Der städtische Sportausschuss hat in seiner Sondersitzung am Donnerstag, 12. September, einstimmig einen Grundsatzbeschluss gefasst, der den Bedarf für den Bau einer neuen Fechterhalle für den Bundesleistungsstützpunkt Dormagen anerkennt. Bei einer Enthaltung durch die FDP wurde die Verwaltung damit beauftragt, in weiteren Verhandlungen mit dem Rhein-Kreis Neuss eine Entscheidung über den Standort und die Finanzen im Hinblick auf Investitionen, Fördergelder und Betriebskosten zu klären. Mit dem Thema hatte sich der Fachausschuss schon einmal Anfang Juni befasst, sich damals aber wegen Beratungsbedarfs vertagt. Jetzt sprach der Ausschussvorsitzende Detlev Zenk (SPD) davon, dass „wir einen guten Schritt weiter als damals sind“.
Doch der Teufel steckt, das wurde in der Diskussion deutlich, bekanntlich im Detail. Offen ist noch die Standortfrage. Denn es gibt unterschiedliche Förderszenarien durch das Land. Wird die neue Fechterhalle ausschließlich für das Training der Athleten im Bundeskader genutzt, kommt aus Düsseldorf ein Zuschuss zu den Planungs- und Baukosten von bis zu 70 Prozent. Wird die Fechterhalle auch für den Schulsport genutzt, sinkt der Förderanteil des Landes auf 42 Prozent. Auf der anderen Seite erhöht sich entsprechend der kommunale Investitionsanteil von minimal 30 Prozent auf maximal 58 Prozent. Konkret stehen zwei Standorte in der Abwägung: Wird die Fechterhalle auf dem Campus Knechtsteden gebaut, wird der Rhein-Kreis Neuss der Bauträger. Wird die Fechterhalle auf dem Areal der Gesamtschule in Nievenheim gebaut und dort zugleich für den Schulsport genutzt, müsste die Stadt Dormagen als Bauherr auftreten und alleine die Betriebskosten tragen. Eine erste Kostenschätzung für die multifunktionale Nutzung geht nach Angaben der Verwaltung von etwa 6,8 Millionen € brutto aus – ohne das erforderliche Grundstück, das eventuell noch zu kaufen wäre.
Signale aus dem Rhein-Kreis, dessen Sportausschuss am Dienstagabend, 17. September, tagt, deuten darauf hin, dass dort die Knechtstedener Lösung bevorzugt wird. Offen ist in diesem Fall aber noch die Aufteilung der Investitionskosten zwischen Stadt und Kreis. Auch die Frage der Betriebskosten ist nicht abschließend besprochen. Kämmerin Tanja Gaspers räumte in der Ausschusssitzung ein, dass das noch mit dem Kreis im Detail zu klären ist. Zuvor war aus dem Ausschuss die Forderung gekommen, für beide Standorte konkrete Berechnungen vorzulegen. Bärbel Suling (SPD) wies darauf hin, dass es „möglicherweise für uns als Stadt auf lange Sicht besser ist, wenn wir jetzt mehr Geld anpacken und eine Sporthalle bauen, die nicht nur die Fechter, sondern auch Schulen nutzen können. Das könnte sich perspektivisch rentieren.“ Das wäre dann der Standort Nievenheim. Zenk erklärte, dass das Vorhaben realistisch betrachtet für die Stadt Dormagen günstiger sei, wenn die Fechterhalle durch den Rhein-Kreis Neuss gebaut würde. Also in Knechtsteden.
Karl Heinz Heinen (CDU) verwies in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Betriebsausschusses des Eigenbetriebs Dormagen darauf, dass dieser mit bereits geplanten städtischen Großbauprojekten schon heute völlig ausgelastet sei: „Damit der Bundesleistungsstützpunkt in Dormagen seinen Status behält, muss die neue Fechterhalle bis zum Jahr 2024 stehen. Das erscheint mir nicht realistisch.“ Träger des Bundesstützpunktes Fechten ist der TSV Bayer Dormagen. Die Säbelfechter trainieren am Höhenberg in einer 30 Jahre alten Halle, die den aktuellen Anforderungen an Größe und Funktionalität nicht mehr entspricht. Deshalb weichen die Kaderathleten in andere Hallen, insbesondere in Knechtsteden, aus. Über die Weiterführung des Bundesleistungsstützpunktes wird der Deutsche Olympische Sportbund im Jahr 2024 entscheiden. Der Bau der neuen Fechterhalle ist zwingend erforderlich, wenn der Stützpunkt in Dormagen bleiben soll. Vertreter des Stützpunktes hatten wegen der besseren verkehrlichen Anbindung Nievenheim als Standort favorisiert. (Oliver Baum)