Sie dauert immer länger und wird immer teurer: Das ist die Bilanz der Sanierung und Erweiterung der Sekundarschule Dormagen bis heute. Nun soll das Projekt einer Neuausrichtung unterzogen werden, wie Bürgermeister Erik Lierenfeld am Donnerstagnachmittag, 14. Mai, in einer städtischen Presseinformation ankündigte: „Es gab bei diesem Projekt von Beginn an eklatante Fehler, da gibt es nichts zu beschönigen“, so Lierenfeld. Nachdem Kämmerin Tanja Gaspers die Stadt verlassen hat, ist der Verwaltungschef selber für den Eigenbetrieb in der Verantwortung. Lierenfeld kündigte an, dass „diese Fehler aufgearbeitet werden und sich in Zukunft nicht wiederholen“. Dazu bedürfe es eines engeren Controllings, einer besseren Kommunikation zwischen Eigenbetrieb und Projektsteuerer sowie größerer Transparenz. Diese Prinzipien für ein verbessertes Baumanagement würden bereits umgesetzt, so der Bürgermeister. In der Corona-Krise komme ein weiterer Aspekt hinzu: „Der Schulalltag wird nicht mehr derselbe sein. Lernen wird in Zukunft noch stärker von Digitalisierung geprägt sein. Darin sind sich alle Experten einig“, erläutert Schuldezernent Robert Krumbein. „Außerdem sehen wir aktuell, wie unsere Schulen versuchen, sich auf die neuen Anforderungen an den Infektionsschutz einzustellen. Ich betrachte es daher als Chance, diese Dinge bei einem solchen Bauvorhaben mit zu berücksichtigen“, so Lierenfeld. Ein überarbeiteter Bauzeitenplan soll in den nächsten Wochen vorgestellt werden. Zuletzt war der Erstbietende bei der EU-weiten Ausschreibung der Rohbau- und Sanierungsleistungen abgesprungen, weswegen die Vergabe an den Zweitbietenden erfolgen musste. Weitere Kostensteigerungen und Verzögerungen seien künftig nicht auszuschließen, sondern zu erwarten, so Lierenfeld: „Wir sind im ursprünglichen Zeitplan bereits mehr als ein Jahr hintendran.“ Es gehe darum, mit strukturierter und engagierter gemeinsamer Arbeit dafür zu sorgen, dass das Projekt endlich zu Ende geführt wird. So wird künftig ein „Monitorer“ eingesetzt, der das Projekt eng begleitet, überwacht und dafür sorgt, dass Entscheidungen schnell getroffen und neue Entwicklungen unverzüglich kommuniziert werden können. Das Merkwürdige daran: Bisher durfte der interessierte Bürger und Beobachter davon ausgehen, dass genau dies auch zu den Aufgaben des externen Projektsteuerers gehört. Zudem wird sich der Verwaltungsvorstand ab sofort alle 14 Tage persönlich vor Ort über den Baufortschritt informieren.
Beim „LernOrt Horrem“ (Sanierung und Erweiterung der Christoph-Rensing-Grundschule) hat der Eigenbetrieb nach Angaben der Stadt ein weiteres Gutachten beauftragt. „Anhand der aktuellen Feststellungen müssen wir mit einem Kostenvolumen von rund 21 Millionen Euro bei einer höchst komplizierten Baumaßnahme rechnen“, erklärte Eigenbetriebs-Leiter Frank Wolfgramm. Ursprünglich lag der Kostenansatz bei unter 13 Millionen Euro. Die Stadt spricht sich mittlerweile für einen Neubau aus. „Wir werden nicht denselben Fehler wiederholen und im Bestand sanieren, wenn die Kostenrisiken zu groß sind, auch wenn dann die bisherigen Planungen obsolet wären“, betonte Lierenfeld.
Mit der Aula des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums (BvA) ist derweil ein Teil eines städtischen Gebäude gesperrt worden, dessen umfassende Sanierung vom Bürgermeister am 10. Februar 2019 beim städtischen Neujahrsempfang bis auf einige Restarbeiten und Mängelbeseitigungen eigentlich sinngemäß als abgeschlossen verkündet worden war. „Inzwischen musste leider festgestellt werden, dass die BvA-Aula zum Teil massive Mängel an Fassade, Foyer und Innenbereich aufweist. Es handelt sich um Mängel, die unzweifelhaft erscheinen lassen, dass bei der Sanierung nicht nach den anerkannten Regeln der Technik gearbeitet wurde. Aus Sicherheits- und Beweissicherungsgründen ist das Gebäude daher gesperrt worden. Es laufen derzeit noch Nachbegutachtungen, die die Grundlage für die anwaltliche bzw. gerichtliche Geltendmachung von Mängelgewährleistungsansprüchen vervollständigen sollen“, erklärte Stadtpressesprecher Max Laufer am Donnerstagnachmittag auf Anfrage von meinDORMAGEN. Berichte über eine bevorstehende Absetzung des Projektsteuerers wies der Bürgermeister aber zurück: „Das ist keine Option. Wir müssen jetzt gemeinsam den Karren aus dem Dreck ziehen.“ (md/-oli)