Kampf gegen Gewerbesteuerdumping

Bei der Verabschiedung der „Zonser Erklärung“ am Donnerstag dabei (v.l.): Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann,
der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel und Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld. Foto: stp

Am vergangenen Donnerstag kamen gleich 33 Bürgermeister oder andere Stadtvertreter NRWs auf Einladung von Bürgermeister Erik Lierenfeld ins beschauliche Zons. Fast zwei Stunden diskutierten sie lebhaft, wie es später hieß, hinter verschlossenen Türen. Am Ende unterzeichneten 22 Städte, inklusive Dormagen, die Zonser Erklärung und setzten so ein gemeinsames Zeichen gegen ein „Dumping“ bei der Gewerbesteuer. Bei der anschließenden Pressekonferenz, bei der neben „Hausherr“ Lierenfeld, Roland Schäfer, Bürgermeister von Bergkamen und Präsident des Städte- und Gemeindebundes NRW, Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel sowie Rajko Kravanja, Bürgermeister von Castrop-Rauxel, teilnahmen, freute sich Lierenfeld, dass das Thema Gewerbesteuer auf so hohes Interesse gestoßen war. „Wir hoffen aber, dass wir weitere starke Partner für unser Anliegen gewinnen können – aus ganz Deutschland“, so Lierenfeld. Die Zonser Erklärung markiere den Beginn einer intensiven Zusammenarbeit für mehr Steuergerechtigkeit und Solidarität zwischen den Kommunen im Bundesgebiet. In der Erklärung heißt es unter anderem: „Dass es bald überall in Deutschland zur gängigen Praxis von Großkonzernen werden könnte, durch konzerninterne Verlagerungen steuerliche Erträge oder die Einrichtung von ,Briefkastenfirmen’ Steuern zu sparen, ist besorgniserregend.“ Eine Forderung der gemeinsamen Erklärung ist daher die Neugestaltung der steuer- und kommunalverfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich des Gewerbesteuergesetzes. „Wir setzen uns dafür ein, dass die Gewerbesteuer dort gezahlt wird, wo die Bänder laufen, die Schlote qualmen und LKWs über den Asphalt rollen – und nicht dort, wo der Briefkasten hängt“, heißt es in der Erklärung. „Die Gewerbesteuer zählt zu den wichtigsten Einnahmequellen einer Kommune und ist damit eine der bedeutendsten finanziellen Säulen für die Aufgabenwahrnehmung. Ein Unterbietungswettlauf muss deshalb unbedingt vermieden werden. Er schadet am Ende allen, insbesondere den Bürgern“, erklärte Schäfer. Gänzlich anders sah dies offenbar der Monheimer Bürgermeister Daniel Zimmermann. Er habe dargestellt, dass die Senkung der Gewerbesteuer zu kaum einer Abwanderung von Unternehmen angrenzender Kommunen geführt habe. Monheim unterzeichnete erwartungsgemäß wie weitere neun Städte die Zonser Erklärung nicht. Im nächsten Schritt soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbände an konkreten Vorschlägen arbeitet, um zu einem gerechteren System zu kommen. Bergkamen, Düsseldorf, Dormagen, Duisburg, Monheim, Krefeld sind mit dabei. (ale)

Hitze macht Bäumen zu schaffen

Leichtes Spiel haben Borkenkäfer und Co., wenn Bäume durch die Trockenheit
gestresst sind. Diese Nadelbäume hatten keine Chance. Foto: Andrea Lemke

