Im Chempark läuft es

Chempark-Leiter Lars Friedrich gewährte Einblicke hinter den Werkszaun. (Foto: ale)

Im Chempark hoppeln die Kaninchen über die Wiesen und die Felsenbirne blüht. Der Betrachter mag es kaum glauben – mitten zwischen den Gebäuden, dem Netzwerk an Rohren, den qualmenden Schornsteinen und modernen Produktionsanlagen, die 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in Betrieb sind. Fast 9.700 Mitarbeiter arbeiten hinter dem Werkszaun und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Das Dormagener Werk am Rhein war 2018 damit der größte Arbeitgeber der Region und mit 523 Azubis ist es auch der größte Ausbildungsbetrieb im Rhein- Kreis Neuss. Diese Kennzahlen machen eines deutlich: Die Belegschaft ist wieder angewachsen und darüber freut sich auch Chempark-Leiter Lars Friedrich. Denn es beweist: Der Chempark entwickelt sich beständig und das ist eine gute Nachricht. Im vergangenen Jahr wurden dort 151 Millionen Euro für Neuinvestitionen und Kapazitätserweiterungen und 233 Millionen Euro für Instandhaltungen investiert. „Wir sehen hier einen soliden Standort, der wächst. Jeder investierte Euro ist ein Standortbekenntnis in Stahl und Beton“, so Friedrich. Die Investitionen seien nicht ganz so hoch wie in den vergangenen Jahren. Dies liege aber vor allem an den vergangenen und abgeschlossenen Großinvestitionen wie beispielsweise die TDI-Anlage von Covestro 2014 oder die Errichtung des Steam Reformer von Air Liquide. „Jetzt fahren die Unternehmen die Ernte der Großinvestitionen ein“, so der Chempark-Leiter. Einen Stillstand bedeutet dies keineswegs. Currenta investiert zum Beispiel in eine neue Datenautobahn. Mit zehn Gigabit pro Sekunde ins „Internet of everything“, das ermöglicht der Chempark-Betreiber jetzt seinen Kunden. Dazu wurden die drei Standorte mit einem Glasfasernetz versorgt, das entlang der bestehenden Rohrbrücken, die als Träger chemischer Medien fungieren, verlegt wurde. Umständliche und langwierige Bodenarbeiten wurden so vermieden. Insgesamt wurden 400 Kilometer Glasfaserkabel verlegt. „Alle angeschlossen an der größten Fritzbox“, erklärte Friedrich lachend. Die hat nichts gemein mit der bekannten Fritzbox in den eigenen vier Wänden. Vielmehr handelt es sich um ein Gebäude, das auch bei einem Stromausfall dafür sorgt, dass die Datenautobahnen weiter wie gewohnt funktionieren. Auch Chemion, der Logistiker im Chempark Dormagen, investiert. Das Unternehmen plant ein zweites Containerterminal, weil die Transporte innerhalb des Werkes zunehmen. Grund ist die erfolgreiche Produktion der Chemieunternehmen. Auf einer Fläche im Nordwestteil des Chemparks soll daher Platz für rund 1.000 Fracht- und Tankcontainer geschaffen werden. Bei all den guten Nachrichten bleibt die Verkehrsinfrastruktur für die Unternehmen im Chempark nach wie vor ein Dauerbrennthema. Und das treibt Friedrich Sorgenfalten auf die Stirn. Zwar wird das Verkehrsnetz in Deutschland im internationalen Vergleich als gut bewertet, dennoch sind Straßen, Brücken, Schleusen und Schienen in die Jahre gekommen. „Die Brücke in Leverkusen hat uns gezeigt, wie wichtig Infrastruktur ist. Und im vergangenen Jahr haben wir gemerkt, dass auch der Rhein, gerade bei Niedrigwasser, nicht immer voll nutzbar ist für den Transport“, so Friedrich. Die chemische Industrie ist aber eine der transportintensivsten Branchen und daher besonders stark auf leistungsfähige Verkehrswege angewiesen. „Neben dem zügigen Ersatzbau der Rheinbrücken A 1 und A 40 braucht es den gleichen Ehrgeiz auch auf der Schiene sowie auf den Binnenwasserwegen, damit drohende Engpässe aufgelöst werden können“, erklärte Friedrich. (Andrea Lemke)