Kreisverkehr in der Kritik

Die Haberlandstraße stellt im Dormagener Verkehrsstraßennetz eine wichtige Nord-Süd-Verbindung zwischen Horrem, dem Malerviertel und der Innenstadt dar. Über sie sind diverse Wohngebiete, das Bahnhofsviertel, das Schulzentrum sowie das städtische Hallenbad erschlossen. Die Verkehrsbelastung liegt nach Angaben der Stadtverwaltung je nach Abschnitt zwischen 6.000 und 7.500 Kraftfahrzeugen (Kfz) pro Tag. Die Knotenpunkte der Haberlandstraße mit der Konrad-Adenauer-Straße und der Robert-Koch-Straße sowie ein Stück weiter mit der Zonser Straße werden aktuell beide „lichtsignalgeregelt“. Der im Jahr 2009 aufgestellte Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Dormagen enthält die Empfehlung, die beiden Knotenpunkte mittelfristig zu Kreisverkehrsplätzen umzubauen. Damit sollen folgende positive Effekte verbunden sein: Reduzierung der Geschwindigkeit; Verstetigung des Verkehrsaufkommens in sogenannten Schwachlastzeiten; Verminderung des Widerstandes in den Knotenpunkten und dadurch Vermeidung des Ausweichens von Fahrzeugen auf untergeordnete Wohnstraßen;  eine für Fußgänger und Schüler „freundliche“ Lösung durch umlaufende Zebrastreifen (keine Wartezeiten für Fußgänger mehr); Aufrechterhaltung einer hohen Verkehrsqualität und Leistungsfähigkeit. So steht es in der entsprechenden Drucksache, die dem städtischen Planungsausschuss Anfang des Jahres vorlag.

In der Bürgerinfoveranstaltung der Stadt in der Aula des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums vor drei Wochen waren die beiden Kreisverkehre ebenfalls Thema – und das durchaus kontrovers. Es wurde deutlich, dass es bei den Anwohnereltern, die Kinder auf der Erich-Kästner-Grundschule und auf dem Gymnasium haben, durchaus starke Vorbehalte gibt. Ein Kind fragte: „Welchen Vorteil haben wir dadurch?“ Bürgermeister Erik Lierenfeld versuchte dies kindgerecht zu erläutern. Der Verwaltungschef verwies zudem darauf, dass die beiden Ampelanlagen in die Jahre gekommen seien. Es müsse in absehbarer Zeit entschieden werden, ob Ersatz angeschafft wird. Ein Vater verwies auf eine Studie zur Schulwegsicherheit der Deutschen Verkehrswacht, wonach für Kinder der sicherste Übergang über eine Kreuzung durch eine Signalanlage gewährleistet ist: „Kinder achten auf Rot oder Grün und wissen, was jeweils zu tun ist.“ Bei einem Zebrastreifen sei ein vorheriger Blickkontakt erforderlich; Kinder wären latent unsicher, ob sie denn nun auf die Straße gehen könnten. Der Bürgermeister möchte sich am Montag, 1. Juli, ab 7.45 Uhr vor Ort ein Bild von den Zuständen im Schul- und Berufsverkehr machen. (Oliver Baum)

