Stau-Katastrophe an B9

Entlastungsmaßnahme: Die Aldenhovener Straße ist zurzeit für den Verkehr freigegeben. (Foto: ale)

Im Netz auf Facebook überschlugen sich die Nachrichten der User am vergangenen Dienstag. Grund war das Vorrücken der Wanderbaustelle in den Kreuzungsbereich Zons/Horrem/B 9. Tenor: „Was für eine Katastrophe!“ Keine Pressemitteilung hatte die Verkehrsteilnehmer auf das große Chaos vorbereitet und so entstanden am vergangenen Dienstag und Mittwochmorgen lange Staus, vor allem an der B 9, für diejenigen, die aus Richtung Dormagen kamen, aber auch für die, die aus Zons raus wollten. Manche standen bis zu 35 Minuten und mehr vor der Ampelkreuzung. Viele wandten sich an die Stadt, die auch prompt reagierte. Bereits am Mittwoch öffnete sie die Aldenhovenstraße vorübergehend für den Pkw-Verkehr. Die Durchfahrtssperren im Einmündungsbereich Aldenhovenstraße/ B 9 wurden dazu entfernt. Lkw- und Busverkehr ist auf dieser Straße aber nicht möglich. Zudem wurden am Mittwoch zwei Spuren für den Verkehr aus Zons befahrbar gemacht sowie die Ampelschaltung geändert. Das Ergebnis brachte am Donnerstagmorgen direkt Entlastung für den Verkehr. Viele fragten sich, warum die Stadt im Vorfeld nicht besser geplant habe. Dazu Stadtpressesprecher Max Laufer: „Vor Beginn der Baumaßnahme an der B9 haben – wie vor solchen Maßnahmen üblich – alle beteiligten Akteure ein Verkehrskonzept abgestimmt, das die Stadt dann genehmigt hat. Straßen. NRW hat dazu im Vorfeld auch statistische Verkehrsdaten geliefert. Die Regelung des Verkehrs durch die Baustellenampel führte an der Kreuzung Edisonstraße zu Beginn der Bauarbeiten im Sommer 2018 ebenfalls zu Staus. Als die Baustelle den Kreuzungsbereich verlassen hatte, entspannte sich die Lage wieder. Deshalb war zwar absehbar, dass es auch im Kreuzungsbereich B 9/K 12 durch die provisorische Ampelanlage zu Staus kommen würde, das Ausmaß jedoch war keineswegs absehbar und hat die jetzt erfolgten Anpassungen erforderlich gemacht.“ Die Baustelle wird sich im Zuge des Baufortschritts verändern, so dass auch bei der Verkehrsführung wiederum Anpassungen erforderlich werden. „Selbstverständlich wird versucht, die Beeinträchtigungen für den Verkehr so gering wie möglich zu halten. Ganz ohne Einschränkungen ist eine Baumaßnahme an einem solchen Knotenpunkt jedoch nicht durchführbar“, sagte Laufer. (Andrea Lemke)

Internet of everything

Digitale Lebensadern: Die Rohrbrücken als Träger chemischer Medien werden nun auch für die Glasfaserkabel genutzt. (Foto: Currenta)

