des Entsorgers zudem nicht für sehr partnerschaftlich. Auch die Redaktion erreichten einige E-Mails zum Thema. Tenor: Wenn das Altpapier nicht entsorgt wird, landet es vermutlich als wilder Müll in der Natur. Die Beschwerden haben sich gelohnt. Denn: Ab Februar steht an jedem ersten Samstag im Monat für jeweils eine Stunde an fünf verschiedenen Standorten im Stadtgebiet ein mobiler Altpapiercontainer der EGN für die Bürger bereit. Die haben außerdem die Möglichkeit, kostenlos von der 120-Liter-Altpapiertonne auf die 240-Liter-Tonne umzusteigen. Zudem soll dem Rat vorgeschlagen werden, die Gebührensatzung so anzupassen, dass Haushalte künftig eine kostenlose zweite grüne Tonne beantragen können, wenn sie dauerhaft nicht mit einer Tonne ne auskommen. Das sind die Ergebnisse der Gespräche, die zwischen der Stadt und EGN geführt wurden. Anlass für diese Gespräche war die geänderte Abfuhrpraxis des Entsorgers, der seit dem Jahreswechsel keine neben der grünen Tonne abgestellten Kartonagen mehr mitgenommen hatte. „Die bisherige Praxis, einzelne neben den Tonnen abgestellte Kartonagen bei Privathaushalten mitzunehmen, obwohl hierzu weder nach dem Entsorgungsvertrag noch nach der Satzung über die Abfallentsorgung je eine rechtliche Verpflichtung bestand, wird EGN nicht länger aufrechterhalten“, erklärte Bürgermeister Erik Lierenfeld. „Wir haben deshalb jetzt gemeinsam nach bürgerfreundlichen Alternativen gesucht – und mit dem mobilen Altpapiercontainer eine vernünftige Lösung gefunden. Nach der sechsmonatigen Testphase setzen wir uns zusammen und schauen, wie das neue Angebot von den Bürgern angenommen wird“, so Lierenfeld weiter. „In der letzten Zeit sind die Kartons, die neben den grünen Tonnen stehen, immer mehr und immer schwerer geworden und stellen somit für unsere Mitarbeiter eine Gesundheitsgefährdung dar“, erläutert EGN-Betriebsstättenleiter Christoph Kropp. „Sowohl in unserem Entsorgungsvertrag als auch in der Abfallsatzung der Stadt ist zudem festgeschrieben, dass keine Abfälle neben die Abfallgefäße gestellt werden dürfen. Nun sind wir froh, dass wir einen praktikablen Entsorgungsweg für die Bürger gefunden haben“, so Kropp. In Sachen wilder Müll in Straberg in unmittelbarer Nähe des Balgheimer Sees gibt es auch Neuigkeiten. In der Zwischenzeit ließ die Stadt dort zwei Container aufstellen. Der eine ist bereits randvoll mit Sperrmüll, der so, wie er aussieht, aus einem sehr alten Haus stammen muss. Der andere ist zur Hälfte mit Dämmstoffen voll. Vom Täter fehlt aber nach wie vor jede Spur. (-ale/sf)

Müll dreist entsorgt

Türen, mit oder ohne Fenstereinrichtung, Stühle, alte Kleiderschränke, eine Sitzbank: Am Ufer des Balgheimer Sees im Norden, an einem Feldweg zwischen Straberg und Delhoven, liegt ein großer Berg Sperrmüll (Stand vergangenen Mittwoch). Es sind schon ein paar Quadratmeter, die dieser Berg unschön in der Natur einnimmt und das bereits seit vergangener Woche. Fast mannshoch ist er. Verursacher unbekannt. Da die ehemalige Inneneinrichtung fast säuberlich gestapelt ist, hatte der Müllsünder offenbar alle Ruhe der Welt, seinen Schutt abzuladen, der schon einen größeren Container füllen würde. Es ist nicht das erste Mal, dass dieser Feldweg zur wilden Müllhalde mutiert. Bereits dreimal wurde in

