Einsatz für Demokratie

Das Plakat zur Aktion.
Repro: ToG

Dormagen und der Rest von Deutschland feiern am Samstag, 15. Juni, den Tag der offenen Gesellschaft (ToG) mit Picknicken und Tischen unter freiem Himmel als Zeichen für eine offene Demokratie. Im vergangenen Jahr feierten die Straberger erstmals mit. Auf dem Linden- Kirch-Platz bauten die Mitstreiter von „Unser Dorf hat Zukunft“ eine Tafel auf. Eingeladen waren Nachbarn, Passanten und Freunde. So wurde ein Raum geschaffen für offene Begegnung und Diskussionen. Auch in diesem Jahr machen die Straberger mit. Aufgerufen ist aber ganz Dormagen, sich am „ToG“ zu beteiligen: Am Tag der offenen Gesellschaft kommen zeitgleich überall Menschen zusammen, stellen Tische und Stühle raus und setzen somit ein großes Zeichen für die offene Gesellschaft. „Wir brauchen Freundlichkeit statt Hetze, Liebe statt Feigheit, Flowerstorms statt Shitstorms“, schreiben die Macher und weiter: „Wir müssen jetzt etwas tun, damit die Feinde der offenen Gesellschaft deswegen gewinnen, weil die Guten in ihren Couchgarnituren sitzegeblieben sind.“ Die Initiative „Tag der offenen Gesellschaft“ ist eine bürgerschaftliche Initiative ohne Parteibindung, die für das politische Gemeinwesen so eintritt, wie es im Grundgesetz formuliert ist. Sie wird von zahlreichen Partnern unterstützt, unter anderem von Amnesty International und vom BVDA (Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter), zu dem auch das SCHAUFENSTER und der Rheinischer Anzeiger gehören. Demokratie braucht Unterstützer und zwar aktive. Daher ruft das SCHAUFENSTER zum Mitmachen auf. Egal, ob Hipster oder Rentnerin, eher konservativ oder weltverbesserisch, schon heimisch oder gerade erst angekommen. Am ToG trifft man sich und es wird gemeinsam gegessen. Egal ob in der Innenstadt, auf dem Dorf oder Picknickdecke, alle können mitmachen. Die Initiative unterstützt jeden Tisch. Es gibt dazu eine Aktionsbox bestehend aus Plakaten, Postkarten, Tischdecke und vielem mehr. Jeder, der mitmacht, sollte den Tisch auf www.tdog19.de/de/ anmelden eintragen. Am Ende entsteht eine bunte Deutschlandkarte, auf der alle Tische eingezeichnet sind. Die, die für eine offene Gesellschaft sind, sind mehr, sie müssen nur raus vor die Türe. Die große Mehrheit der Menschen schätzt es nämlich in einer offenen Gesellschaft zu leben. Also: Tische und Stühle am kommenden Samstag raus. „Nutzen wir unsere Freiheit, um gemeinsam in Aktion zu treten“, so die Initiative. Es muss ja nicht politisch werden, vielleicht ist es am Ende einfach eine schöne Begegnung mit neuen Menschen. Das SCHAUFENSTER freut sich über Fotos von den Tischen. Einfach an „redaktion@schaufenster- online.de“ senden. (-ale/sf)