Kein Regen, dafür Sonne satt gab es in dieser Woche. Heiße Nächte ließen fast keinen Schlaf zu. Wer sich nicht irgendwo abkühlen konnte, blieb am besten direkt zu Hause. Der heiße Sommer bis an oder über die 40-Grad-Marke bedeutet auch für die Natur den Härtetest. Die aktuelle Hitze und vor allem die Trockenheit macht den Bäumen zu schaffen. Um mit den widrigen Umständen klar zu kommen, haben sie allerdings pfiffige Strategien entwickelt. Um Energie zu sparen, lassen manche Bäume einfach die Blätter hängen. Dahinter verbirgt sich ein Druckabfall. Wird die Wasserversorgung der Bäume schlechter, fällt der Druck, mit dem das Wasser von den Wurzeln in die Kronen transportiert wird, ab. Die Bäume müssen also härter arbeiten, um das Wasser bis in die Blätter transportieren zu können. Bleibt es trocken und heiß kommt Plan B: Die Bäume fangen an ihr Laub abzuwerfen „und spielen Herbst“, erklärt Revierförster Theo Peters. Das ist gerade zum Beispiel bei Birken zu beobachten. Eichen, Weiden und Pappeln trennen sich im Notfall gleich von ganzen Ästen. Bei Nadelbäumen wirkt sich der Stress durch Hitze hingegen anders aus. Die Trockenheit schwächt den Baum und so haben Eindringlinge wie der Borkenkäfer leichtes Spiel. Gerade im vergangenen Jahr gab es einen massiven Befall dieses Schädlings. Die Folge waren Fällungen im größeren Stil, so zum Beispiel rund um den Tannenbusch. Wie sehr die Nadelbäume in diesem Jahr betroffen sein werden, steht noch in den Sternen. Fakt ist, dass durch die Trockenheit manche Schädlinge leichtes Spiel haben. Zwar soll am Wochenende der lang ersehnte Regen kommen, aber ob der reicht, um Bäume, Blumen oder Felder genügend zu wässern, bleibt ungewiss. Doch Anwohner können zumindest den Bäumen an den Straßen helfen, die ja nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch für ein angenehmes Klima und natürlichen Schatten sorgen. Mindestens einmal pro Woche sollte der Baum vor der Haustüre mindestens zehn Liter Wasser erhalten. Dabei ist darauf zu achten, dass das Wasser auch wirklich einsickert. Beste Gießzeit: früh morgens oder nach Sonnenuntergang. Wer auch etwas für Insekten, Igel oder Eichhörnchen tun möchte, sollte Wasser bereitstellen. Für Insekten wie Hummel, Biene und Co. ist wichtig, dass sie auf etwas landen können, wie zum Beispiel Murmeln oder kleine Steinchen, die im Wasserbehälter herausragen, nur dann ertrinken sie nämlich nicht. Apropos trinken: Auch wir Menschen sollten bei der Hitze viel trinken, am besten Wasser oder ungesüßte Tees und uns möglichst im Schatten oder in kühlen Räumen aufhalten. Tabu in diesen Tagen: extremer Sport oder schwere körperlichen Arbeiten in der prallen Sonne. Ein No-Go ist und zudem auch äußerst lebensgefährlich: Kinder oder Tiere im Auto lassen, nicht einmal für fünf Minuten. ( -ale)

Mann im Rhein vermisst

Die Suche im Rhein blieb erfolglos.
Foto: Archiv/ale

Ein großer Rettungseinsatz von Feuerwehr und Polizei folgte am Donnerstag, 25. Juli, auf die Meldung von Zeugen, dass ein junger Mann im Rhein bei Zons in Not geraten sei. Die Anrufer berichteten, dass der 22-Jährige beim Baden plötzlich untergegangen und nicht mehr aufgetaucht sei. Trotz der intensiven Suche, bei der auch Boote und ein Hubschrauber eingesetzt wurden, blieb der Mann vermisst. Nach Stand der derzeitigen Ermittlungen wird von einem Unglücksfall ausgegangen. (-sf/ale)

Nachhaltigkeit hat sich gelohnt

Doreen Sander (v.l.n.r.), Susanne Hohendorf, Ralf Krechel und Bettina Stürmer sind Teil der „grünen Gruppe“ und freuen sich riesig über den ersten Platz beim städtischen Nachhaltigkeitspreis 2019. Foto: Andrea Lemke

