Wer am Arbeitsplatz gemobbt wird, kann sich in aller Regel wehren. Nicht ganz so einfach ist es bei Kindern. Wie sollen sie sich wehren? Wer hilft, wenn ein Kind Opfer von Mobbing geworden ist? Die Osterferien sind vorbei und die Schule läuft seit dieser Woche wieder. Das heißt für die Kinder und Jugendlichen jeden Morgen wieder früh aufstehen und ab in die Penne. In der Regel kein Problem. Doch manche Schüler haben bereits morgens beim Aufstehen regelrecht Bauchschmerzen. Grund: drohender Ärger oder, besser gesagt, Mobbing während des Unterrichts. Kinder können gemein untereinander sein. Das ist nicht neu. Doch was tun, wenn das eigene Kind gemobbt wird, wobei dies nicht mit kurzzeitigen Konflikten, Streitereien, aggressiven Auseinandersetzungen oder Ausgrenzungen unter Kindern und Erwachsenen verwechselt werden darf. Viele Kinder und Jugendliche trauen sich nicht dies zu sagen aus Angst, es könnte schlimmer werden. Manche aber vertrauen sich ihren Eltern an. Ein Kind hat dies getan. An einer Dormagener Schule wird eine Grundschülerin laut Aussage ihrer Mutter seit zwei Jahren gemobbt inklusive tätlicher Angriffe. Ärztliche Attests zeugen davon. Aus Rücksicht auf das Kind nennt meinDORMAGEN weder Name des Mädchens noch die Schule. Die Mutter hat nach eigenen Aussagen gehandelt, erst Lehrer angesprochen, dann die Schulleitung. Doch es habe ihr niemand konkret geholfen. Es ging so weit, dass sie sich am Ende einen Anwalt genommen hat. Seit diesem Jahr kommt offenbar Bewegung in die „Affäre“. Sicherlich ist dies kein Einzelfall. Häufig sind die Erwachsenen ratlos oder schauen weg, während die Opfer, egal ob Kinder oder Erwachsene, die Schuld bei sich selbst suchen und zunehmend in eine soziale Isolation geraten. Lehrer sind meist überrascht, wenn sie auf Mobbing in einer Klasse angesprochen werden. Denn die Schikanen geschehen oft zu subtil und meist außerhalb des Unterrichts, während der Pausen oder auf dem Schulweg. Je länger Mobbing andauert, um so schwieriger ist es, eine Lösung zu finden. Meist hat dies dann körperliche oder seelische Folgen für die Betroffenen. Nur die wenigsten wissen, wie sie sich in solch einem Fall verhalten sollen, wie ihnen geholfen werden kann. „Zunächst sollten sich betroffene Eltern mit der Schule in Verbindung setzen. Am besten erst einmal mit dem Klassenlehrer. Die stehen beratend zur Verfügung, um zeitnah eine Lösung herbeizuführen. Nützt dies nichts, wäre der nächste Schritt ein Gespräch mit der Schulleitung. Geschieht dann immer noch nichts, sind wir der richtige Ansprechpartner“, erklärt Annette Anner von der Schulaufsicht des Rhein-Kreis Neuss, zuständig für Dormagen. In der Regel werde dann ein Gespräch mit den betroffenen Kindern, also „Opfer“ und „Täter“ gesucht. „Meist lassen sich diese Probleme gut lösen. Es gibt viele Ansätze, die im Fall von Mobbing helfen“, so Anner. So gibt es beispielsweise Beratungsgespräche, an denen sowohl Vertreter des Kommunalen Integrationszentrums des Rhein-Kreises Neuss, Lehrer, aber auch Schulsozialarbeiter teilnehmen. Zudem können sogenannte Sozialtrainings anberaumt werden. Unabhängig vom Einzelfall können sich Eltern zum Thema Mobbing an Schulen auch mit dem Jugendamt der Stadt Dormagen in Verbindung setzen. Die Kollegen dort bieten in diesen Fällen ebenfalls ihre Unterstützung beim Eltern-Schule-Gespräch an. Und es kann jederzeit die Hilfe oder Unterstützung durch den Schulpsychologischen Dienst des Rhein-Kreises Neuss in Anspruch genommen werden, der auch Sprechstunden im Familienbüro der Stadt Dormagen anbietet und zwar jeden zweiten Dienstag von 14 bis 16 Uhr. Im Fall des Mädchens wurde dem SCHAUFENSTER von Seiten der Schule mitgeteilt: „Bezüglich Ihrer Anfrage kann ich Ihnen mitteilen, dass ich mit der Beschwerdeführerin in engem Austausch stehe.“ Die Mutter bestätigte, dass es nun besser geworden sei und es zum Glück keine tätlichen Angriffe mehr gäbe, allerdings werde ihre Tochter noch verbal über Nachrichten-Apps attackiert. (-Andrea Lemke)