Deichverband kommt nicht zur Ruhe

Deichgräf Joachim Fischer | Foto: Andrea Lemke

Foto: Andrea Lemke

Der Deichverband Dormagen/Zons lud am vorigen Donnerstag kurzfristig zur 46. Sitzung des Erbentages ein. Wichtigste Punkte: die Abgabe der Planung für die Genehmigung der Sanierung des Deiches und die bevorstehende Erbentagswahl.
Er hatte es bereits im Vorfeld geahnt: Die 46. Sitzung wird keine einfache. Deichgräf Joachim Fischer (79) verwies bereits im Vorfeld auf eine „muntere“ Diskussion. Gut drei Stunden wurden sich die Köpfe im Feuerwehrgerätehaus heiß geredet, nicht mit eingerechnet der nicht-öffentliche Teil der Erbentagssitzung. Dreh- und Angelpunkt der Diskussion: das GEA-Gelände, auf dem die uct beheimatet ist. Bis heute weiß offenbar niemand so genau, wer der Deichverpflichtete, also derjenige, der für dieses Gelände für den Hochwasserschutz verantwortlich ist, ist. Der Erbentag sieht klar die GEA in der Pflicht und hatte bereits entschieden, dass dieser Abschnitt und der Abschnitt neun (Flügeldeich) nicht mit in die aktuellen Planunterlagen der Sanierung einzubeziehen. Die Bezirkgsregierung (Bez- Reg.) Düsseldorf sieht die GEA allerdings nicht in der Pflicht. Vor zwei Wochen hat die GEA zudem wohl die Zustimmung für eine Deichsanierung auf dem Gelände zurückgezogen. Nur unter gewissen Auflagen wie beispielsweise der Gewährleistung, die Hafenarbeiten nicht zu stören, würde sie diese zulassen. „Wie sollen wir das leisten?“, fragte sich Erbentagsmitglied Adolf Pamatat, für den die Stellungnahme wegen des uct-Geländes „rechtlicher Bullshit“ sei. „Wir stecken in einem Kreis und müssen versuchen, da wieder heraus zu kommen“, versuchte Fischer einen Konsens am Ende der sehr langen Diskussion zu finden. Der Erbentag forderte hingegen, dass eine Feststellungsklage so schnell wie möglich beim Verwaltungsgericht eingereicht werden soll, damit rechtlich geklärt wird, wer denn nun der Deichverpflichtete für den Abschnitt acht ist. Zur Güte hatte Fischer kurz zuvor die Möglichkeit prüfen lassen, inwieweit eine Änderung im Genehmigungsverfahren möglich sei. In einer Stellungnahme hatte die BezReg. eingeräumt, dass grundsätzlich gelte, dass Änderungsverfahren im Rahmen der Planfeststellung möglich und üblich seien. Das bedeutet, dass zwischen eingereichten Genehmigungsplanung und der endgültigen Bauausführung Abweichungen möglich seien. Eine Chance die Planungsunterlagen doch rechtzeitig einreichen zu können. Der Deichverband und vor allem Deichgräf Joachim Fischer stehen mit dem Rücken zur Wand. Grund ist, dass die BezReg. die Abgabe der sogenannten „Großen Lösung“ der Deichsanierung bis Ende Juni fordert. Fischer hat nur noch 22 Tage Zeit und befürchtet, dass eine mögliche unvollständige Planung, also ohne die Abschnitte acht und neun, zu einer Rückgabe der Unterlagen führe und schlimmstenfalls sogar zu einer Rückzahlung der Landesförderung von rund vier Millionen Euro für die Planungsphase. Jede Möglichkeit eines Konsens werden vom Erbentag blockiert. Mit dem Beschluss einer Feststellungsklage rückt eine rechtzeitige Fristabgabe in weiter Ferne, vermutlich wird dies auch zu einer heftigen Kostensteigerung der Deichsanierung führen. Leidtragende sind am Ende die Zwangsmitglieder. Die bevorstehende Erbentagswahl am Sonntag, 16. Juni, führte zu weiteren Diskussionen. Inhaltlich ging es um die Frage, dass bei Teileigentum nur einer abstimmen kann, der von allen dazu autorisiert wurde. „Unsere Satzung sieht das so vor, die Bezirksregierung bestätigt dies“, so Fischer. Wie von ihm erwartet, widersprachen die Entscheidungsträger vehement. Wer zahle, müsse auch abstimmen dürfen, so die Erbentagsmitglieder, allen voran Martin Bauers. Eine diesbezügliche Änderung der Satzung ist noch nicht in Kraft getreten. Sollte dies rückwirkend zum 1. April noch geschehen, wäre Geschäftsführer Wilfried Schnitzler bereit für eine entsprechende Änderung. Er räumte ein, dass die bisherige Praxis in der Tat nicht fair sei, aber gelte. Fischer ist noch ein Jahr als Deichgräf im Amt und ein Rücktritt kommt für ihn auf gar keinen Fall in Frage, auch wenn er die Kommunikation mit dem Erbentag teilweise als „reichlich schwierig“ empfindet, wie er zugibt. (-Andrea Lemke)

