Föste: „Es bleiben zwei Vereine“

Der Bergische HC (Erste Handball-Bundesliga) ist derzeit punktgleich mit Eisenach, das auf dem ersten Abstiegsplatz steht. Der TSV Bayer Dormagen (Zweite Liga) rangiert nach dem 34:32-Heimsieg gegen Essen fünf Punkte über dem ersten Abstiegsplatz (Vinnhorst): Die sportliche Lage ist demnach besonders beim BHC kritisch. Auf allen anderen Ebenen aber sehen die Verantwortlichen beider Vereine der Zukunft positiv entgegen. „In der Vermarktung, in der Administration, in der Kaderentwicklung bei den Senioren und in der Jugend werden wir ab der Saison 2024/25 eng miteinander kooperieren“, erklärte BHC-Geschäftsführer Jörg Föste am vergangenen Samstagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf.

Die Gespräche dazu hätten schon lange vor den wirtschaftlichen Problemen beim Zweitligisten begonnen. Björn Barthel, Geschäftsführer der Dormagener Spielbetriebsgesellschaft, hat schon „vor zwei Jahren erkannt, dass wir Vereine über den Tellerrand schauen sowie breiter und größer denken müssen“. Es sei erstaunlich genug, dass es der TSV Bayer Dormagen in den vergangenen beiden Jahren geschafft habe, „sich mit dem Kopf gerade so über Wasser zu halten“. In sportlicher Hinsicht sei es in der engen Zusammenarbeit nun „deutlich einfacher, Talente in der Region zu halten“, so Barthel weiter. Dabei bezieht er sich auf den Standort am Höhenberg als einer der top Nachwuchsleistungsschmieden in Deutschland sowie die Perspektive über den BHC in Richtung Erster Bundesliga. Der Erstliga-Perspektive hätte es gut getan, wenn die Mannschaft von Trainer Jamal Naji nach der Pressekonferenz das Düsseldorfer „Heimspiel“ gegen die HSG Wetzlar gewonnen hätte. Doch es setzte eine bittere 23:28-Niederlage, bei der vom TSV Rechtsaußen Jan Reimer und Kreisläufer Frederik Sondermann dabei waren.

Im Zuge der Rettungsaktion für die Dormagener Zweitliga-Handballer sind mittlerweile mehr als 330.000 Euro eingesammelt worden. Nach der ersten Stufe zur Sicherung der Liquidität (260.000 Euro) geht es nun in der zweiten Stufe darum, den Spielern und Mitarbeitern, die seit Oktober erheblich auf ihre Gehälter verzichtet haben, „spätestens ab Februar“ (Barthel) sukzessive wieder Geld auszuzahlen. Dass es nicht wieder zu derartigen finanziellen Problemen wie Ende September kommt, dabei soll ab dem 1. Januar 2024 Bjarne Steinhaus helfen. Der 25-Jährige, derzeit Geschäftsführer Sport und Sponsoring der HSG Siebengebirge, der nach seinem dualen Studium bei der Telekom bei einer Unternehmensberatung im Bereich Vertrieb und Marketing gearbeitet hat, fungiert dann wie Barthel als Geschäftsführer beim TSV. „Ich habe viele Potenziale ausgemacht und freue mich darauf, den TSV weiter stabil in der Zweiten Liga zu etablieren“, erklärte der Bruder von Rückraumspieler Sören Steinhaus (20). Der U21-Weltmeister hat beim BHC einen Dreijahresvertrag ab dem 1. Juli 2024 unterschrieben. Föste: „Diesen Vertrag haben wir schon weit vor der Krise in Dormagen geschlossen. Sören wird in der Saison 2024/25 beim TSV bleiben, um den Kader zu stärken.“

Beim Benefizspiel der Dormagener gegen den Bergischen HC am 31. Januar 2024 im Sportcenter wird laut Föste ein neuer Toppartner des TSV präsentiert. Er ersetzt ab der kommenden Saison die Rheinland Versicherung, deren Engagement bekanntermaßen am 30. Juni 2024 endet. Aufgrund der neuen Perspektiven durch die Kooperation habe es weitere Neuakquisen von Partnern gegeben. „Das bringt uns allen frischen Wind, den wir in der Rückrunde gut gebrauchen können, um sportlich durchzustarten“, so der BHC-Geschäftsführer. Es gebe eine klare Vereinbarung wechselseitiger Unterstützung. In allen Bereichen werde es breitere Kader geben – und damit im Anblick zunehmender Verletzungen mehr Planungssicherheit. Föste: „Man ist einfach besser gerüstet, wenn man zu zweit operiert. Es bleiben zwei Vereine, wir denken aber schon seit Monaten wie ein Verein.“ Wirtschaftlich sei es für den Erstligisten spannend, sich noch mehr in der Rhein-Ruhr-Region zu etablieren. Das Bergische aber bleibe die Heimat des BHC. (Oliver Baum)