Ordnung vor Insektenschutz

Ordnung und Sicherheit gehen vor Arten- oder Insektenschutz.
Foto: ale

Die Menschen sind sensibler geworden, gerade was den Umgang mit der Natur angeht. Vielerorts werden Samenmischungen ausgebracht, die den Insekten einen bunten Tisch an Nahrung liefern. So zum Beispiel am Regenauffangbecken in Straberg. In voller Pracht standen dort Klatschmohn und Co. Standen, denn sie wurden abgemäht. Auch entlang der Landstraße in Richtung Nievenheim wurden die Pflanzen gemäht, obwohl die Straßenpfosten gut zu sehen waren. Auch am vergangenen Mittwoch kam ein Mäher zum Einsatz. Dieses Mal entlang der Landstraße zwischen Straberg und Horrem. „Aber Hauptsache es sieht ordentlich aus“, bemerkte ein Dorfbewohner ironisch. Auf Anfrage nahm Stadtpressesprecher Max Laufer zum Thema wie folgt Stellung: „Die Stadt ist bemüht, eine Balance zu halten – zwischen dem ordentlichen ,Look’, der von vielen Bürgerinnen und Bürgern auch immer noch eingefordert wird, und Blütenreichtum.“ Entlang der Landstraßen ist die Stadt aber nicht zuständig. Entsprechend werden die Rückschnitte dort vom Landesbetrieb Straßen.NRW überregional durchgeführt. „Hier ist es nicht möglich, auf einzelne Pflanzen Rücksicht zu nehmen, da die Verkehrssicherung vorgeht. Leider gilt hier oft Sicherheit vor Schönheit“, so Laufer. Von Seiten der Bürger gab es auch Kritik an sogenannten Radikalrückschnitten von Sträuchern. So wurde beispielsweise in Straberg im „Tutti- Frutti-Viertel“ eine Felsenbirne bis auf Kniehöhe abgesäbelt. „Die von der Stadt beauftragten Firmen haben in der Vergangenheit immer nach der Maßgabe gearbeitet, alles akkurat zu stutzen. Da ist es nachvollziehbar, dass eine Umstellung der Schnittpraxis nicht von heute auf morgen überall reibungslos funktioniert. Das ist ein Lernprozess, bei dem auch Fehler passieren. Es gibt allerdings auch schon erste Erfolge, zum Beispiel am Wahler Berg, in Stürzelberg oder auf verschiedenen Ausgleichflächen“, erklärt Laufer die Hintergründe. Die Stadt hat dennoch die Insekten auf dem Schirm. Anfang Mai hat sich nämlich erstmals der Arbeitskreis „Dormagen tut etwas für Insekten“ unter Beteiligung des städtischen Umweltamtes und der Biologischen Station getroffen. Nicht nur dieses neu gegründete Gremium setzt sich sehr dafür ein, dass Insekten in Dormagen wieder mehr Raum gegeben wird. So wurde zum Beispiel auch festgelegt, dass ab diesem Jahr auf einer Vielzahl von Wiesenflächen die Schnittrhythmen der vergangenen Jahre zum Schutz der Insekten verändert werden. Dabei sei allerdings auch zu bedenken, dass das nicht auf allen Flächen möglich und zur Förderung bestimmter Wiesenpflanzen auch ein früherer, sogenannter Schröpfschnitt vonnöten sei, so der Stadtpressesprecher. So könnten unerwünschte Arten wie beispielsweise der breitblättrige Ampfer, Brennnesseln, Brombeere oder Disteln zurückgedrängt werden. „Die Schnitte erfolgen auf vielen Dormagener Wiesenflächen in enger Zusammenarbeit mit der Biologischen Station“, so Laufer. Von unbedachtem Rückschnitt kann also offenbar nicht die Rede sein, oder doch? (-Andrea Lemke)

Einsatz für Demokratie

Das Plakat zur Aktion.
Repro: ToG

Dormagen und der Rest von Deutschland feiern am Samstag, 15. Juni, den Tag der offenen Gesellschaft (ToG) mit Picknicken und Tischen unter freiem Himmel als Zeichen für eine offene Demokratie. Im vergangenen Jahr feierten die Straberger erstmals mit. Auf dem Linden- Kirch-Platz bauten die Mitstreiter von „Unser Dorf hat Zukunft“ eine Tafel auf. Eingeladen waren Nachbarn, Passanten und Freunde. So wurde ein Raum geschaffen für offene Begegnung und Diskussionen. Auch in diesem Jahr machen die Straberger mit. Aufgerufen ist aber ganz Dormagen, sich am „ToG“ zu beteiligen: Am Tag der offenen Gesellschaft kommen zeitgleich überall Menschen zusammen, stellen Tische und Stühle raus und setzen somit ein großes Zeichen für die offene Gesellschaft. „Wir brauchen Freundlichkeit statt Hetze, Liebe statt Feigheit, Flowerstorms statt Shitstorms“, schreiben die Macher und weiter: „Wir müssen jetzt etwas tun, damit die Feinde der offenen Gesellschaft deswegen gewinnen, weil die Guten in ihren Couchgarnituren sitzegeblieben sind.“ Die Initiative „Tag der offenen Gesellschaft“ ist eine bürgerschaftliche Initiative ohne Parteibindung, die für das politische Gemeinwesen so eintritt, wie es im Grundgesetz formuliert ist. Sie wird von zahlreichen Partnern unterstützt, unter anderem von Amnesty International und vom BVDA (Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter), zu dem auch das SCHAUFENSTER und der Rheinischer Anzeiger gehören. Demokratie braucht Unterstützer und zwar aktive. Daher ruft das SCHAUFENSTER zum Mitmachen auf. Egal, ob Hipster oder Rentnerin, eher konservativ oder weltverbesserisch, schon heimisch oder gerade erst angekommen. Am ToG trifft man sich und es wird gemeinsam gegessen. Egal ob in der Innenstadt, auf dem Dorf oder Picknickdecke, alle können mitmachen. Die Initiative unterstützt jeden Tisch. Es gibt dazu eine Aktionsbox bestehend aus Plakaten, Postkarten, Tischdecke und vielem mehr. Jeder, der mitmacht, sollte den Tisch auf www.tdog19.de/de/ anmelden eintragen. Am Ende entsteht eine bunte Deutschlandkarte, auf der alle Tische eingezeichnet sind. Die, die für eine offene Gesellschaft sind, sind mehr, sie müssen nur raus vor die Türe. Die große Mehrheit der Menschen schätzt es nämlich in einer offenen Gesellschaft zu leben. Also: Tische und Stühle am kommenden Samstag raus. „Nutzen wir unsere Freiheit, um gemeinsam in Aktion zu treten“, so die Initiative. Es muss ja nicht politisch werden, vielleicht ist es am Ende einfach eine schöne Begegnung mit neuen Menschen. Das SCHAUFENSTER freut sich über Fotos von den Tischen. Einfach an „redaktion@schaufenster- online.de“ senden. (-ale/sf)

