Arm und reich

Die Einkommensschere in Dormagen klafft weit auseinander. Das ergibt der Sozialbericht der Stadt Dormagen, in dem auch die Kaufkraftdatenenthalten sind. Die „Kaufkraft“ steht dafür, wie viel Geld die Menschen für den Konsum ausgeben können. Die Horremer können demnach verdammt wenig im Vergleich zu anderen Stadtteilen ausgeben.

Obwohl Horrem von 2012 bis 2017 am meisten an Bewohnern zugenommen hat, von 8.052 auf 9.171, liegt die Kaufkraft dort nur bei 16.074 Euro pro Kopf. Ganz anders sieht es in Delhoven aus. Der Ort ist von 2012 bis 2017 ebenfalls gewachsen, von 3.999 auf 4.343 Einwohner, was vor allem an den Neubaugebieten „Im Gansdahl“ sowie „Blechhof“ liegen dürfte. Die Kaufkraft liegt dort aber bei 33.288 Euro, also mehr als doppelt so hoch wie in Horrem. Im gesamten Rhein-Kreis Neuss liegt nur Meerbusch nach Angaben der IHK mit 34.541 Euro höher. Hinter Delhoven rangiert Straberg/ Knechtsteden mit 28.216 Euro (2.729 Einwohner). Überhaupt punkten die kleinen Dörfer in der Rangliste. Denn dort sind ebenso Ückerath (2.553 Einwohner) mit 28.009 Euro, Gohr und Broich (gesamt 2.189 Einwohner) mit 27.178 Euro zu finden. Schaut man sich die Kaufkraft genauer an, fällt nicht ganz überraschend auf, dass die Orte ein gutes Einkommen pro Kopf aufweisen, die vorwiegend durch Einfamilienhäuser geprägt sind. Horrem hingegen ist vor allem durch Mehrfamilienhäuser und Hochhäuser geprägt, genau wie Hackenbroich. Die Kaufkraft liegt dort bei 20.980 Euro.

Im Durchschnitt hat der Dormagener 22.893 Euro zur Verfügung. Damit liegt er mit 654 Euro über dem bundesweiten Durchschnitt. Erstaunlich ist, dass es sich schon über die Grenzen hinaus herumgesprochen hat, dass es einige gut verdienende Bürger gibt. Eine Lehrerin, die in Willich arbeitet, in Dormagen wohnt und nicht genannt werden möchte, berichtete: „Als ich den Kollegen erklärte, dass ich aus Dormagen komme, sagten die, ach da wohnen doch die Millionäre, Blechhof oder so. So hatte ich das noch nie gesehen.“ -ale

(Hintergrundinformation: Die Kaufkraft nach dem Meinungsforschungsinstitut „GfK“ ist die Summe aller Nettoeinkünfte der Bevölkerung bezogen auf den Wohnort. Neben dem Nettoeinkommen werden Kapitaleinkünfte und staatliche Transferleistungen hinzugerechnet. Davon sind noch nicht die Ausgaben für Lebenshaltung,Versicherungen, Miete, Nebenkosten und Kleidung abgezogen.)

Die Kaufkraft in den Stadtteilen im Vergleich 2012 (hellblau) und 2017 (dunkelblau). Foto: Repro von Sozialbericht der Stadt/Andrea Lemke