Bei Straberg wurde ein riesiger Berg Sperrmüll in der Landschaft entsorgt. (Foto: Andrea Lemke)

den vergangenen drei Monaten dort illegal Müll entsorgt. Und nicht nur dort: In Rheinfeld traute ein Paar kaum seinen Augen bei seinem Neujahrsspaziergang in unmittelbarer Nähe der Kläranlage. Dort am Rande des Gebüschs sah es aus, als hätten Berserker getobt. Müll ohne Ende, breit verteilt. Auf Facebook häufen sich ebenfalls die Meldungen über wilde Müllhalden. So wurde auch in Horrem in Nähe der Schrebergärten große Mengen an Sperrmüll entdeckt. Alleine in 2018 musste die Stadt die Abholung solchen Mülls gleich unzählige Mal veranlassen. In vielen Fällen kümmert sich der Baubetriebshof um die Entsorgung. Im vergangenen Jahr waren das alleine 85 Tonnen, die die Mitarbeiter weggeräumt haben. Handelt es sich um zu große Berge, wie der bei Straberg, rückt ein Entsorgungsunternehmen an, räumt den Mist weg und stellt es der Stadt in Rechnung. Kostenpunkt für die Stadt in 2018: insgesamt 66.000 Euro. Bis Ende November entsorgte oder ließ die Stadt rund 222 Tonnen illegalen Müll legal entsorgen. Für Dezember 2018 rechnet die Stadt nach Aussagen von Pressesprecher Jonathan Benninghaus mit weiteren acht Tonnen Dreck. Dabei wäre es durchaus einfach und vor allem umweltbewusster den Müll richtig zu entsorgen. In vielen Fällen sogar umsonst. Sperrige Gegenstände können auf Antrag abgeholt werden. Sperrige Gegenstände sind solche, die nicht in das graue Sammelgefäß passen, die aber üblicherweise bei einem Umzug mitgenommen werden. Maximal dürfen pro Anmeldung „Sperrmüll“ bis zu drei Quadratmeter als Sperrgut bereitgestellt werden. Zum Sperrmüll gehören beispielsweise Betten, Matratzen, Schränke inklusive Glas oder Spiegel, Teppiche, Sessel, Sofas, Stühle, Tische, Gartenmöbel, Schubkarre oder Regale.
Wer aber gar nicht weiß, wohin mit seinem Müll oder welche Art von Müll er hat und wie er ihn korrekt entsorgt, für den stehen die Mitarbeiter der städtischen Abfallberatung unter Tel. 02133/25 73 02 zur Verfügung. Wer einen Müllsünder erwischt, sollte sich an das städtische Ordnungsamt wenden. Die Mitarbeiter dort nehmen auch anonym Hinweise unter Tel. 02133/25 73 03 entgegen. Wer beim Entsorgen in der Landschaft erwischt wird, sollte wissen, dass es sich nicht um ein Kavaliersdelikt handelt. Die Stadt Dormagen kann in schwerwiegenden Fällen ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro verhängen. (Andrea Lemke)

Fallen Parkplätze weg?

Ob die Einwände etwas nützen? Schon jetzt sieht der Parkplatz wie eine Baustelle aus. (Foto: Andrea Lemke)