Ohne zukunftsweisende Infrastruktur keine Digitalisierung. Das sieht auch Chempark-Leiter Lars Friedrich so: „Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur entscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit von Industriestandorten.“ Genau aus diesem Grund investiert der Chempark-Manager und -Betreiber Currenta rund 20 Millionen Euro in ein redundant ausgelegtes Glasfasernetz in und zwischen den drei Chempark-Standorten. Mit dieser Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn gehören die Chemiestandorte Dormagen, Leverkusen und Krefeld-Uerdingen zu den ersten Chemieparks, die ein hochmodernes und weitflächiges Glasfasernetz realisiert haben. „Currenta erweitert mit Aufbau und Betrieb der Datenautobahn nicht nur sein Produktportfolio, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Standortattraktivität und von Arbeitsplätzen“, so Friedrich. Der rasche Ausbau von 400 Kilometer Glasfaserkabeln war möglich, da Currenta die existierenden Rohrbrücken als Träger chemischer Medien nun auch für die digitalen Medien nutzt. Die Gesamtlänge aller im Glasfaserkabel enthaltenen Datenkabel (Adern) misst mehr als 25.000 Kilometer. Das entspricht dem doppelten Erddurchmesser. Über das Glasfasernetz realisiert Currenta aktuell Bandbreiten pro Gebäudeanschluss mit bis zu zehn Gigabit pro Sekunde. Auf Kundenwunsch sind die Bandbreiten auf 100 und sogar über 1.000 Gigabit pro Sekunde skalierbar. Damit erreicht der Chempark ein Viertel der Datenmenge des zentralen deutschen Internetknotens in Frankfurt am Main (DECIX) – dieser hat einen Datendurchsatz von circa 4.000 Gigabit pro Sekunde (vier Terabit/s). Currenta betreibt jedoch nicht nur eines der schnellsten, sondern auch eines der ausfallsichersten Datennetze, denn alle Glasfaseranschlüsse und Rechenzentren sind doppelt konzipiert. Fällt eine Verbindung aus, so kann der komplette Datenverkehr problemlos auf die identische zweite Netzinfrastruktur umgeleitet werden. Im September 2018 ging die zweispurige Hochgeschwindigkeitsstrecke an den Start und vernetzt seitdem auch die Standorte untereinander. Was noch fehlte, waren die „Abfahrten“ in die Gebäude. Ende des Jahres wechselten dann mit Lanxess und Covestro die ersten Kunden auf das Currenta-Glasfasernetz. Aktuell sind mehr als 170 von geplant 233 Gebäuden von Lanxess, Covestro und Currenta angeschlossen, 35 davon am Standort Dormagen. Bis Ende 2019 werden alle zweifach, also redundant, verbunden sein. (eb/-oli)

Klappe ging nicht auf

In den „atmosphärischen“ Details unterscheiden sich die Darstellungen durchaus, ansonsten stimmen die Angaben zu dem Vorfall aber überein: Am Samstag, 23. März, wollte ein Behinderter, der in einem elektronisch fahrbaren Rollstuhl saß, etwa um 13 Uhr an der Haltestelle „Marktplatz“ in der Dormagener Innenstadt den StadtBus der Linie 884 nehmen. Er stand dazu vor der Bustüre, allerdings ging die Klappe nicht auf, aus der ansonsten die Rampe herauskommt, damit der Rollstuhl in den Bus fahren respektive geschoben werden kann. Es dauerte dann einige Zeit, bis das Problem mit der Klappe behoben war, der behinderte Mann mit seinem Rollstuhl im Bus war und dieser weiter fahren konnte.

Was in der Zwischenzeit in den Gesprächen genau und in welcher Stimmungslage abgelaufen ist, ist nicht mehr so eindeutig. Drei Zeugen, die den Vorfall an der Haltestelle mitbekamen, sprechen davon, dass der Fahrer schlecht gelaunt und in seiner Art sehr pampig, ja nahezu unverschämt gewesen sei. Es sei insgesamt der Eindruck entstanden, er wolle den Behinderten gar nicht mitnehmen. Erst im weiteren Verlauf sei deutlich geworden, dass es ein Problem mit der Klappe gab. Dem Fahrer sei dann sogar angeboten worden, Werkzeug zu besorgen, damit er die Klappe öffnen könne. Es habe dann irgendwann aber auch so geklappt.

Nach Angaben des Geschäftsführers der Stadtbad- und Verkehrsgesellschaft Dormagen (SVGD) mbH, Klaus Schmitz, soll der Fahrer dem Behinderten direkt gesagt haben, dass er die Klappe nicht habe öffnen können. Er habe den Mann daher gebeten, den nächsten Bus zu nehmen. Bei anderen Fahrgästen sei es dann offenbar zu Fehlinterpretationen gekommen: Der Busfahrer habe nämlich, als die Stimmung hoch kochte, teilweise bewusst nicht mehr reagiert, damit die Situation nicht noch mehr eskalierte. „Der Fahrer entschuldigt sich dafür, dass er die Beteiligten geduzt hat. Vorgeschrieben ist, dass die Fahrgäste gesiezt werden“, so Schmitz. Das sei auch Gegenstand entsprechender Schulungen. „Der Vorfall tut uns insgesamt natürlich leid. An der Klappe lag ein technischer Defekt vor“, so Schmitz weiter. Das Problem habe nach etwa 15 Minuten gelöst werden können. „So etwas soll natürlich nicht vorkommen, für die technische Panne können wir uns nur entschuldigen. Der betroffene behinderte Fahrgast kann sich gerne auch noch mal direkt an uns wenden“, betonte der Geschäftsführer. (-oli)