Deichverband kommt nicht zur Ruhe

Deichgräf Joachim Fischer | Foto: Andrea Lemke

Foto: Andrea Lemke

Der Deichverband Dormagen/Zons lud am vorigen Donnerstag kurzfristig zur 46. Sitzung des Erbentages ein. Wichtigste Punkte: die Abgabe der Planung für die Genehmigung der Sanierung des Deiches und die bevorstehende Erbentagswahl.
Er hatte es bereits im Vorfeld geahnt: Die 46. Sitzung wird keine einfache. Deichgräf Joachim Fischer (79) verwies bereits im Vorfeld auf eine „muntere“ Diskussion. Gut drei Stunden wurden sich die Köpfe im Feuerwehrgerätehaus heiß geredet, nicht mit eingerechnet der nicht-öffentliche Teil der Erbentagssitzung. Dreh- und Angelpunkt der Diskussion: das GEA-Gelände, auf dem die uct beheimatet ist. Bis heute weiß offenbar niemand so genau, wer der Deichverpflichtete, also derjenige, der für dieses Gelände für den Hochwasserschutz verantwortlich ist, ist. Der Erbentag sieht klar die GEA in der Pflicht und hatte bereits entschieden, dass dieser Abschnitt und der Abschnitt neun (Flügeldeich) nicht mit in die aktuellen Planunterlagen der Sanierung einzubeziehen. Die Bezirkgsregierung (Bez- Reg.) Düsseldorf sieht die GEA allerdings nicht in der Pflicht. Vor zwei Wochen hat die GEA zudem wohl die Zustimmung für eine Deichsanierung auf dem Gelände zurückgezogen. Nur unter gewissen Auflagen wie beispielsweise der Gewährleistung, die Hafenarbeiten nicht zu stören, würde sie diese zulassen. „Wie sollen wir das leisten?“, fragte sich Erbentagsmitglied Adolf Pamatat, für den die Stellungnahme wegen des uct-Geländes „rechtlicher Bullshit“ sei. „Wir stecken in einem Kreis und müssen versuchen, da wieder heraus zu kommen“, versuchte Fischer einen Konsens am Ende der sehr langen Diskussion zu finden. Der Erbentag forderte hingegen, dass eine Feststellungsklage so schnell wie möglich beim Verwaltungsgericht eingereicht werden soll, damit rechtlich geklärt wird, wer denn nun der Deichverpflichtete für den Abschnitt acht ist. Zur Güte hatte Fischer kurz zuvor die Möglichkeit prüfen lassen, inwieweit eine Änderung im Genehmigungsverfahren möglich sei. In einer Stellungnahme hatte die BezReg. eingeräumt, dass grundsätzlich gelte, dass Änderungsverfahren im Rahmen der Planfeststellung möglich und üblich seien. Das bedeutet, dass zwischen eingereichten Genehmigungsplanung und der endgültigen Bauausführung Abweichungen möglich seien. Eine Chance die Planungsunterlagen doch rechtzeitig einreichen zu können. Der Deichverband und vor allem Deichgräf Joachim Fischer stehen mit dem Rücken zur Wand. Grund ist, dass die BezReg. die Abgabe der sogenannten „Großen Lösung“ der Deichsanierung bis Ende Juni fordert. Fischer hat nur noch 22 Tage Zeit und befürchtet, dass eine mögliche unvollständige Planung, also ohne die Abschnitte acht und neun, zu einer Rückgabe der Unterlagen führe und schlimmstenfalls sogar zu einer Rückzahlung der Landesförderung von rund vier Millionen Euro für die Planungsphase. Jede Möglichkeit eines Konsens werden vom Erbentag blockiert. Mit dem Beschluss einer Feststellungsklage rückt eine rechtzeitige Fristabgabe in weiter Ferne, vermutlich wird dies auch zu einer heftigen Kostensteigerung der Deichsanierung führen. Leidtragende sind am Ende die Zwangsmitglieder. Die bevorstehende Erbentagswahl am Sonntag, 16. Juni, führte zu weiteren Diskussionen. Inhaltlich ging es um die Frage, dass bei Teileigentum nur einer abstimmen kann, der von allen dazu autorisiert wurde. „Unsere Satzung sieht das so vor, die Bezirksregierung bestätigt dies“, so Fischer. Wie von ihm erwartet, widersprachen die Entscheidungsträger vehement. Wer zahle, müsse auch abstimmen dürfen, so die Erbentagsmitglieder, allen voran Martin Bauers. Eine diesbezügliche Änderung der Satzung ist noch nicht in Kraft getreten. Sollte dies rückwirkend zum 1. April noch geschehen, wäre Geschäftsführer Wilfried Schnitzler bereit für eine entsprechende Änderung. Er räumte ein, dass die bisherige Praxis in der Tat nicht fair sei, aber gelte. Fischer ist noch ein Jahr als Deichgräf im Amt und ein Rücktritt kommt für ihn auf gar keinen Fall in Frage, auch wenn er die Kommunikation mit dem Erbentag teilweise als „reichlich schwierig“ empfindet, wie er zugibt. (-Andrea Lemke)