Damit hatte die Initiative „Grüngestaltung und Dorf in der Landschaft“, kurz die grüne Gruppe innerhalb des Projektes „Unser Dorf hat Zukunft“, überhaupt nicht gerechnet: Sie holte den ersten Platz beim „Nachhaltigkeitspreis 2019“ der Stadt Dormagen. Bei genauerer Betrachtung war das aber gar nicht so abwegig, denn was die Aktiven Susanne Hohendorf, Bettina Stürmer, Doreen Sander, Monika Walter, Doris Müller, Doris Scheske, Erich Esser, Gernot Göbert und Ralf Krechel in den vergangenen Monaten mit weiteren freiwilligen Helfern aus dem Ort geleistet haben, kann sich durchaus sehen lassen.
Da wäre zum einen der Gemeinschaftsgarten „Himmel un Ääd“, der biologisch und nachhaltig von mehreren Strabergern Familien bewirtschaftet wird. Möglich ist dies geworden, weil eine Landwirtin der Gruppe einen rund 440 Quadratmeter großem brachliegenden Bauerngarten zur Verfügung stellte. Der ist mittlerweile in kleinere Parzellen unterteilt worden. Heute nutzen ihn fünf Familien kostenfrei und können dort ihr Gemüse, Kräuter und Obst ernten. So entstand aus einer Brache wieder ein bunter und blütenreicher Bauerngarten. Um zur Verschönerung des Dorfes beizutragen und auch älteren Mitbürgern die Möglichkeit zu geben, ohne Fahrten in benachbarte Orte  Blumen und Kräuter zu erhalten, initiierte die Truppe bereits zweimal einen Blumenverkauf zum Selbstkostenpreis auf dem Linden-Kirch-Platz, der sehr gut angenommen wurde. Ein weiteres Projekt heißt „Naturschutz statt Luftschutz“. Dazu wurde der alte Kriegsbunker an der Ecke Kronenpützchen/Fasanenweg freigelegt, eine neue Eingangstür geschmiedet mit einem Einflugschlitz für Fledermäuse, spezielle Hohlblocksteine im Inneren sowie ähnliche Unterschlupfmöglichkeiten angebracht, damit sich dort zukünftig Fledermäuse wohl fühlen. Unterstützt wurde das Team bei diesem Projekt von Handwerkern und der Feuerwehr vor Ort sowie von der Stadt. Ebenfalls im Natur- und Artenschutz angesiedelt ist das Wohnungsprojekt für die Schleiereule. Die brütet besonders gerne in dunklen Ecken in Scheunen, oder Kirchdachböden. „Leider hat sie oft Wohnungsnot“, so Krechel.
Das soll sich ändern und die Schleiereule soll zukünftig ein neues Zuhause in einem eigens gezimmerten Spezialnistkasten, den die „Rentnerband“ von Hackenbroich gefertigt haben, im Kirchturm von St. Agatha bekommen. Zur Dorfverschönerung hat die Gruppe auch in einigen öffentlichen Rasenflächen im Herbst vergangenen Jahres jede Menge Osterglockenzwiebeln in die Erde gebracht, die schon im Frühjahr drauf die Straberger mit ihrer Blütenpracht begeisterten. Zu einem Dorf gehören auch Kinder und Jugendliche. Dank einer Schreinerei, die 30 Nistkästen professionell gezimmert und zusammengebaut hat, sollen im Herbst die Nistkästen für Meise, Star und Co. bemalt werden und deren Eltern dann zum Aufhängen im eigenen Garten zur Verfügung gestellt werden.
Alle Mühen haben sich gleich doppelt gelohnt: Zum einen partizipiert die Dorfgemeinschaft von vielen Projekten, zum anderen erhielt die Initiative zusätzlich noch 1.000 Euro, die mit dem ersten Platz des Dormagener Nachhaltigkeitspreises 2019 einhergehen.
Bürgermeister Erik Lierenfeld zeichnete nicht nur sie vor Kurzem aus, sondern auch weitere nachhaltige Projekte aus dem Stadtgebiet. Auf dem mit 750 Euro dotierten zweiten Platz landete das Projekt „Walddetektive“, eingereicht von Waldpädagogin Nina Kessler. Bei diesem Projekt steht die Bildung im außerschulischen „Lernort Natur“ im Mittelpunkt. Die beiden Gruppen der Walddetektive treffen sich einmal in der Woche für jeweils zwei Stunden und verbringen die gemeinsame Zeit in der Regel im Wald (Tannenbusch). Meist stehen die Treffen unter einem bestimmten Thema, zu dem dann geforscht, gebaut, gesammelt, experimentiert oder beobachtet wird. Der dritte Platz und 500 Euro ging an das Projekt „Berthas Garten“, den Schulgarten an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule. Der Schulgarten verknüpft ökologische, ökonomische und soziale Aspekte und macht sie durch eigenes Handeln erfahrbar. Die Schüler können im Schulgarten lernen, was Nachhaltigkeit bedeutet, warum sie wichtig ist und wie sie sich konkret umsetzen lässt. Den diesjährigen Anerkennungspreis, mit 250 Euro dotiert, erhielt das Projekt „Rhein Clean Up“ von Karin Schwanfelder. Damit würdigte die Stadt das herausragende Engagement Schwanfelders für die Umwelt und gegen die Vermüllung des Rheinufers und anderer Bereiche. ⇥-Andrea Lemke