April, April…

Der gestrige Bericht auf meinDORMAGEN über die Vermarktung des Stadtnamens durch den Bürgermeister an einen lokalen Gin-Hersteller und weitere Vermarktungsgespräche mit anderen Unternehmen, die vor Ort ansässig sind, zum Beispiel für die Namensabtretung bei der städtischen Kulturhalle sind natürlich von Anfang bis zum Ende nicht ernst gemeint gewesen. Sie entbehren jeder realen Grundlage. Es handelte sich, passend zum Datum 1. April, um einen April-Scherz, der von der Pressestelle der Stadt Dormagen an die Redaktion herangetragen und vorbereitet wurde. Vielen Dank dafür! Und wer weiß es schon, vielleicht geht in der Redaktion in dieser Woche ja noch ein erster Leserbrief ein, indem sich ein Dormagener, der uns auf den Leim gegangen ist, über den Marketingclou der Stadt beschwert. (-oli)

Stadt vermarktet Namen

Rund 1,5 Millionen Euro spült der Deal in das Stadtsäckel: Ab Montag, 1. April, heißt Dormagen nicht mehr Dormagen – sondern Dormagin. „Ein lukratives Geschäft, das zudem unsere Verbundenheit mit der lokalen Wirtschaft zum Ausdruck bringt“, erklärt Bürgermeister Erik Lierenfeld (auf dem Foto auf der Startseite in der Mitte) die überraschende Zusammenarbeit mit den Spirituosenproduzenten Christian Schillings (links) und Daniel Reuter (rechts), die hinter verschlossenen Türen erfolgreich eingefädelt und vom städtischen Ältestenrat einstimmig abgesegnet wurde. Die Umbenennung ist zunächst auf eine Dauer von 41,5 Monaten befristet. „Weil unser Gin einen Alkoholgehalt von 41,5 Prozent hat“, erläutert Schillings augenzwinkernd.

Die Kosten für die neuen Ortseingangsschilder und die Änderung des städtischen Logos trägt der Gin-Hersteller. „Es ist natürlich eine kostspielige Aktion. Wir setzen aber auf die größtmögliche Öffentlichkeitswirkung – und die kostet eben“, betont Marketingstratege Reuter. Für den Verwaltungschef ist die Vermarktung von städtischen Namensrechten ein zukunftsträchtiges Geschäft mit viel Potenzial, das Gelder in den Stadthaushalt spült, die dort bisher nicht eingeplant waren. Eine win-win-Situation, an der auch die Kommunalpolitiker im Stadtrat ihre helle Freude haben werden, weil sich unerwartet finanzielle Spielräume ergeben.

„Wir befinden uns gerade in Gesprächen mit Amazon. Vielleicht tragen die städtischen Schulen schon bald den Namenszusatz Prime“, hofft Lierenfeld. „DHL“ möchte sein Logistik-Know-how künftig stärker im öffentlichen Sektor einbringen. „Bescheide der Stadt sollen spätestens in fünf Jahren nur noch per Drohne zugestellt werden“, erläutert der Bürgermeister. „Da haben wir in DHL einen Partner, mit dem wir entsprechende Lösungen entwickeln können“, so der Verwaltungschef weiter. Zudem sei „Aldi Süd“ an den Namensrechten der Kulturhalle an der Langemarkstraße interessiert. „Dazu hat das Kulturbüro bereits ein Meeting mit der Agentur von Aldi gehabt“, erzählt der Bürgermeister. Erste Ideen seien dabei entwickelt worden, an deren Ausarbeitung für ein präsentationsreifes Konzept schon gearbeitet würde. Als Claim sei „Große Kultur. Kleiner Preis“ denkbar. Heißen soll die „Kulle“ dann Medion-Halle. Auch das Ticketing für Dormagener Kulturevents soll künftig ganz bequem an der Kasse des Discounters möglich sein. „Den Wocheneinkauf erledigen und die Tickets fürs Konzert am Wochenende direkt dazu kaufen – das gibt es nirgendwo anders“, schwärmt Lierenfeld. „Das gibt es natürlich nur in Dormagin!“ (stp/-oli)

