Angst vor Jakobskreuzkraut

Dani und ihr fünfjähriger Wallach Java. Foto: ale

Für Pferde und Rinder wird das gelbe Kraut mehr und mehr zum Problem: vor allem auf Weiden und im Heu. Es ist Juli und damit Hauptblütezeit des Jakobskreuzkrauts. Es ist äußerst hübsch anzuschauen und kaum zu vermuten, dass diese alte heimische Wildpflanze hochgiftig ist, vor allem für Weidetiere wie Pferd, Rind, Ziege oder Schaf. In Nordrhein-Westfalen hat sich die Pflanze im Verlauf der vergangenen zehn Jahre an Böschungen, Straßenrändern, Stilllegungs- oder Extensivierungsflächen sowie besonders auf Pferdeweiden sehr stark ausgebreitet. Darüber informiert die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in ihrer Broschüre „Jakobskreuzkraut – Eine Giftpflanze auf dem Vormarsch“ (https://www.landwirtschaftskammer.de/riswick/ pdf/jakobskreuzkraut.pdf). In Dormagen scheint das genauso zu sein. Entlang der K 12 von Straberg in Richtung Horrem wächst und gedeiht das Kraut aber auch auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe zum Sportplatz in Straberg. Das ist vor allem Dani Beukenbusch, einer Reiterin, aufgefallen. „Es ist quasi überall. Die Randstreifen bis zu A 57 sind voll, die Insel an der Franz-Gerstner-Straße ist voll davon, neben der Imkerei auf dem Ückerather Weg und selbst bei uns hinterm Stall im Feld wimmelt es davon und es steht auf der Schafsweide“, so Beukenbusch. Und tatsächlich, wer die Augen aufhält, kann es an sehr vielen Stellen entdecken. Pferdeliebhabern machen sich Sorgen um die Ausbreitung, weil das Kraut quasi ungehindert gedeiht, immer weiter auf dem Vormarsch ist und somit auch auf den Weiden ihrer Tiere, für die bereits einige verzehrte Stängel tödlich sind. Jakobskreuzkraut enthält giftige Pyrrolizidin-Alkaloide, die auch im konservierten Futter giftig bleiben, da sie sowohl durch den Prozess der Silierung als auch während der Heutrocknung nur unzulänglich abgebaut werden. „Die Gefahr ist erheblich, wenn man sich vor Augen führt, dass ein einzelner ausgewachsener Trieb im Mittel etwa 70 Gramm Frischmasse oder zehn Gramm Trockenmasse wiegt“, heißt es in der Broschüre der Landwirtschaftskammer. Circa 15 Triebe haben zusammen bereits ein Frischgewicht von 1.000 Gramm. Im Körper wird das Kraut zu Schadstoffen verstoffwechselt und führt zu akuten oder chronischen Vergiftungen. Das Gravierende an diesen Stoffen ist, dass sie nicht ausgeschieden werden, sondern sich im Körper, vor allem der Leber, ansammeln. Die wiederholte Aufnahme von kleinen Mengen führt dadurch ebenfalls zu einer Vergiftung, die tödlich verläuft, da es laut Landwirtschaftskammer keine Heilungsmöglichkeiten gibt. Warum sich das Jakobskreuzkraut so stark verbreitet, ist noch nicht ganz klar. Zum einen werden die Jahre mit länger anhaltender Trockenheit die Ausbreitung begünstigt haben, die Landwirtschaftskammer sieht aber auch eine mangelnde Sorgfalt bei der Grünlandpflege beziehungsweise ein nicht fachgerechtes Grünlandmanagment mit als Ursachen. „Durch Unter- oder Übernutzung lückig gewordene und in ihrer Konkurrenzkraft geschwächte Narben sowie späte Nutzung ermöglichen die Samenbildung und das zahlreiche Auflaufen der Samen dieser Giftpflanzen in den Lücken. War dies lange Zeit überwiegend ein Problem der Pferdeweiden, können mittlerweile erhöhte Deckungsgrade auch in wenig gepflegten Rinderweiden beobachtet werden.“ Für Dani Beukenbusch ist klar, dass sie sehr genau inspiziert, wo ihr Pferd weidet. Die Bitterstoffe der gelb blühenden Pflanze sorgen zwar dafür, dass die Tiere sie nicht fressen, aber sicher ist sicher. Die Ausbreitung hat für sie als Pferdehalterin noch eine weitere Folge: „Wir geben unseren Pferden nur noch Heu von Bauern, die wir kennen und von denen wir wissen, dass sie vor der Maht die Wiesen inspizieren, damit dort kein Jakobskreuzkraut enthalten ist. Im getrockneten Zustand hat die Pflanze nämlich keine Bitterstoffe mehr und wird dadurch dann mit gefressen. Sie bleibt aber auch im getrockneten Zustand giftig.“ Kaninchen hingegen sind offenbar resistent gegen das Gift in dieser Pflanze und vermutlich mit der einzige natürliche Feind des Jakobskreuzkrauts.
(-Andrea Lemke)