Weitere TSV-Personalia

Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen hat weitere Weichen für den Kader der Saison 2019/20 gestellt. Personalie Nummer eins: Jakub Štěrba (Foto auf Startseite: Verein) wird ab der nächsten Saison für den TSV Bayer Dormagen spielen: Der bald 23-Jährige unterschrieb am Höhenberg einen Zwei-Jahres-Vertrag. Der Wechsel von der Ersten Liga in Tschechien in die starke Zweite Liga in Deutschland macht für den Rechtsaußen, der zum Kader der Nationalmannschaft Tschechiens gehört und in der Auswahl stand, die das Testspiel im Januar gegen Deutschland in Hannover mit 24:32 verlor, Sinn: „Das ist für mich eine große Herausforderung und die Chance, wichtige Erfahrungen zu sammeln.“ – Personalie Nummer zwei: Heider Thomas hat seinen Vertrag beim TSV um ein Jahr verlängert. „Ich will vor dem vollständigen Einstieg in meine juristische Laufbahn noch ein Jahr Leistungshandball in der Zweiten Liga spielen“, so der 30-jährige Abwehrspezialist, der in der Saisonvorbereitung aufgrund seiner Auslandsstation im Referendariat fehlen wird. „Ich bin mir aber sicher, dass Heider sich nach seiner Rückkehr schnell wieder in die Mannschaft integriert“, so TSV-Trainer Dusko Bilanovic. – Personalie Nummer drei: Der ehemalige Linksaußen Pascal Noll, der zuletzt in der Saison 2016/17 für den TSV in der Dritten Liga spielte und danach in die Zweite Liga nach Saarlouis wechselte, wird an den Höhenberg zurückkehren wird. „Pasi“ wird von einigen Fans sehnsüchtig erwartet; schon Tage vorher waberte das Gerücht über seinen Wechsel durch Dormagen. – Damit dürfte die Kaderplanung der „Wiesel“ für die nächste Saison in der Zweiten Handball-Bundesliga abgeschlossen sein. Am Samstag, 8. Juni, wird beim Saisonfinale ab 18 Uhr im Sportcenter gefeiert. Zunächst spielt die Bilanovic- Truppe gegen den Tabellenletzten Rhein Vikings, dann fließen am Bierwagen vor der Halle 200 Liter Freibier. Im Falle eines weiteren Heimerfolgs käme der Aufsteiger in der Abschlusstabelle auf 33 Punkte. Über ein Relegationsabstiegsturnier mehrerer Teams mit 30 Punkten am Saisonende hatten vor dem verdienten 22:22 (11:10) am vorletzten Spieltag bei Erstliga- Aufsteiger HSG Nordhorn nur noch Skeptiker theoretisiert, die nur auf den Taschenrechner, nicht aber auf das Restprogramm aller möglicherweise betroffenen Teams geschaut hatten. Das Schlimme daran: Eine solche Rechnung wäre alleine mit Blick auf den TSV nur dann aufgegangen, wenn Dormagen die beiden letzten Saisonspiele verloren hätte. Was aber ist das für eine Rechnung, bei der man dem eigenen Team eine Niederlage gegen die seit Monaten abgestiegenen und insolventen Düsseldorfer unterstellt? (Oliver Baum)

Riesenvögel live erleben

Live einen Weißkopfseeadler fliegen sehen, das ist im Rahmen der Tannenbuschwoche möglich. (Foto: Greifvogelstation Hellenthal)