„Die ohnehin schon knappen Parkplätze in Zons sollen weiter reduziert werden. Die Stadt plant, mehr als die Hälfte der öffentlichen Parkplätze am Herrenweg in Zons „umzunutzen“ und an einen Bauträger zu verkaufen, um darauf Wohnhäuser zu errichten“, schreibt der Heimat- und Verkehrsverein Zons (HVV) in einer Pressemitteilung, die die Redaktion erreichte. Wegen angeblich mangelnder durchschnittlicher Auslastung der rund 100 Stellplätze werden mit dieser Planung rund 60 Plätze dauerhaft entfallen. Im Rahmen der aktuellen Öffentlichkeitsbeteiligung spricht sich der Vorstand des HVV entschieden gegen diese Planungen aus, weil damit 60 dringend benötigte Parkplätze ersatzlos wegfallen sollen. „Als einer der Hauptveranstalter wissen wir, dass Durchschnittszahlen keinerlei Bedeutung haben“, so der HVV. Für Zons zähle nur die Spitzenbelastung an den vielen Veranstaltungstagen und sonnigen Wochenenden, an denen jeder Parkplatz dringend benötigt werde. „Unser diesjähriger Matthäusmarkt stand wegen fehlender Parkplätze durch die nicht abgestimmte Sperrung der Tiefgarage und der Archiv-Dauerbaustelle kurz vor dem Aus und konnte nur durchgeführt werden, weil unsere Marktteilnehmer auf dem Dormagener Schützenplatz parken mussten“, erklärte der HVV. Bei einem ersatzlosen Wegfall der Stellplätze würde sich die touristische Infrastruktur in der Zollfeste deutlich verschlechtern und der Ärger vieler Anwohner und Besucher weiter zunehmen. Nach Meinung des HVV sollten sich Politik und Verwaltung dafür einsetzen, die Parksituation zu verbessern anstelle sie weiter zu verschlechtern. Mit seiner Einwendung gegen die Vorentwürfe appelliert der Vorstand deshalb an die Politik, „in diesem Fall auf zusätzliche Einnahmen für die Umnutzung der heutigen Parkflächen zu verzichten, um die örtliche und touristische Infrastruktur der alten Zollfeste für Bewohner und Besucher lebens- und liebenswert zu erhalten. (-sf/ale)

VdS wird immer kleiner

Zum Jahresbeginn 2019 wird sich die Vereinslandschaft in Nievenheim verändern. „Der bisher als Mehrspartenverein aufgestellte ,Verein der Sportfreunde Nievenheim’ (VdS) wird seine derzeitigen Abteilungen ,Turnen’ und ,Radsport’ in die Selbständigkeit überführen“, heißt es in einer Pressemitteilung, die vergangene Woche verschickt wurde.

Der VdS Nievenheim gliedert immer mehr Abteilungen aus. (Foto: Andrea Lemke)

Der neue Verein „VbN“ („Verein bewegt Nievenheim“) wird die bisherige Turnabteilung sowie die Fitness- und Volleyballgruppe umfassen. Die Radsportler firmieren als eigenständiger Radsportverein unter  „RSC Nievenheim“. Alle Fußballaktivitäten verbleiben im VdS Nievenheim. „Nachdem sich die Judoabteilung unseres Vereins zum 1. Juli diesen Jahres erfolgreich als eigener Club ausgegründet hatte, haben wir gemeinsam überlegt, ob die Organisationsform ,Mehrspartenverein’ mit einem abteilungsübergreifendem Hauptvorstand noch erforderlich sei“, erklärt die Vorsitzende Daniela Herz. „Mittlerweile haben wir die Weichen für drei selbständige Vereine mit sportartspezifisch agierenden Vorständen gestellt. Die Satzungen sind geprüft und verabschiedet, die Gründungsversammlungen durchgeführt“, berichtet die stellvertretende Vorsitzende Doris Meya, die zukünftig dem neuen Verein „VbN“ vorsteht. Im RSC-Vorstand bekleidet Bernd Kratz die Position des Vorsitzenden. Auch die bisherige Fußballabteilung wird ihren Führungsstab, angeführt von Siegfried Ritterbach und Heinz-Walter Giesen, als Vorstand des „neuen“ VdS Nievenheim einsetzen. „Seit die Änderung der Vereinsstruktur angegangen wurde, konnte eine positive Aufbruchsstimmung überall spürbar wahrgenommen werden“, resümiert Werner Völkel, Kassenwart im VdS-Vorstand. (-sf/ale)

 

Großes barockes Abbild

Viele Besucher des KreisMuseums gehen unter der wertvollen Stuckbalkendecke her, ohne sie zu bemerken. (Foto: Joëlle von Hagen)

