Die Stadt Dormagen und insbesondere ihr Eigenbetrieb für die Gebäudewirtschaft kommt nicht nur bei den Schulsanierungen, sondern auch bei den Bauprojekten für die Kindertagesstätten nicht hinterher. Davon betroffen ist auch die Kindertagesstätte (Kita) an der Nettergasse, die zum 1. August 2021 umgezogen sein soll – in die neue Kita, die an der Haberlandstraße gebaut wird.
In der Drucksache für die jüngste Sitzung des Jugendhilfeausschusses musste der Erste Beigeordnete Robert Krumbein „die Hosen runterlassen“: Der Neubau an der Haberlandstraße verzögert sich nämlich. Die Vergabe an einen Generalunternehmer ist zwar erfolgt, aber die Fertigstellung ist auf das Kindergartenjahr 2021/22 verschoben. Doch warum wird eigentlich die Betreuungseinrichtung an der Nettergasse, die seit August vergangenen Jahres aus Kapazitätsgründen den Betrieb auch in einem Raummodul aufrechterhalten muss, aufgegeben. In der Verwaltungsdarstellung wird dazu „aufgrund des schlechten Gebäudezustandes“ angegeben. Träger dieser Kita ist die Dormagener Sozialdienst (DoS) gGmbH. Die informierte im Februar vergangenen Jahres die Eltern per Aushang darüber, dass zwar der Neubau der Kita geplant sei, die Suche nach einem Ersatzstandort bisher aber erfolglos verlaufen sei. Im Gespräch war dabei auch das Areal des Augustinushauses. Die „Große Flohkiste“ müsse mangels Alternativen und drängender Kapazitätsprobleme daher in den Neubau an die Haberlandstraße umziehen.
Doch warum ist ein Abriss des alten Gebäudes und ein Neubau am bisherigen Standort keine Alternative, zumal das Grundstück dies von seiner Größe her mit Übergangslösungen durchaus hergeben würde? Aus Elternkreisen ist dazu zu hören, dass ihnen gesagt worden sei, die katholische Kirche als Eigentümerin plane eine anderweitige Nutzung des Grundstücks. Das sei schon lange klar und bekannt. Der Eigentümer habe zudem bisher schon einige Geduld bewiesen und die jetzige Nutzung durch die DoS mit dem Betrieb einer Kita, die übrigens davor in kirchlicher Trägerschaft geführt wurde, länger als vorgesehen gestattet. Was sagt die Kirchengemeinde dazu? Pfarrer Peter Stelten weist Schuldzuweisungen zurück. „Der schwarze Peter ist nicht zwei Meter groß“, spielt der Geistliche auf seine Körpergröße an. Er habe sich über den Aushang im Februar 2019 geärgert, aber Ruhe bewahrt, denn die Kirchengemeinde mache der Stadt überhaupt keinen Druck. Im Jahr 2016 habe die Verwaltung der Kirchengemeinde „im O-Ton“ gesagt, dass die Kita „in zwei Jahren weg ist“, so Stelten. Es werde seitens der Stadt nur noch das investiert, was notwendig sei. Die „Flohkiste“ ist immer noch vor Ort und die Kirchengemeinde sei im vergangenen Jahr auch mit der Container-Lösung für die neue U3-Gruppe einverstanden gewesen. „Richtig ist, dass der Caritas-Verband Interesse an dem Grundstück hat. Das geht in Richtung Beratung und Soziales Wohnen. Aber dazu gibt es keine konkrete Planung und keinen Zeitdruck“, so Stelten. (Oliver Baum)