Die Greifvogelstation Hellenthal im Herzen der Eifel ist wohl eine der ältesten und größten Anlagen ihrer Art in Mitteleuropa. Vom faustgroßen Sperlingskauz bis zum riesigen Andenkondor mit drei Metern Flügelspannweite haben dort viele verschiedene Greifvogel- und Eulenarten ihr Zuhause. Einmal einem Weißkopfseeadler ganz nahe sein, dafür muss niemand in die Eifel fahren, sondern kann dies im Rahmen der Tannenbusch-Woche live erleben und das kostenlos. „Das ist im Rhein-Kreis Neuss einzigartig“, wie Guido Schenk, Mitorganisator der Tannenbusch- Woche, verrät. Am Sonntag, 12. Mai, werden die Tiere im Rahmen der Eröffnungsfeier von 11 bis 17 Uhr im freien Flug präsentiert. Eine Chance, bei der Besucher am besten die majestätischen Vögel hautnah erleben können. Karl Fischer, einer der Eigentümer der Greifvogelstation, hat dem SCHAUFENSTER verraten, welche Vögel nach Dormagen kommen. „Wir haben einen Jagdfalken mit dabei, der Fluggeschwindigkeiten von bis zu 260 Stundenkilometern erreichen kann. Auch ein Andenadler aus den USA ist mit dabei. Der bringt ein stolzes Gewicht von 2,5 Kilogramm auf die Waage und seine Spannbreite ist zwei Meter.“ Zu sehen sein wird auch ein Weißkopfseeadler. „Dabei ist spannend, dass diese Vögel reine Segelflieger sind“, erklärt Fischer. Die Gelegenheit einen Wüstenbussard mit seinen großen Krallen live zu erleben, gibt es ebenfalls. „Das Besondere an ihnen ist, dass sie Kombinationsjäger sind und in der Gruppe jagen. Einer ist der Ablenker, einer der Jäger und einer der Fänger. Sie jagen Tauben und Kaninchen“, so Fischer. Als besondere Attraktion können sich die Besucher auch den „König der Lüfte“, der Weißkopfseeadler, auf die Faust setzen und sich damit fotografieren lassen. Berührungsängste haben die Majestäten der Lüfte nicht, denn manche unter ihnen sind richtige Filmstars. Sie haben schon im Tatort oder in Wissenssendungen mitgewirkt, sind bei den Karl May-Festspielen in Bad Elpse aufgetreten oder waren zu Gast beim großen Reitturnier „CHIO“ in Aachen. Warum und wie ist dies möglich? „Wir investieren viel Zeit und Engagement in eine sorgfältige und intensive Ausbildung unserer Greifvögel. Das sich in dieser Zeit aufbauende, sehr enge Vertrauensverhältnis bewirkt, dass der Greif seinem Falkner auch an fremden Orten vertraut und folgsam zu ihm zurückkehrt“, erklärt Fischer. Also, auf zur Tannenbusch- Woche! (-A. Lemke)

Mobbing – was tun?

Als Opfer von Mobbing ist man meist allein. (Foto: Colourbox 27158507/Alfred Hofer)

Wer am Arbeitsplatz gemobbt wird, kann sich in aller Regel wehren. Nicht ganz so einfach ist es bei Kindern. Wie sollen sie sich wehren? Wer hilft, wenn ein Kind Opfer von Mobbing geworden ist? Die Osterferien sind vorbei und die Schule läuft seit dieser Woche wieder. Das heißt für die Kinder und Jugendlichen jeden Morgen wieder früh aufstehen und ab in die Penne. In der Regel kein Problem. Doch manche Schüler haben bereits morgens beim Aufstehen regelrecht Bauchschmerzen. Grund: drohender Ärger oder, besser gesagt, Mobbing während des Unterrichts. Kinder können gemein untereinander sein. Das ist nicht neu. Doch was tun, wenn das eigene Kind gemobbt wird, wobei dies nicht mit kurzzeitigen Konflikten, Streitereien, aggressiven Auseinandersetzungen oder Ausgrenzungen unter Kindern und Erwachsenen verwechselt werden darf. Viele Kinder und Jugendliche trauen sich nicht dies zu sagen aus Angst, es könnte schlimmer werden. Manche aber vertrauen sich ihren Eltern an. Ein Kind hat dies getan. An einer Dormagener Schule wird eine Grundschülerin laut Aussage ihrer Mutter seit zwei Jahren gemobbt inklusive tätlicher Angriffe. Ärztliche Attests zeugen davon. Aus Rücksicht auf das Kind nennt meinDORMAGEN weder Name des Mädchens noch die Schule. Die Mutter hat nach eigenen Aussagen gehandelt, erst Lehrer angesprochen, dann die Schulleitung. Doch es habe ihr niemand konkret geholfen. Es ging so weit, dass sie sich am Ende einen Anwalt genommen hat. Seit diesem Jahr kommt offenbar Bewegung in die „Affäre“. Sicherlich ist dies kein Einzelfall. Häufig sind die Erwachsenen ratlos oder schauen weg, während die Opfer, egal ob Kinder oder Erwachsene, die Schuld bei sich selbst suchen und zunehmend in eine soziale Isolation geraten. Lehrer sind meist überrascht, wenn sie auf Mobbing in einer Klasse angesprochen werden. Denn die Schikanen geschehen oft zu subtil und meist außerhalb des Unterrichts, während der Pausen oder auf dem Schulweg. Je länger Mobbing andauert, um so schwieriger ist es, eine Lösung zu finden. Meist hat dies dann körperliche oder seelische Folgen für die Betroffenen. Nur die wenigsten wissen, wie sie sich in solch einem Fall verhalten sollen, wie ihnen geholfen werden kann. „Zunächst sollten sich betroffene Eltern mit der Schule in Verbindung setzen. Am besten erst einmal mit dem Klassenlehrer. Die stehen beratend zur Verfügung, um zeitnah eine Lösung herbeizuführen. Nützt dies nichts, wäre der nächste Schritt ein Gespräch mit der Schulleitung. Geschieht dann immer noch nichts, sind wir der richtige Ansprechpartner“, erklärt Annette Anner von der Schulaufsicht des Rhein-Kreis Neuss, zuständig für Dormagen. In der Regel werde dann ein Gespräch mit den betroffenen Kindern, also „Opfer“ und „Täter“ gesucht. „Meist lassen sich diese Probleme gut lösen. Es gibt viele Ansätze, die im Fall von Mobbing helfen“, so Anner. So gibt es beispielsweise Beratungsgespräche, an denen sowohl Vertreter des Kommunalen Integrationszentrums des Rhein-Kreises Neuss, Lehrer, aber auch Schulsozialarbeiter teilnehmen. Zudem können sogenannte Sozialtrainings anberaumt werden. Unabhängig vom Einzelfall können sich Eltern zum Thema Mobbing an Schulen auch mit dem Jugendamt der Stadt Dormagen in Verbindung setzen. Die Kollegen dort bieten in diesen Fällen ebenfalls ihre Unterstützung beim Eltern-Schule-Gespräch an. Und es kann jederzeit die Hilfe oder Unterstützung durch den Schulpsychologischen Dienst des Rhein-Kreises Neuss in Anspruch genommen werden, der auch Sprechstunden im Familienbüro der Stadt Dormagen anbietet und zwar jeden zweiten Dienstag von 14 bis 16 Uhr. Im Fall des Mädchens wurde dem SCHAUFENSTER von Seiten der Schule mitgeteilt: „Bezüglich Ihrer Anfrage kann ich Ihnen mitteilen, dass ich mit der Beschwerdeführerin in engem Austausch stehe.“ Die Mutter bestätigte, dass es nun besser geworden sei und es zum Glück keine tätlichen Angriffe mehr gäbe, allerdings werde ihre Tochter noch verbal über Nachrichten-Apps attackiert. (-Andrea Lemke)