Das Kreismuseum hütet einen echten antiken Schatz, den einige Geheimnisse umgeben. Über den Ausstellungsstücken im Obergeschoss an der Schloßstraße thront es – ein ganz besonderes Kunstwerk aus dem Jahre 1652. Es handelt sich dabei um eine Stuckbalkendecke, die in drei Bildabschnitten die Mariengeschichte darstellt. „Wir haben hier so oft Besucher, die die Stuckdecke gar nicht wahrnehmen und die Ausstellung anschauen, ohne sie zu bemerken“, erzählt Museumsleiterin Anna Karina Hahn. Dabei ist das trapezförmige Kunstwerk alles andere als klein. Die Seiten messen vier Meter, 5,30 Meter, 8,90 Meter und 8,50 Meter. Zudem ist eine Besonderheit, dass die Figuren sehr detailgenau und teilweise sogar 3D herausgearbeitet wurden.

Aber wer hat sich damals so eine Mühe gemacht, „über Kopf“ dieses Abbild zu schaffen? „Es waren mehrere Arbeiter, die zusammen mit dem Stuckateurmeister in ihrer Werkstatt in nur ein bis drei Monaten die Decke anfertigten und die Figuren frei modellierten“, klärt Hahn auf. Diese Angaben basierten nur auf Indizien, anhand dieser Dr. Barbara Rinn-Kupka die „Stuckforschung“ betrieb und mit vielen anderen Mitwirkenden ein Informationsheft über dieses Werk des 17. Jahrhunderts erstellte. Ursprünglich hing die Stuckbalkendecke in einem Gebäude in Emmerich. Sie gilt als „herausragendes Beispiel der Stuckateurkunst des 17. Jahrhunderts und ohne Vergleich am Niederrhein und den Niederlanden“. Erst 1974 wurde sie aufwendig und in 22 Einzelteile zerlegt in die ehemalige Zollfeste transloziert. Die biblische Weihnachtsgeschichte der Geburt Jesu ist den meisten bekannt. In den großen Abbildungen, die durch verzierte Balken getrennt sind, werden drei Szenen daraus aufgegriffen: die Verkündung des Engels von der unbefleckten Empfängnis Marias, die Anbetung durch die Hirten sowie die der Heiligen drei Könige an der Krippe des neugeborenen Jesuskindes. Doch hinter all den Abbildungen mit ihren vordergründigen Bedeutungen versteckt sich weit mehr. Aufgrund der chonologischen Abfolge könnte der Betrachter meinen, das Segment von Jesus Geburt, also das letzte, sei das entscheidende. Doch tatsächlich stellt das mittlere das Zentrum des Kunstwerks dar. Darauf ist zwar in erster Linie die Anbetung der Hirten zu sehen, doch mehrere Indizien lassen eine andere Deutung zu. „Höchstwahrscheinlich war es die Zunft der Wollweber, die die Stuckbalkendecke in Auftrag gegeben hatte“, sagt Hahn. Was spricht dafür? Zum einen ist die Hirtenschaufel umringt von Füllhörnen gleich zweimal zu sehen, welche ein Hinweis auf die Wollweber sind. Zum anderen war es eine äußerst kostspielige Angelegenheit, eine solche Stuckbalkendecke anfertigen zu lassen. Neben der Arbeit ist wohl auch das Material besonders teuer gewesen. Denn für die Anmischung wurde neben Kalk, Sand und anderen Zuaten auch Rehhaar verwendet. Rehe waren zu dieser Zeit allerdings nur jagbares Wild des Adels und aus diesem Grund höchst kostbar. Neben dem künstlerischen und materiellen Wert, welchen das Kunstwerk auf so unterschiedliche Weise ausstrahlt, ist aber dennoch über dem mittleren Bild die schiefe Blumenvase zu sehen. Ein typisches Symbol aus dieser Epoche für Vergänglichkeit von Ruhm und Reichtum. „In dieser Zeit ist nichts zufällig abgebildet worden“, meint die Museumsleiterin. Wer sich die Stuckbalkendecke ansehen möchte, hat dazu immer zu den Öffnungszeiten des Kreismuseums die Gelegenheit. Diese sind immer dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr (Winterpause bis 18. Januar 2019). Es stehen zwei Liegesessel bereit, die einen optimalen Blick auf das Gesamtkunstwerk erlauben. (Joëlle von Hagen)