Klappe ging nicht auf

In den „atmosphärischen“ Details unterscheiden sich die Darstellungen durchaus, ansonsten stimmen die Angaben zu dem Vorfall aber überein: Am Samstag, 23. März, wollte ein Behinderter, der in einem elektronisch fahrbaren Rollstuhl saß, etwa um 13 Uhr an der Haltestelle „Marktplatz“ in der Dormagener Innenstadt den StadtBus der Linie 884 nehmen. Er stand dazu vor der Bustüre, allerdings ging die Klappe nicht auf, aus der ansonsten die Rampe herauskommt, damit der Rollstuhl in den Bus fahren respektive geschoben werden kann. Es dauerte dann einige Zeit, bis das Problem mit der Klappe behoben war, der behinderte Mann mit seinem Rollstuhl im Bus war und dieser weiter fahren konnte.

Was in der Zwischenzeit in den Gesprächen genau und in welcher Stimmungslage abgelaufen ist, ist nicht mehr so eindeutig. Drei Zeugen, die den Vorfall an der Haltestelle mitbekamen, sprechen davon, dass der Fahrer schlecht gelaunt und in seiner Art sehr pampig, ja nahezu unverschämt gewesen sei. Es sei insgesamt der Eindruck entstanden, er wolle den Behinderten gar nicht mitnehmen. Erst im weiteren Verlauf sei deutlich geworden, dass es ein Problem mit der Klappe gab. Dem Fahrer sei dann sogar angeboten worden, Werkzeug zu besorgen, damit er die Klappe öffnen könne. Es habe dann irgendwann aber auch so geklappt.

Nach Angaben des Geschäftsführers der Stadtbad- und Verkehrsgesellschaft Dormagen (SVGD) mbH, Klaus Schmitz, soll der Fahrer dem Behinderten direkt gesagt haben, dass er die Klappe nicht habe öffnen können. Er habe den Mann daher gebeten, den nächsten Bus zu nehmen. Bei anderen Fahrgästen sei es dann offenbar zu Fehlinterpretationen gekommen: Der Busfahrer habe nämlich, als die Stimmung hoch kochte, teilweise bewusst nicht mehr reagiert, damit die Situation nicht noch mehr eskalierte. „Der Fahrer entschuldigt sich dafür, dass er die Beteiligten geduzt hat. Vorgeschrieben ist, dass die Fahrgäste gesiezt werden“, so Schmitz. Das sei auch Gegenstand entsprechender Schulungen. „Der Vorfall tut uns insgesamt natürlich leid. An der Klappe lag ein technischer Defekt vor“, so Schmitz weiter. Das Problem habe nach etwa 15 Minuten gelöst werden können. „So etwas soll natürlich nicht vorkommen, für die technische Panne können wir uns nur entschuldigen. Der betroffene behinderte Fahrgast kann sich gerne auch noch mal direkt an uns wenden“, betonte der Geschäftsführer. (-oli)

April, April…

Der gestrige Bericht auf meinDORMAGEN über die Vermarktung des Stadtnamens durch den Bürgermeister an einen lokalen Gin-Hersteller und weitere Vermarktungsgespräche mit anderen Unternehmen, die vor Ort ansässig sind, zum Beispiel für die Namensabtretung bei der städtischen Kulturhalle sind natürlich von Anfang bis zum Ende nicht ernst gemeint gewesen. Sie entbehren jeder realen Grundlage. Es handelte sich, passend zum Datum 1. April, um einen April-Scherz, der von der Pressestelle der Stadt Dormagen an die Redaktion herangetragen und vorbereitet wurde. Vielen Dank dafür! Und wer weiß es schon, vielleicht geht in der Redaktion in dieser Woche ja noch ein erster Leserbrief ein, indem sich ein Dormagener, der uns auf den Leim gegangen ist, über den Marketingclou der Stadt beschwert. (-oli)

Stadt vermarktet Namen

Rund 1,5 Millionen Euro spült der Deal in das Stadtsäckel: Ab Montag, 1. April, heißt Dormagen nicht mehr Dormagen – sondern Dormagin. „Ein lukratives Geschäft, das zudem unsere Verbundenheit mit der lokalen Wirtschaft zum Ausdruck bringt“, erklärt Bürgermeister Erik Lierenfeld (auf dem Foto auf der Startseite in der Mitte) die überraschende Zusammenarbeit mit den Spirituosenproduzenten Christian Schillings (links) und Daniel Reuter (rechts), die hinter verschlossenen Türen erfolgreich eingefädelt und vom städtischen Ältestenrat einstimmig abgesegnet wurde. Die Umbenennung ist zunächst auf eine Dauer von 41,5 Monaten befristet. „Weil unser Gin einen Alkoholgehalt von 41,5 Prozent hat“, erläutert Schillings augenzwinkernd.