Dormagener Radrennen

Bald wird die Innenstadt zur Rennstrecke für Radfahrer aller Klassen. Armateure und Elite-Armateure werden mit von der Partie sein, ebenso aber auch Kinder und Jugendliche.
Foto: RSC Nievenheim

Ein Sport-Event jagt das nächste: Gerade erst lieferten sich die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie ihr erstes Derby in der Innenstadt (siehe unten), schon steht in drei Wochen das nächste sportliche Groß-Event in der Innenstadt an: das Dormagener Radrennen. Dazu schreibt Gregor Schwermer im Fußball „ECHO“ des VdS Nievenheim: „Als das Dormagener Wochenblatt ,Schaufenster’ im vergangenen Jahr aufrief, Events zu kreieren oder alte Events wieder aufleben zu lassen, die für die Innenstadt interessant sein könnten, um weiter attraktiv zu bleiben, meldete sich Martin Ritterbach. Seine Idee war es, das bis in die 80ziger Jahre in der Innenstadt ausgerichtete Radrennen, welcher seinerzeit die SG Bayer/EC Worringen veranstaltete, wieder stattfinden zu lassen. Das Schaufenster zeigte sich begeistert von der Idee.“ Und so ist es: Das SCHAUFENSTER präsentiert dank Ritterbach und seinem Engagement am Samstag, 10. August endlich wieder das „Dormagener Radrennen“. Unterstützt wird Ritterbach dabei nicht nur von Sponsoren, sondern auch tatkräftig von Gino Baudrie und Holger Pissowotzki, Mediaberater des Druck + Verlag Wegener GmbH. Aber auch ein rund 20-köpfiges Team des RSC Nievenheim steht Ritterbach, der selbst passionierter Radfahrer ist, zur Seite, damit die Innenstadt an diesem Tag zu einem Rundkurs wird. Gleich mehrere Rennen wird es am Samstag, 10. August, in der Zeit von 14 bis 21 Uhr geben. Darunter unter anderem ein Amateurrennen über 42 Runden und einer Gesamtlänge von 54 Kilometern, ein Promi-Einlagerennen über 2,4 Kilometer sowie ein Fettereifen- und Laufrad-Rennen für Kinder.
Vor allem aber wird eine Radsport-Legende in den Mittelpunkt gehoben. In Gedenken an den viel zu früh verstorbenen Fredy Schmidkte wird es ihm zu Ehren einen Gedächtnispokal geben. Schmidtke war Dormagener und holte 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles (USA) in einem spektakulären 1.000 Meter-Zeitfahren die Goldmedaille. Zudem hat er zahlreiche Weltmeisterschaften gewonnen und war mehrfacher Jugendmeister. Das Rennen um den Fredy Schmidtke-Gedächtnispokal wird mit Sicherheit viel zu bieten haben. „Es werden die besten Elitefahrer aus NRW teilnehmen, die sich ausnahmslos unter den ersten 500 in der Rangliste des Bundes deutscher Rennradfahrer wiederfinden“, verspricht Ritterbach. Das Rennen geht über 80 Kilometer und 62 Runden, wobei ein Schnitt von durchschnittliche 45 Stundenkilometern gefahren wird. Und: Das Rennen geht auch am Elternhaus Schmidtkes an der Von Stein-Straße vorbei. Das Rahmenprogramm kann sich ebenfalls sehen lassen. So ist der ADAC mit einem trickreichem Fahrradparcour vor Ort, für Kinder gibt es eine Hüpfburg, zahlreiche Aussteller präsentieren sich mit interessanten Themen, die EGN lädt zum Container-Schießen ein und auf dem Helmut-Schmidt-Platz werden Besucher deftige oder süße Leckereien finden. Die Karnevalsgesellschaft „Ahl Dormagener Junge“ versorgt die Gäste mit kühlen Getränken. Und am Ende gibt es noch eine große Tombola für den guten Zweck. Der Erlös kommt dem Rapahelshaus zugute. (-Andrea Lemke)