Weitere TSV-Personalia

Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen hat weitere Weichen für den Kader der Saison 2019/20 gestellt. Personalie Nummer eins: Jakub Štěrba (Foto auf Startseite: Verein) wird ab der nächsten Saison für den TSV Bayer Dormagen spielen: Der bald 23-Jährige unterschrieb am Höhenberg einen Zwei-Jahres-Vertrag. Der Wechsel von der Ersten Liga in Tschechien in die starke Zweite Liga in Deutschland macht für den Rechtsaußen, der zum Kader der Nationalmannschaft Tschechiens gehört und in der Auswahl stand, die das Testspiel im Januar gegen Deutschland in Hannover mit 24:32 verlor, Sinn: „Das ist für mich eine große Herausforderung und die Chance, wichtige Erfahrungen zu sammeln.“ – Personalie Nummer zwei: Heider Thomas hat seinen Vertrag beim TSV um ein Jahr verlängert. „Ich will vor dem vollständigen Einstieg in meine juristische Laufbahn noch ein Jahr Leistungshandball in der Zweiten Liga spielen“, so der 30-jährige Abwehrspezialist, der in der Saisonvorbereitung aufgrund seiner Auslandsstation im Referendariat fehlen wird. „Ich bin mir aber sicher, dass Heider sich nach seiner Rückkehr schnell wieder in die Mannschaft integriert“, so TSV-Trainer Dusko Bilanovic. – Personalie Nummer drei: Der ehemalige Linksaußen Pascal Noll, der zuletzt in der Saison 2016/17 für den TSV in der Dritten Liga spielte und danach in die Zweite Liga nach Saarlouis wechselte, wird an den Höhenberg zurückkehren wird. „Pasi“ wird von einigen Fans sehnsüchtig erwartet; schon Tage vorher waberte das Gerücht über seinen Wechsel durch Dormagen. – Damit dürfte die Kaderplanung der „Wiesel“ für die nächste Saison in der Zweiten Handball-Bundesliga abgeschlossen sein. Am Samstag, 8. Juni, wird beim Saisonfinale ab 18 Uhr im Sportcenter gefeiert. Zunächst spielt die Bilanovic- Truppe gegen den Tabellenletzten Rhein Vikings, dann fließen am Bierwagen vor der Halle 200 Liter Freibier. Im Falle eines weiteren Heimerfolgs käme der Aufsteiger in der Abschlusstabelle auf 33 Punkte. Über ein Relegationsabstiegsturnier mehrerer Teams mit 30 Punkten am Saisonende hatten vor dem verdienten 22:22 (11:10) am vorletzten Spieltag bei Erstliga- Aufsteiger HSG Nordhorn nur noch Skeptiker theoretisiert, die nur auf den Taschenrechner, nicht aber auf das Restprogramm aller möglicherweise betroffenen Teams geschaut hatten. Das Schlimme daran: Eine solche Rechnung wäre alleine mit Blick auf den TSV nur dann aufgegangen, wenn Dormagen die beiden letzten Saisonspiele verloren hätte. Was aber ist das für eine Rechnung, bei der man dem eigenen Team eine Niederlage gegen die seit Monaten abgestiegenen und insolventen Düsseldorfer unterstellt? (Oliver Baum)

