Lag es daran, dass der im Vorstand des CDU-Stadtverbandes Dormagen für die Organisation zuständige Geschäftsführer erst kurz zuvor aus einem dreiwöchigen Urlaub zurückgekehrt war? Lag es daran, dass das auf zweieinhalb Tischen drapierte Fingerfood auch für 99 anwesende Mitglieder viel zu wenig war? Oder lag es daran, dass beide Lager – auf der einen Seite das der amtierenden Stadtverbandsvorsitzenden Anissa Saysay, auf der anderen Seite das von Gegenkandidatin Alana Voigt – in den vergangenen Wochen eifrig neue Mitglieder angeworben haben? Die Wahrheit dürfte, wie so oft im Leben, in einer Mischung aus allen denkbaren Faktoren liegen.
Fakt ist: Die für heute um 19.30 Uhr in der Kulturhalle angesetzte und mit großer Spannung erwartete Mitgliederversammlung des Stadtverbandes musste verschoben werden. Grund dafür: Es waren deutlich mehr als die für diese Versammlungsstätte zulässigen 199 Teilnehmer da. Folge daraus: Die Versammlung wurde erst gar nicht eröffnet. Saysay: „Wir werden ihnen eine neue Einladung zuschicken. Es tut mir leid.“ Auf dem Weg raus aus der sehr gut gefüllten Kulle war nicht nur einmal zu hören: „Das war doch absehbar.“ Diese subjektive Wertung ist durchaus nachvollziehbar. Nimmt man alleine die Zahl der Versammlungsteilnehmer aus dem Juni 2021, als Saysay zur Parteichefin gewählt wurde, nimmt dazu die Zahl der Neumitglieder und berücksichtigt zudem, was für eine gravierende Richtungsentscheidung nach einem sehr speziellen „Wahlkampf“ ansteht, kommt man schnell zu dem Schluss: Dieses sehr große Interesse kam nicht überraschend. Oder um es mit den Worten eines Parteimitglieds zu sagen, das noch auf dem Weg in die Kulle war: „Das ist grob fahrlässig.“ Bezogen auf die Entscheidung des Vorstands für die Kulle.
Die Entscheidung darüber, ob Saysay Parteichefin bleibt oder ob Voigt neue Stadtverbandsvorsitzende wird, ist jedenfalls aufgeschoben. Aber nicht aufgehoben. Nach der „Schlammschlacht“, die insbesondere in den vergangenen zwei, drei Wochen parteiintern und in der Öffentlichkeit ablief, wird es nun eine Fortsetzung geben. Das wäre in etwa so, als würde der US-Sender HBO verkünden, es gebe doch noch eine weitere Staffel der Serie „Game of Thrones“. In der Dormagener CDU wurde auf beiden Seiten mit harten, teilweise zu harten Bandagen gekämpft – und wird es noch. Ein Ende ist nicht in Sicht. Sehr wahrscheinlich auch dann nicht, wenn der Vorstand für den zweiten Anlauf eine Versammlungsstätte findet, die groß genug ist. (Oliver Baum)