Tödliche Fütterung

Das Schaf starb beim Tierarzt. Foto: P. Norff

„Ich bin stocksauer“, macht Peter Norff aus Zons seinem Unmut und Trauer Luft. Am vergangenen Montag, 15. Juli, hatte ein bis dato Unbekannter mindestens ein Schaf, das mit einer Herde am Wallgraben in der Zollfeste weidet, unerlaubt gefüttert. „Gegen Mittag erhielt ich einen Anruf, dass eines der Schafe tot sei und so bin ich direkt dorthin gefahren“, so der Chef vom Eselpark Zons. „Das Schaf kam mir aber glücklicherweise entgegen getorkelt, hatte aber immense Schmerzen. Ich bin direkt zum Tierarzt gefahren. Doch alle Hilfe kam zu spät“, so Norff fassungslos über die Unvernunft der Spaziergänger, die vielleicht gar nichts Schlimmes im Sinn hatten. „Die Tiere dürfen auf keinen Fall gefüttert werden, sie vertragen das einfach nicht. Das Schaf hatten wir mit der Hand aufgezogen. Das ist ihm nun zum schmerzhaften Verhängnis geworden“, erklärt Norff und bittet alle Besucher eindringlich darum, auf keinen Fall Tiere auf einer Weide zu füttern. „Wir sind täglich zweimal vor Ort und kontrollieren alles“, so der Tierfreund. (-ale)