Ab in den Park

Rund 280 interessierte Bürger waren der Einladung von Bürgermeister Erik Lierenfeld zu einer Infoveranstaltung der Stadtverwaltung zu aktuellen Themen für den Bereich „Dormagen-Mitte“ in der Aula des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums (BvA) gefolgt. Erwartungsgemäß interessierten sich in der vergangenen Woche die meisten der Teilnehmer für das von der Stadt geplante Neubaugebiet „Beidseits der Beethovenstraße“ (Beethovenquartier).

Lierenfeld skizzierte in seinem Eingangsstatement den bisherigen Verfahrensablauf des Projektes: „Bei dem Architektenwettbewerb, den wir durchgeführt haben, waren am Ende 450 Wohneinheiten Stand der Dinge. Jetzt, im Vorentwurf des Bebauungsplanes, sind wir bei 350 Wohneinheiten.“ Das schon vorliegende Verkehrsgutachten, so der Verwaltungschef, habe belegt, dass auch 450 Wohneinheiten vom Verkehr her „möglich“ seien. Die vorgesehene Bebauung soll etwas für „den kleinen und großen Geldbeutel“ sein und sich von der maximalen Gebäudehöhe her, so Lierenfeld, unterhalb des „atypischen“ Hochhauses an der Ecke Haberlandstraße/Beethovenstraße bewegen.

Vertreter der Interessengemeinschaft (IG) „Mozartstraße“, der mittlerweile auch Bewohner der Schubertstraße, der Sebastian-Bach-Straße und der Robert-Koch-Straße angehören, äußerten insbesondere im Hinblick auf die Gebäudehöhen (Anzahl der Vollgeschosse), die optische Einbindung, das Verkehrsaufkommen und die Vernichtung des vorhandenen, alten Baumbestandes mehrfach und teilweise sehr eindringlich ihre Bedenken. „Die römischen Ziffern in dem Bebauungsplan geben die Zahl der Vollgeschosse an. Wenn dort nicht die maximale Gebäudehöhe genau definiert wird, eröffnet das die Möglichkeit, Staffelgeschosse in beliebiger Anzahl oben drauf zu setzen“, kritisierte Michael Wierich für die IG. Dieter Hartig betonte in diesem Zusammenhang, dass die Angaben der IG in ihrem Flyer auch keine „Lügen“ seien: „Wir haben die tatsächliche Geschossanzahl eingetragen.“ Bei dem in der Mitte des Beethovenquartiers vorgesehenen Gebäude mit fünf Geschossen werde, so Hartig, eine Höhe von bis zu 17 Metern erreicht: „Das wollen wir nicht. In unserem Bereich ist das Maximale zehn Meter.“ Die benachbarten Anwohner befürchten neben dem Schattenwurf vor allem eine Einschränkung ihrer Privatsphäre, weil die Zuzügler ihnen von oben in die Gärten, auf die Terrassen und in ihre Häuser schauen könnten.

Der Bürgermeister wies mehrfach darauf hin, dass es an der Stelle keinen „Dissens“ gebe. Im weiteren Verlauf des Bebauungsplanverfahrens würden die Gebäudehöhen und die genaue Ausführung textlich aufgenommen und damit festgelegt. Es stünde auch noch nicht fest, wie viele Bäume gerade im Bereich des Sportplatzes gefällt werden müssten. „Wir können auch darüber reden, die Anzahl der Wohneinheiten noch mal zu reduzieren und den vorhandenen 5.000 Quadratmeter großen Spielplatz doch nicht zu verlegen“, erklärte Lierenfeld. Um sich ein genaues Bild vor Ort zu machen, haben sich die Vertreter der IG und der Bürgermeister verabredet. Gemeinsam soll eine Begehung des Parks stattfinden. Bei dieser Gelegenheit will die IG Lierenfeld auch die bereits gesammelten Unterschriften übergeben: Mehr als 800 Menschen haben sich gegen die bisherige Dimension der Planungen für das Beethovenquartier ausgesprochen. (Oliver Baum)

Streit um das Personal

Die CDU wirft Bürgermeister Erik Lierenfeld vor, er verlange bei jeder neuen Aufgabe neues Personal. Davon gebe es im Dormagener Rathaus aber genug. Der Verwaltungschef verteidigt sich und wird dabei von der SPD unterstützt.

