Kunden sauer auf Post

Dormagen hat über 64.000 Einwohner, aber keine Post. Jedenfalls keine Hauptpost, die regelmäßige Öffnungszeiten hat, sondern vielmehr schließt, wie es ihr passt. Das führt zu großem Frust bei den Kunden.

Wer auf ein Paket mit wichtigen Medikamenten wartet und selbst bei Anlieferung nicht zu Hause war, kann es in aller Regel bei der Hauptpost an der Römerstraße abholen, zumindest wenn er in der Innenstadt oder Rheinfeld wohnt. Allerdings nicht in den vergangenen zwei Wochen. Denn seitdem öffnet und schließt diese Filiale der Post, wie sie möchte. Zwar hängt ein „Wisch“, anders kann man das formlose Blatt nicht nennen, an der Tür, aber selbst die darauf angekündigten Zeiten stimmen nicht. So zum Beispiel am vorigen Mittwoch. Laut des „Wischs“ sollte die Post ganztägig geschlossen bleiben. Allerdings hatte sie nach Informationen eines zweiten Zettels dann offenbar doch bis 12.30 Uhr auf. Die Öffnungszeiten sind zurzeit ein reines Ratespiel. Ist die Post auf oder zu? Dumm nur für die Kunden, die ihr Geld dort abholen möchten, was sie eventuell dringend benötigen. Dumm gelaufen auch für Kunden, die ihre Post aus den Schließfächern nicht abholen können. Denn zum einen waren sie oft nicht zugängig und wenn doch, dann meist leer. Zum anderen erreichte wichtige Post, wie zum Beispiel Rechnungen, ihre Empfänger nicht oder verspätet. Offenbar ist noch nicht einmal ein Postangestellter da, der dann diese Post in die Fächer einsortieren könnte. „Ein Unding“, wie es ein Geschäftsmann unserer Redaktion gegenüber sagte. Die Kunden sind zu recht frustriert und zum Teil richtig sauer. Jörg B. beispielsweise schilderte dem SCHAUFENSTER gegenüber seinen Frust. Nach einem zweiwöchigen Urlaub hätten bei der Filiale an der Römer Straße insgesamt drei Pakete zur Abholung bereit liegen sollen. Mehrere Besuche brauchte er, um endlich alle Pakete in Empfang nehmen zu können, freche Kommentare seitens der Postangestellten inklusive. Eine Nachricht in seinem Briefkasten informierte ihn am 9. Oktober, also Dienstag vergangener Woche, darüber, dass ein weiteres Paket bei der Post an der Römerstraße abholbereit liegen würde. B. versuchte es. Er besuchte die Filiale dann an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Sie war nach seinen Aussagen immer geschlossen. Ihn regt vor allem auf, dass es keine Gründe für die willkürlichen Schließungen gibt. Die Post ist zurzeit Thema auf Facebook, beim Bäcker oder Friseur. Kopfschütteln wohin man sieht.
Das SCHAUFENSTER hat bei der Deutschen Post nachgehakt. Die ist aber dafür nicht zuständig. Die Postbank hingegen schon. Iris Laduch-Reichelt von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit erklärt: „Bedauerlicherweise sind aktuell auch Vertretungskräfte erkrankt, daher kommt es zu temporären Schließungen der Filiale. Dies bedauern wir angesichts der Unannehmlichkeiten, die dies für unsere Kunden mit sich bringt sehr. Die uneinheitlichen Informationen über die Öffnungszeiten der Filiale hängen auch mit der Kurzfristigkeit der Personalausfälle zusammen. Wir bitten um Verständnis.“ Das Verständnis fehlt den Kunden mittlerweile. Das Problem wird offenbar billigend in Kauf genommen, wie das SCHAUFENSTER aus Insiderkreisen erfuhr. Das Personal werde so schmalspurig gefahren, dass Krankheitsfälle dann nicht aufgefangen werden können. Auch ein Abzug aus anderen Filialen sei nicht möglich. Es ist nicht das erste Mal, dass diese Filiale kurzfristig ohne Angaben von Gründen schließt (SCHAUFENSTER berichtete). Aber vielleicht gibt es doch einen Hoffnungsschimmer. „Um zukünftig stabilere Öffnungszeiten gewährleisten zu können, wird die Postbank im nächsten Monat in der Filiale Dormagen eine zusätzliche Stelle besetzen“, erklärt Laduch-Reichelt. -Andrea Lemke

Die Postfiliale der Postbank steht bei ihren Dormagener Kunden gerade im Kreuzfeuer. Foto: A. Lemke