Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen wird den am 30. Juni 2019 auslaufenden Vertrag mit Trainer Ulli Kriebel nicht verlängern. Die Entscheidung, die Zusammenarbeit zu beenden, fiel im Einvernehmen zwischen Handball-Geschäftsführer Björn Barthel und dem dreiköpfigen Kompetenzteam. Sie wurde dem Coach frühzeitig mitgeteilt, sollte aber erst in der zweiwöchigen Spielpause Ende Oktober veröffentlicht werden.
Doch es kam anders, obwohl es eine entsprechende Absprache gegeben haben soll. Schon vor rund zwei Wochen ploppte ein in der Öffentlichkeit allerdings so gut wie gar nicht registrierter Post im Online-Forum „Handballecke“ auf. Da war es nur ein Gerücht in Bezug auf Kriebel, das hinterfragt wurde. Doch am vergangenen Dienstag wurde der Vorgang öffentlich: Im Solinger Tageblatt erschien auf der Lokalsportseite ein Artikel mit der Überschrift „Trainer Ulli Kriebel verlässt Dormagen“. Darin erklärte der 40-Jährige, er werde sich zu neuen Saison neu orientieren. „Die Gespräche mit Dormagen sind abgeschlossen. Es obliegt dem Verein, darüber zu informieren“, wird der dreifache Familienvater, der mitten in der Saisonvorbereitung überraschenderweise einen zweiwöchigen Urlaub in Holland dazwischenschob und vor Ort phasenweise von Co-Trainer Peer Pütz vertreten wurde, in der Ausgabe direkt zitiert. Der Artikel machte dann auch gleich die Runde – zunächst in der WhatsApp-Gruppe der zweiten Mannschaft des TSV, die in der Oberliga spielt. Doch auch schon vorher war gerüchteweise zu hören, dass Spieler der ersten Mannschaft irgendwie erfahren hatten, dass Kriebel zum Saisonende gehen muss. Der Diplom-Ingenieur im Maschinenbau, der Vollzeit arbeitet, das Trainergeschäft also nur im Nebenberuf betreibt, hatte nach Informationen des SCHAUFENSTERS die Verantwortlichen dazu gedrängt, die Personalie sofort bekannt zu geben. Diesem Wunsch folgten Geschäftsführer und Kompetenzteam offenbar nicht. Statt dessen präferierte der TSV die Lösung „Ende Oktober in der Spielpause“. An diese Absprache hat sich Kriebel offenbar nicht gehalten, wenn er denn in dem Artikel im Solinger Tageblatt nicht falsch und (oder) nicht unautorisiert zitiert worden ist.
Die Personalentscheidung dürfte nicht wenige Fans des Dormagener Handballs überraschen – zumal der TSV Bayer Dormagen als Aufsteiger nach dem überraschenden 37:29-Erfolg beim TV Emsdetten am vergangenen Dienstagabend mit 7:7 Punkten insgesamt gut in die Spielzeit gestartet ist. (Gestern Abend fand nach Drucklegung dieser Ausgabe das Heimspiel gegen den Tabellenzweiten TUSEM Essen statt.) Doch die Verantwortlichen am Höhenberg sind offensichtlich frühzeitig zu einer anderen Einschätzung gekommen. Ihr Ziel: In dieser Saison soll unbedingt der Klassenerhalt gelingen, um sich dann dauerhaft in der Zweiten Liga zu etablieren. Diese perspektivische Zielsetzung erfordert aber wohl eine weitere Professionalisierung – auch auf der Position des Cheftrainers. Barthel erklärte auf Anfrage des SCHAUFENSTERS am vergangenen Donnerstag: „Ich muss mit Ulli Kriebel erst mal über den Artikel sprechen. Die Mannschaft werden wir aber vor dem Spiel gegen Essen nicht noch offiziell informieren.“ In der nächsten Woche werde eine offizielle Pressemitteilung folgen. (Oliver Baum)