„Die Aussagen zur städtischen Personalsituation von Bürgermeister Lierenfeld waren typisch für ihn und haben uns wenig überrascht“, reagierte der Dormagener CDU-Parteichef Hans Ludwig Dickers auf ein Interview mit Bürgermeister Erik Lierenfeld, das in einer Tageszeitung erschienen war (Rheinische Post/NGZ vom 25. Mai). „Neue Aufgaben erfordern neues Personal“ – Diese Formel sei einfach, so die CDU, aber in der Sache vollkommen falsch und „zeugt einzig von fehlenden Führungsqualitäten des Bürgermeisters“. Gefragt seien eine intelligente Aufgabenverteilung und ein nachhaltiges Personalmanagement. Genau dabei scheine es dem Bürgermeister an Erfahrung zu mangeln. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Kai Weber: „Es geht nicht darum, Mitarbeiter ,zu verheizen’! Es geht darum, Prozesse in der Verwaltung zu überdenken und neu zu organisieren, so dass die Mitarbeiter von unsinnigen Aufgaben entlastet werden und sich auf das Wesentliche konzentrieren können.“ Führungsqualität eines Verwaltungschefs würde sich in gescheiten Umstrukturierungen zeigen und nicht in purer Personalaufstockung zu Lasten und auf Kosten der jüngeren Generationen. „Diesbezüglich lässt der Bürgermeister entweder mangels Kompetenz oder wegen fehlendem Gestaltungswillen keinerlei Qualitäten erkennen. Es wird mit Blick auf das Ende dieser Wahlperiode höchste Zeit, dass er nicht länger nur ein Bürgermeister für die SPD-Mitglieder oder für einzelne Ortsteile ist, sondern Verantwortung für die gesamte Stadt und für zukünftige Generationen übernimmt“, forderte Dickers in einer Pressemitteilung.

„Dass die Kernkompetenz der CDU nicht gerade im Bereich der Arbeitnehmerfragen liegt, beweist sie mit ihren aktuellen Äußerungen zur städtischen Personalsituation“, reagierte Carsten Müller, Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Dormagen, in einer Pressemitteilung der Sozialdemokraten. „Das Hin- und Herschieben von Personal unter den Gesichtspunkten von Einsparpotentialen als intelligente Aufgabenverteilung und nachhaltiges Personalmanagement zu bezeichnen, ist gegenüber den Menschen, die in der Verwaltung arbeiten, eine Frechheit“, betonte Müller. Lierenfeld hatte in der jüngsten Ratssitzung mehr Personal gefordert, um sein „SOS-Paket“ zur Verbesserung von Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit in der Stadt und insbesondere am Bahnhof bewältigen zu können. Unterstützung bekam und bekommt er dabei von der Personalratsvorsitzenden Renate Dixon, auch in dem Zeitungsinterview. Lierenfeld erhielt zwar die Zustimmung des Rates für seine Vorschläge, allerdings keine für eine Aufstockung des Personals. Der Verwaltungschef hatte auch schon davor öfter darauf hingewiesen, dass neue Aufgaben nur mit neuem Personal zu bewältigen seien. „Ganz abgesehen davon, dass ein Arbeitgeber nicht einfach qualifizierte Mitarbeiter für Reinigungs- und Sicherheitsdienste in den Schicht- und Wochenenddienst versetzen kann und darf, wäre so ein willkürliches Verhalten ein Schritt zurück ins letzte Jahrhundert“, so die stellvertretende SPD-Stadtverbandsvorsitzende Susanne Uhlman. Wenn es laut Weber darum gehe, Prozesse in der Verwaltung zu überdenken und neu zu organisieren, scheine er, so Müller, nicht zu wissen, dass in den Jahren 2015/16 eine umfangreiche Untersuchung der Verwaltung zu den Themenfeldern Aufgabenkritik, Interkommunale Zusammenarbeit und Personalentwicklung gab: „Aus den Ergebnissen wurden und werden die entsprechenden Konsequenzen gezogen. Darüber ist auch die CDU informiert.“ (eb/-oli)