Die Kosten für die neuen Ortseingangsschilder und die Änderung des städtischen Logos trägt der Gin-Hersteller. „Es ist natürlich eine kostspielige Aktion. Wir setzen aber auf die größtmögliche Öffentlichkeitswirkung – und die kostet eben“, betont Marketingstratege Reuter. Für den Verwaltungschef ist die Vermarktung von städtischen Namensrechten ein zukunftsträchtiges Geschäft mit viel Potenzial, das Gelder in den Stadthaushalt spült, die dort bisher nicht eingeplant waren. Eine win-win-Situation, an der auch die Kommunalpolitiker im Stadtrat ihre helle Freude haben werden, weil sich unerwartet finanzielle Spielräume ergeben.

„Wir befinden uns gerade in Gesprächen mit Amazon. Vielleicht tragen die städtischen Schulen schon bald den Namenszusatz Prime“, hofft Lierenfeld. „DHL“ möchte sein Logistik-Know-how künftig stärker im öffentlichen Sektor einbringen. „Bescheide der Stadt sollen spätestens in fünf Jahren nur noch per Drohne zugestellt werden“, erläutert der Bürgermeister. „Da haben wir in DHL einen Partner, mit dem wir entsprechende Lösungen entwickeln können“, so der Verwaltungschef weiter. Zudem sei „Aldi Süd“ an den Namensrechten der Kulturhalle an der Langemarkstraße interessiert. „Dazu hat das Kulturbüro bereits ein Meeting mit der Agentur von Aldi gehabt“, erzählt der Bürgermeister. Erste Ideen seien dabei entwickelt worden, an deren Ausarbeitung für ein präsentationsreifes Konzept schon gearbeitet würde. Als Claim sei „Große Kultur. Kleiner Preis“ denkbar. Heißen soll die „Kulle“ dann Medion-Halle. Auch das Ticketing für Dormagener Kulturevents soll künftig ganz bequem an der Kasse des Discounters möglich sein. „Den Wocheneinkauf erledigen und die Tickets fürs Konzert am Wochenende direkt dazu kaufen – das gibt es nirgendwo anders“, schwärmt Lierenfeld. „Das gibt es natürlich nur in Dormagin!“ (stp/-oli)

Dritter Sieg in Folge

Es war ein aus Dormagener Sicht grandioser Handballabend am Samstag, 30. März: Vor knapp 1.360 begeisterten Zuschauern gewann der TSV Bayer im Sportcenter gegen den VfL Lübeck-Schwartau in der Zweiten Handball-Bundesliga souverän und völlig verdient mit 31:23 (Halbzeit 16:11). Dabei war die junge Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic dem Gast aus dem hohen Norden fast durchgehend in allen Belangen überlegen. Vor allem die vom starken Heider Thomas (1), der auch im Angriff einige Akzente setzte, erneut hervorragend angeführte Abwehr erwies sich für den VfL immer wieder als unüberwindbares Bollwerk. Im Angriff war beim dritten Sieg des Aufsteigers in Folge Kreisläufer Carl Löfström (5) nach seiner Vertragsverlängerung um gleich zwei Jahre nicht zu stoppen. Der TSV verbesserte sich durch den Erfolg sowie die Punkte 23 und 24 auf den 13. Tabellenplatz. Die ausführliche Berichterstattung folgt am Mittwoch, 3. April, in der nächsten Printausgabe des Rheinischen Anzeigers. (Oliver Baum)