Dritter Sieg in Folge

Es war ein aus Dormagener Sicht grandioser Handballabend am Samstag, 30. März: Vor knapp 1.360 begeisterten Zuschauern gewann der TSV Bayer im Sportcenter gegen den VfL Lübeck-Schwartau in der Zweiten Handball-Bundesliga souverän und völlig verdient mit 31:23 (Halbzeit 16:11). Dabei war die junge Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic dem Gast aus dem hohen Norden fast durchgehend in allen Belangen überlegen. Vor allem die vom starken Heider Thomas (1), der auch im Angriff einige Akzente setzte, erneut hervorragend angeführte Abwehr erwies sich für den VfL immer wieder als unüberwindbares Bollwerk. Im Angriff war beim dritten Sieg des Aufsteigers in Folge Kreisläufer Carl Löfström (5) nach seiner Vertragsverlängerung um gleich zwei Jahre nicht zu stoppen. Der TSV verbesserte sich durch den Erfolg sowie die Punkte 23 und 24 auf den 13. Tabellenplatz. Die ausführliche Berichterstattung folgt am Mittwoch, 3. April, in der nächsten Printausgabe des Rheinischen Anzeigers. (Oliver Baum)

Bezahlbarer Wohnraum

SPD-Landratskandidat Andreas Behncke hat am Mittwochabend, 27. März, im Bürgerhaus Horrem in einer Podiumsdiskssion das Thema der Wohnungsnot im Rhein-Kreis Neuss in den Fokus gerückt. Im Kreisgebiet fehlten, so der Zonser, bis zum Jahr 2030 insgesamt 21.000 neue Wohnungen. Behncke will daher als Landrat, sollte er im kommenden Jahr in dieses Amt gewählt werden, die für den sozialen Wohnungsbau benötigten 5.000 Wohnungen für Familien mit geringem Einkommen oder Alleinstehende bauen. Dafür will er ein Förderprogramm von insgesamt 240 Millionen Euro erstellen, das den Kommunen über zehn Jahre hinweg zum Bau von sozial geförderten Wohnungen dienen soll. Ein großer Teil der Kosten könnte hierbei aus Förderungen vom Land, Bund und der Europäischen Union aufgefangen werden, so der SPD-Fraktionsvorsitzende im Dormagener Stadtrat. Ohnehin wären die 24 Millionen Euro jährlich mit lediglich 4,76 Prozent des Kreishaushaltes ohne eine Gegenfinanzierung zu stemmen. Eine Kreiswohnungsbaugesellschaft, wie sie von der Kreisverwaltung kürzlich vorgeschlagen wurde, lehnt der SPD-Landratskandidat hingegen ab: „Allein die organisatorischen Prozesse dauern bei so etwas in der Regel fünf Jahre. Zudem besitzt der Kreis keine eigenen Grundstücke.“ Sinnvoll sei, so führte er weiter aus, eine neue „Stabsstelle Wohnungsbaukoordination“ in der Kreisverwaltung sowie die Erstellung eines Baulückenkatasters, eine solide Bauberatung und ein Wohnbauflächenmonitoring. Ziel müsse es sein, die Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss bei der Schaffung sozialen Wohnraums zu unterstützen.

Außer Behncke sprachen an dem Abend auch der Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann über die Probleme der Wohnungsnot in Bund und Land. Er stellte das Konzept der NRW-SPD, deren Vorsitzender er ist, vor. Die NRW-SPD fordert unter anderem die Gründung einer Landeswohnungsbaugesellschaft. Im Anschluss daran ging es in das Podiumsgespräch. Neben Hartmann und Behncke diskutierten Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld, der NRW-Vorsitzende des Deutschen Mieterbundes, Hans-Jochem Witzke sowie der Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft im Westen, Alexander Rychter. Letzterer lobte Behnckes innovatives Konzept zur Lösung der Wohnungsnot. Witzke verwies in der Diskussion zudem auf die laufende Petition „Wir wollen wohnen!“ für Mieterschutz und bezahlbaren Wohnraum in NRW. (eb/-oli)