Fünf Tage Jerusalem

Michael Conrad war von Jerusalem sehr begeistert. (Foto: Michael Conrad)

Michael Conrad hat im März an einem Halbmarathon in Jerusalem teilgenommen und berichtet von einer unbeschreiblichen Erfahrung. Eine schöne Geschichte gerade zur jetzigen Osterzeit.
Vor einigen Jahren kam mir die Idee, meine Lauffreude mit dem Eintauchen in die Stadt in den judäischen Bergen, den Stätten von Altem und Neuem Testament, des Islam zu verbinden. Ich möchte am Jerusalem-Marathon teilnehmen und dabei den Halbmarathon bestreiten – 21 Kilometer vor einmaligem Hintergrund. Als ich Mitte März aufbreche, um diese Idee wahr werden zu lassen, mache ich mich bereit, einzutauchen. Einzutauchen in die Begegnung mit Kulturen und Menschen, Historie und Aktualität, Geschichte und Moderne. So genieße ich nach meiner Ankunft am ersten Abend im Viertel rund um den Markt Mahane Yehuda das Treiben, die Vielfalt der Menschen, ihre ansteckende fröhliche Stimmung. Ich bin bereit! Am Morgen wache ich gewohnt früh auf. Ich beschließe, das Frühstück im Hotel gegen die Morgenstimmung an der Grabeskirche, den Gang nach Golgatha zu tauschen. Der Weg dahin birgt ganz irdische Hindernisse: Es ist nicht einfach, ohne Sprach- und ohne Schriftkenntnisse eine Fahrkarte für die Straßenbahn zu lösen. Ich entdecke den kleinen Hinweis „English“ und das Meer hebräischer Schriftzeichen löst sich auf. Es kann losgehen. Und in der Tat: kurz nach acht erlebe ich den Platz vor der Grabeskirche fast menschenleer. Er lädt ein, zu verweilen. Ich setze mich auf die Stufen, genieße die Ruhe. Mit dieser Ruhe ist es vorbei, als ich die Kirche betrete. Auf Golgatha, der „Schädelstätte“, der Stelle der Kreuzigung Jesu wird eine orthodoxe Andacht gehalten. Liturgische Gesänge, Weihrauch, inbrünstige Gebete. Überraschend und intensiv. Ich kehre zurück nach Mahade Yehuda, besuche den berühmten Markt, den „Shuk“, lasse mich treiben. Die Sonne scheint. So viele Aromen, Farben, Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, ein buntes Treiben, eine tolle, lebendige Atmosphäre. In den Cafés des Marktes hole ich das Frühstück nach. Was für ein Auftakt in „mein“ Jerusalem! Nach einem inspirierenden Treffen mit Freunden im Hotel bringt mich der Nachmittag wieder in die Altstadt und auf den Berg Zion. Ich erlebe 3.000 Jahre Geschichte, Stätten der Menschheit. Um das Grab König Davids liegt eine Synagoge. Freundlich empfängt mich ein älterer Jude. Ich erlebe – wie so oft – keine Berührungsängste und sage leise „toda“ (Danke). Eine Holocaustgedenkstätte sowie der Zugang zum Grab Oskar Schindlers sind leider verschlossen. Dennoch: Am Eingang halte ich inne. Oskar Schindler, Gerechter unter den Völkern. Kein Vergessen, nie wieder, wir sind mehr! Der Saal des ersten Abendmahls, dieser Geburtsort der Christenheit, ist von schöner Schlichtheit. Aufgefüllt von Besucherströmen aus aller Welt. Nur wenig später stehe ich vor der Klagemauer, der Western Wall des zerstörten Tempels, Zentrum des Judentums. Darüber erhebt sich majestätisch die Goldene Kuppel des Felsendoms, eine der heiligsten Stätten des Islams. Der Platz liegt friedlich, intensive Quelle allen Glaubens. Schalom Yerushalayim! Salam al-Quds! Am nächsten Tag stoße ich beim Frühstück zu meiner Laufgruppe. Ein sympathisches Team von 21 Läufern und vier Begleitpersonen um Reiseleiter Nils. Freundliche, fröhliche Stimmung, eine gespannte, erwartungsvolle Atmosphäre