Bezahlbarer Wohnraum

SPD-Landratskandidat Andreas Behncke hat am Mittwochabend, 27. März, im Bürgerhaus Horrem in einer Podiumsdiskssion das Thema der Wohnungsnot im Rhein-Kreis Neuss in den Fokus gerückt. Im Kreisgebiet fehlten, so der Zonser, bis zum Jahr 2030 insgesamt 21.000 neue Wohnungen. Behncke will daher als Landrat, sollte er im kommenden Jahr in dieses Amt gewählt werden, die für den sozialen Wohnungsbau benötigten 5.000 Wohnungen für Familien mit geringem Einkommen oder Alleinstehende bauen. Dafür will er ein Förderprogramm von insgesamt 240 Millionen Euro erstellen, das den Kommunen über zehn Jahre hinweg zum Bau von sozial geförderten Wohnungen dienen soll. Ein großer Teil der Kosten könnte hierbei aus Förderungen vom Land, Bund und der Europäischen Union aufgefangen werden, so der SPD-Fraktionsvorsitzende im Dormagener Stadtrat. Ohnehin wären die 24 Millionen Euro jährlich mit lediglich 4,76 Prozent des Kreishaushaltes ohne eine Gegenfinanzierung zu stemmen. Eine Kreiswohnungsbaugesellschaft, wie sie von der Kreisverwaltung kürzlich vorgeschlagen wurde, lehnt der SPD-Landratskandidat hingegen ab: „Allein die organisatorischen Prozesse dauern bei so etwas in der Regel fünf Jahre. Zudem besitzt der Kreis keine eigenen Grundstücke.“ Sinnvoll sei, so führte er weiter aus, eine neue „Stabsstelle Wohnungsbaukoordination“ in der Kreisverwaltung sowie die Erstellung eines Baulückenkatasters, eine solide Bauberatung und ein Wohnbauflächenmonitoring. Ziel müsse es sein, die Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss bei der Schaffung sozialen Wohnraums zu unterstützen.

Außer Behncke sprachen an dem Abend auch der Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann über die Probleme der Wohnungsnot in Bund und Land. Er stellte das Konzept der NRW-SPD, deren Vorsitzender er ist, vor. Die NRW-SPD fordert unter anderem die Gründung einer Landeswohnungsbaugesellschaft. Im Anschluss daran ging es in das Podiumsgespräch. Neben Hartmann und Behncke diskutierten Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld, der NRW-Vorsitzende des Deutschen Mieterbundes, Hans-Jochem Witzke sowie der Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft im Westen, Alexander Rychter. Letzterer lobte Behnckes innovatives Konzept zur Lösung der Wohnungsnot. Witzke verwies in der Diskussion zudem auf die laufende Petition „Wir wollen wohnen!“ für Mieterschutz und bezahlbaren Wohnraum in NRW. (eb/-oli)

Grandioser Sieg

Max Hartung, Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen, ist weiterhin in bestechender Form: Er gewann jetzt das Weltcup-Turnier von Budapest und stand bereits zum vierten Mal in dieser Saison unter den besten Acht. Der 29-jährige ließ im Finale dem Koreaner Sanguk Oh mit 15:12 keine Chance und jubelte danach mit seinem Trainer Vilmos Szabo über den zweiten Einzel-Weltcupsieg seiner Karriere. Auf seinem Weg in das Finale besiegte der Dormagener unter anderem den aktuellen Weltranglistenersten Eli Dershwitz aus den Vereinigten Staaten von Amerika im Viertelfinale mit 15:12. Im Halbfinale fegte Hartung den Rumänen Tiberiu Dolniceanu mit 15:5 von der Planche. Mit Benedikt Wagner (Platz 34), Matyas Szabo (Platz 53) und Raoul Bonah (Platz 59) hatten drei weitere Fechter des TSV Bayer Dormagen den Sprung ins 64er-K.O. geschafft, mussten sich dort aber allesamt ihren Kontrahenten geschlagen geben. „Max ist in bestechender Form und sammelt mit dem Sieg wichtige Punkte für die Weltrangliste. Schlüssel zum Erfolg war heute seine Konzentration, die in jedem Gefecht absolut spürbar war“, lobte Coach Vilmos Szabo seinen Schützling. Im Teamwettbewerb schrammte das deutsche Quartett mit den vier Dormagenern Hartung, Wagner, Szabo und Bonah knapp an einer Podestplatzierung vorbei. Nach einer hauchdünnen 44:45-Niederlage gegen das Team der Koreaner im Halbfinale, war die Luft für das Gefecht um Platz drei gegen die Italiener etwas raus. Die Deutschen mussten sich mit 29:45 deutlich geschlagen geben und landeten auf dem vierten Platz. Bundestrainer Vilmos Szabo war dennoch zufrieden mit dem Abschneiden in der Mannschaftswertung: „Alle Teams bringen sich für die im April startende Olympiaqualifikation in Stellung. Wir haben im Viertelfinale mit dem 45:26-Sieg gegen den Iran einen direkten Konkurrenten klar distanziert und auch gegen die haushohen Favoriten aus Korea lange mitgehalten.“ (-sf/ale)

