Die Einführung eines eigenen Kfz-Kennzeichens ist für viele Städte in Deutschland eine Möglichkeit, ihre regionale Identität stärker zu betonen. Der Heilbronner Professor für Volkswirtschaftslehre und Tourismusmanagement, Dr. Ralf Bochert, setzt sich mit dem Projekt „Stärkung der Mittelstädte durch neue Kennzeichen“ dafür ein, dass neue Kfz-Unterscheidungskennzeichen auch für Kommunen mit über 20.000 Einwohnern ausgegeben werden können. So könnten Dormagener in Zukunft vielleicht neben den gängigen Kennungen NE und GV die neue Variante DOM wählen.
Bürgermeister Erik Lierenfeld ist dafür: „Ein Autokennzeichen steht ein Stück weit immer auch für Heimat und zeigt, wo man hingehört. Ich fände es toll, wenn die Dormagenerinnen und Dormagener künftig die Möglichkeit hätten, mit einem eigenen Dormagener Kennzeichen noch stärker ihre Identifikation mit ihrer Heimatstadt auszudrücken.“ Ob das Vorhaben Erfolg hat, entscheidet der Bund nach Antrag auf Änderung der geltenden Fahrzeugzulassungs-Verordnung. Stimmt er zu, könnten künftig 320 Mittelstädte (bis 100.000 Einwohner) auf eigenen Wunsch ihr Kennzeichen wechseln. Eine Pflicht zum Wechsel bestünde nicht. Bei der Umsetzung enstehen der Kommune keine Kosten. Bezahlen muss der Autoinhaber, der das Kennzeichen an seinem Fahrzeug wechseln möchte – beim Straßenverkehrsamt.
Nun stelle man sich vor, man wechselt auf ein DOM-Kennzeichen, ist als Dormagener mit seinem Auto in Süddeutschland unterwegs – sagen wir mal beim Oktoberfest in München – und wird nach dem Einparken auf dem Parkplatz „An der Theresienwiese“ von Einheimischen gefragt: „Wo kommst Du denn her?“ Was sagt man dann, damit es nicht missverständlich wird? „DOMagen“ oder doch besser mit „r“, also „DOrMagen“? Oder vielleicht doch einfach nur: aus dem Rheinland?
Die Mitarbeiter im Straßenverkehrsamt des Rhein-Kreises Neuss, vor allem die in der „Filiale“ an der Kieler Straße im „TopWest“, dürften sich schon jetzt über die vielen zusätzlichen Überstunden freuen. Die werden sehr wahrscheinlich entstehen, um dem Andrang der zahlreichen Anhänger des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln gerecht zu werden. Davon dürfte es in Dormagen Tausende geben. Natürlich gilt an der Stelle dann ganz besonders „first come, first serve“: Wer neben dem Orstkennzeichen DOM unbedingt den FC auf seinem Wunschkennzeichen verewigen lassen will und als Zahlenkombination das Gründungsjahr des Traditionsvereins aus der – Achtung (!) – DOMstadt haben möchte (1948), der sollte sich vielleicht jetzt schon einmal vorsorglich digital um einen Termin bemühen. Wobei, es sind nur feste Buchungen möglich – optionales Reservieren geht nicht. Man ist ja nicht im Reisebüro, sondern bei der Kreisverwaltung. Neben 1948 wird vermutlich auch ein großer Run auf die Zahlenkombination 1962 (erste Deutsche Meisterschaft), 1978 (Double aus Meisterschaft und Pokalsieg) und 6 (Anzahl der bisherigen Aufstiege in die 1. Bundesliga) einsetzen. Aber Achtung: Da könnte ja vielleicht bald oder irgendwann die 7 dazu kommen. Wer weiß das schon in der DOMstadt und in DOMagen, äh DOrMagen!?
Schluss mit lustig: Es handelt sich definitiv nicht um einen April-Scherz – zumal am vergangenen Sonntag erst der kalendarische Herbstanfang war. Bis zu dem Satz, dass der Kommune durch den Wechsel keine Kosten entstehen, entstammt die Story einer Pressemitteilung der Stadt Dormagen, die am Dienstag, 24. September, veröffentlicht wurde. Da macht man sich halt so seine Gedanken, als Dormagener in Dormagen, wenn man das liest – und nicht im Schatten des Kölner DOMs wohnt. Übrigens: Das Kennzeichenkürzel DOR ist schon besetzt, durch die Stadt Dorsten. Und ganz zum Schluss diese beiden Fragen: Wenn ich heute als Dormagener meinem Auto ein GV-Kennzeichen verpassen kann, könnten dann nicht auch alle interessierten Kölner das DOM-Kennzeichen beantragen – wenn es denn irgendwann eingeführt werden sollte? Wer stärkt dann vor allem die Identifikation mit seiner Heimat? (Oliver Baum)