vor dem Wettkampf. Ein erster Ausflug mit unserer Fremdenführerin Dina bringt uns auf den Ölberg. Nach dem Blick über die Stadt gehen wir zu Fuß bergab zum Garten Gethsemane. Der Gang bringt eine besondere Erfahrung: Es regnet aus allen Richtungen nur nicht von oben, ein kalter Wind pfeift. Wir sind klitschnass. Aber es lohnt: Gethsemane, von Gat-Schmanim – Ölpresse ist ein Ort besonderer Ausstrahlung. Alte Olivenbäume mit Blick auf das nun verschlossene Goldene Tor, durch das Jesus Palmsonntag die Stadt betreten haben soll. In der Kirche der Nationen finden wir die Stätten des Gebets voller Angst, des Verrats, der Verhaftung Jesu. Der Ort fesselt irgendwie. Am Ausgang liegen Olivenzweige zum Mitnehmen, ein schönes Andenken. Zurück in der Altstadt bringt uns der Gang über die Via Dolorosa und durch die verschiedenen Viertel. Moslems, Juden, Christen, Armenier haben ihre Bereiche mit eigenem Flair. Römer und andere haben Spuren hinterlassen. Vielfältiges Jerusalem. Freitag, Lauftag! Wegen des anstehenden Sabbats startet der Lauf früh. Das heißt: 4.30 Uhr aufstehen, leichtes Frühstück, parat machen. Um 6 Uhr Abmarsch zum Startplatz im Sacher Park nahe der Knesset. Bereits eine Dreiviertelstunde später startet der Halbmarathon. Die Sonne kämpft sich durch, die Nässe auf den Straßen verdampft. Es wird warm, es wird ein herrlicher Tag! Los geht’s. Ich genieße den Lauf, das Umfeld, die Atmosphäre. Mein Traum wird wahr. Wir laufen vom Sacher Park Richtung Altstadt. Es geht hinauf zum Jaffa Tor. Oben auf den Zinnen der Stadtmauer winkt ein grüner Vogel, am Rand stehen Clowns, klatschen uns ab. Wir laufen durch das armenische Viertel, zum Zionstor geht es wieder hinaus, weiter durch die Stadt. Was für ein Ambiente. Das hier irgendwo tatsächlich eine Gruppe Dormagener steht und anfeuert, ahne ich nicht. Das Terrain ist hügelig. Es geht ständig auf und ab. Es zehrt, es schmerzt. Ich werde langsamer. Es ist mir egal. Die Stimmung an der Strecke ist großartig. Ich laufe in Jerusalem! Lang und zäh zieht sich die Zielgerade fast drei Kilometer bergauf. Das ist nicht fair, verlängert aber das Erlebnis. Am Ende bin ich geschafft, habe es geschafft und bin happy. Nachmittags treffen wir uns in der Lobby. Die Anspannung ist gewichen. Wir sind im Ziel, tauschen Eindrücke und Emotionen, strahlende Gesichter. Fröhlich schlendern wir nochmals durch die Altstadt. Gehen zur Klagemauer, Erleben das Treiben auf dem Platz. Und wir erleben, wie sich der Sabbat langsam und feierlich über die Stadt legt. Die Straßenbahn fährt nicht mehr, der Lift im Hotel fährt jetzt ununterbrochen. Die Kaffeemaschine ist stillgelegt. Feuer machen ist nicht erlaubt an Sabbat. Auch das ist Jerusalem. Ein letzter Ausflug führt uns auch durch die West Bank, zeigt die Besonderheiten und die Zerbrechlichkeit des Landes, der Region. Eine Mauer trennt die Gebiete. Bedrückend, das zu sehen. Dann ist es Zeit, Abschied zu nehmen von Jerusalem. Von dieser vielfältigen Stadt, den Kulturen, den Menschen, Emotionen und Inspiration. Ich habe ein friedliches fröhliches Jerusalem erlebt. Das wünsche ich den Menschen hier, der Stadt, der Region. Schalom, salam! Und ich sage danke. Danke Nils und Deinem Team für Lebenslust und perfekte Organisation. Danke Dina für Deine herzliche Art und Führungen durch Stadt und Land, Gespräche über Besonderheiten der Menschen und ihre Gefühle. Und danke, Jerusalem! Du warst ein Geschenk.