Am Samstag in die Halle

Auch in der Abwehr des TSV ist Tim Wieling (4.v.l.) zusammen mit Patrick Hüter (r.) und Ian Hüter (2.v.l.) gefordert. (Foto: S. Pototzki)

Nach vier Punkten aus den vergangenen beiden Spielen hofft Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen am kommenden Samstag, 30. März, ab 19.30 Uhr im Spiel gegen den VfL Lübeck-Schwartau auf möglichst viele Zuschauer im TSV Bayer Sportcenter. Verdient hätte es die junge Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic auf jeden Fall – und das nicht nur, weil der Aufsteiger, den viele vor dem Saisonstart als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt haben, nach dem 27. Spieltag mit 22:32 Punkten drei Zähler über der fünf Mannschaften umfassen Abstiegszone steht. In den beiden vergangenen Spielen überzeugte der TSV neben einer guten Abwehr endlich auch mal mit einer quirligen Offensive: Dem 35:31 gegen den TV Emsdetten, der Heimsieg hätte angesichts einer zwischenzeitlichen Elf-Tore-Führung viel höher ausfallen müssen, folgte nun am Samstagabend, 23. März, ein in jeder Hinsicht überzeugender 39:33-Auswärtssieg (Halbzeit 19:15) bei TuSEM Essen. Schon alleine die derzeitigen Auftritte des in seinen Würfen variantenreichen Tim Wieling (Foto auf der Startseite) sind einen Besuch im Sportcenter wert: Der Rechtsaußen ist der Torschütze vom Dienst bei den Dormagenern. Seinen 15 Treffern gegen Emsdetten (nur ein Fehlwurf aus dem Spiel heraus) ließ er in Essen noch mal 14 Tore, darunter sechs Siebenmeter (bei einem Fehlversuch), folgen. Auf insgesamt 189 Tore kommt der Linkshänder bisher, liegt damit auf dem zweiten Platz der Torschützenliste hinter Michael Spatz vom TV Großwallstadt mit 195 Treffern. Die Siebenmeterquote von Wieling liegt bei 70,52 Prozent – ein Topwert. Aber auch andere Spieler haben zuletzt sehr positiv auf sich aufmerksam gemacht: In den beiden vergangenen Partien ließ Bilanovic Ian Hüter auf der halbrechten Position im Rückraum spielen. Der Rechtshänder macht seine Sache dort richtig gut, ist im Spiel eins gegen eins schnell, geht dahin, wo es auch mal richtig weh tut. Der 21-Jährige, der schon beim 21:20 gegen den TV Hüttenberg den „buzzer beater“ in der letzten Sekunde zum Heimsieg verbuchte, erzielte in der Sporthalle „Am Hallo“ vor 1.903 Zuschauern am vergangenen Samstag fünf Tore. Seitdem er die beiden Vollprofis Daniel Eggert und Nuno Rebelo wegen deren schwacher Leistungen auf die Bank verdrängt hat, läuft das Angriffsspiel des TSV mit mehr Tempo – und das nicht nur in der ersten oder zweiten Welle, sondern auch im aufgebauten Spiel. Die Balance im Spiel des Aufsteigers zwischen einer vor allem zuhause, nun aber auch in Essen sehr aufmerksamen Abwehr und dem oft nicht unriskanten Tempospiel, das den TSV vor dem Trainerwechsel ausmachte, scheint nun erfolgreich gefunden. Sicherlich auch ein Verdienst des 47 Jahre alten Trainers, der der Mannschaft eine neue Struktur gegeben hat: In Essen setzte er nur zehn Feldspieler ein, die aber allesamt ihren Beitrag dazu leisteten, die zwei „big points“ im Abstiegskampf einzufahren. So auch Carl Löfström, der als Kreisläufer nicht nur aufgrund seiner fünf Tore ein ständiger Unruheherd war, sondern der auch in der Abwehr körperlich gegen den mächtigen Halblinken der Essener, Dennis Szczesny, dagegen halten konnte. Der hat übrigens auch schon mal am Höhenberg gespielt, wird aber am kommenden Samstag wohl eher nicht ins Sportcenter kommen. (Oliver Baum)