Angst vor Jakobskreuzkraut

Dani und ihr fünfjähriger Wallach Java. Foto: ale

Für Pferde und Rinder wird das gelbe Kraut mehr und mehr zum Problem: vor allem auf Weiden und im Heu. Es ist Juli und damit Hauptblütezeit des Jakobskreuzkrauts. Es ist äußerst hübsch anzuschauen und kaum zu vermuten, dass diese alte heimische Wildpflanze hochgiftig ist, vor allem für Weidetiere wie Pferd, Rind, Ziege oder Schaf. In Nordrhein-Westfalen hat sich die Pflanze im Verlauf der vergangenen zehn Jahre an Böschungen, Straßenrändern, Stilllegungs- oder Extensivierungsflächen sowie besonders auf Pferdeweiden sehr stark ausgebreitet. Darüber informiert die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in ihrer Broschüre „Jakobskreuzkraut – Eine Giftpflanze auf dem Vormarsch“ (https://www.landwirtschaftskammer.de/riswick/ pdf/jakobskreuzkraut.pdf). In Dormagen scheint das genauso zu sein. Entlang der K 12 von Straberg in Richtung Horrem wächst und gedeiht das Kraut aber auch auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe zum Sportplatz in Straberg. Das ist vor allem Dani Beukenbusch, einer Reiterin, aufgefallen. „Es ist quasi überall. Die Randstreifen bis zu A 57 sind voll, die Insel an der Franz-Gerstner-Straße ist voll davon, neben der Imkerei auf dem Ückerather Weg und selbst bei uns hinterm Stall im Feld wimmelt es davon und es steht auf der Schafsweide“, so Beukenbusch. Und tatsächlich, wer die Augen aufhält, kann es an sehr vielen Stellen entdecken. Pferdeliebhabern machen sich Sorgen um die Ausbreitung, weil das Kraut quasi ungehindert gedeiht, immer weiter auf dem Vormarsch ist und somit auch auf den Weiden ihrer Tiere, für die bereits einige verzehrte Stängel tödlich sind. Jakobskreuzkraut enthält giftige Pyrrolizidin-Alkaloide, die auch im konservierten Futter giftig bleiben, da sie sowohl durch den Prozess der Silierung als auch während der Heutrocknung nur unzulänglich abgebaut werden. „Die Gefahr ist erheblich, wenn man sich vor Augen führt, dass ein einzelner ausgewachsener Trieb im Mittel etwa 70 Gramm Frischmasse oder zehn Gramm Trockenmasse wiegt“, heißt es in der Broschüre der Landwirtschaftskammer. Circa 15 Triebe haben zusammen bereits ein Frischgewicht von 1.000 Gramm. Im Körper wird das Kraut zu Schadstoffen verstoffwechselt und führt zu akuten oder chronischen Vergiftungen. Das Gravierende an diesen Stoffen ist, dass sie nicht ausgeschieden werden, sondern sich im Körper, vor allem der Leber, ansammeln. Die wiederholte Aufnahme von kleinen Mengen führt dadurch ebenfalls zu einer Vergiftung, die tödlich verläuft, da es laut Landwirtschaftskammer keine Heilungsmöglichkeiten gibt. Warum sich das Jakobskreuzkraut so stark verbreitet, ist noch nicht ganz klar. Zum einen werden die Jahre mit länger anhaltender Trockenheit die Ausbreitung begünstigt haben, die Landwirtschaftskammer sieht aber auch eine mangelnde Sorgfalt bei der Grünlandpflege beziehungsweise ein nicht fachgerechtes Grünlandmanagment mit als Ursachen. „Durch Unter- oder Übernutzung lückig gewordene und in ihrer Konkurrenzkraft geschwächte Narben sowie späte Nutzung ermöglichen die Samenbildung und das zahlreiche Auflaufen der Samen dieser Giftpflanzen in den Lücken. War dies lange Zeit überwiegend ein Problem der Pferdeweiden, können mittlerweile erhöhte Deckungsgrade auch in wenig gepflegten Rinderweiden beobachtet werden.“ Für Dani Beukenbusch ist klar, dass sie sehr genau inspiziert, wo ihr Pferd weidet. Die Bitterstoffe der gelb blühenden Pflanze sorgen zwar dafür, dass die Tiere sie nicht fressen, aber sicher ist sicher. Die Ausbreitung hat für sie als Pferdehalterin noch eine weitere Folge: „Wir geben unseren Pferden nur noch Heu von Bauern, die wir kennen und von denen wir wissen, dass sie vor der Maht die Wiesen inspizieren, damit dort kein Jakobskreuzkraut enthalten ist. Im getrockneten Zustand hat die Pflanze nämlich keine Bitterstoffe mehr und wird dadurch dann mit gefressen. Sie bleibt aber auch im getrockneten Zustand giftig.“ Kaninchen hingegen sind offenbar resistent gegen das Gift in dieser Pflanze und vermutlich mit der einzige natürliche Feind des Jakobskreuzkrauts.
(-Andrea Lemke)