Kein Respekt vor Toten

Dort, wo früher eine Madonna stand, ist jetzt nichts mehr. (Foto: privat)

Keine Skrupel empfanden Täter in der vergangenen Woche, als sie Gräber schändeten, indem sie teure Bronzefiguren mitgehen ließen. Es war ein Schock für Hanne Breitmar und ihren Ehemann Hans-Willi, als sie am vergangenen Sonntag durch einen Anruf davon erfuhren, dass die Madonna-Figur samt Kind aus Bronze von ihrem Familiengrab auf dem Friedhof an der Mathias-Giesen-Straße gestohlen worden war. Noch in der vorigen Woche hatte Hanne Breitmar liebevoll das Grab schön hergerichtet. Und nun das! „Mein Mann war völlig fertig, als er von dem Diebstahl erfuhr. Die Madonna war nämlich ein Geschenk“, erklärt sie. Noch zu Lebzeiten hatte sich ihre Schwiegermutter eine Madonna gewünscht. Ihre Kinder hatten ihr diesen Wunsch erfüllt. „An Muttertag vor elf Jahren haben die Kinder ihr diese Statue geschenkt. Neben dem finanziellen Schaden ist für uns daher der ideelle Wert unbezahlbar“, fährt Hanne Breitmar fort. Noch am vergangenen Sonntag erstattete sie Anzeige bei der Polizei. Der Diebstahl der Figur ihres Familiengrabs war kein Einzelfall. Die Polizei registrierte gleich mehrere Fälle dieser Art auf den Gräbern dieses Friedhofs. Im Zeitraum vom 8. April bis zum 15. April entwendeten Unbekannte vorwiegend Bronze- und Messingskulpturen von bisher fünf Gräbern. Die entwendeten Gegenstände haben zum Teil einen vierstelligen Wert. Die Kriminalpolizei ermittelt. Wer Hinweise zu möglichen Tätern oder zum Verbleib der Beute geben kann, wird gebeten sich mit der Polizei unter Tel. 02131/30 00 in Verbindung zu setzen. Die Familie Breitmar hat bereits einer neue Madonna-Figur in Auftrag gegeben, aber „sie wird nicht die gleiche Erinnerung haben, sondern uns immer an diese unsägliche Grabschändung erinnern.“( -Andrea Lemke)