Am Freitag, 12. April, beginnt im Saal „Robens“ um 20 Uhr die mit Spannung erwartete außerordentliche Generalversammlung der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Nievenheim/Ückerath. Dort steht vor allem die Wahl eines Übergangsvorstandes bis zur nächsten ordentlichen Generalversammlung am 27. September an. In der vorangegangenen ordentlichen Generalversammlung war es am 15. März zum Eklat gekommen: Nachdem ein Misstrauensantrag gegen Regimentschef Wolfgang van Bömmel-Wegmann gescheitert war, war fast der gesamte Vorstand um Brudermeister Stefan Schillings zurückgetreten.
Der Vorstand warf dem Oberst vor, er habe in einer Offiziersversammlung aus einem Schreiben vorgelesen, das in einer Vorstandssitzung als vertraulich eingestuft worden war. Nach Informationen des RA soll es in dem Brief um eine Auftragsvergabe gegangen sein. Außerdem wirft der Vorstand dem Regimentschef vor, sich viel zu selten bei Terminen blicken zu lassen. Der Regimentschef hielt dem entgegen, dass alle Vorgänge, die die Bruderschaft betreffen, transparent und offen zu behandeln seien. So sah das auch etwa die Hälfte der Schützen, die am 15. März in der Versammlung dabei waren. Sie lehnten den Misstrauensantrag, den Schillings Vorgänger als Brudermeister, Detlef Spitzenberg, gestellt hatte, ab. Durch den Rücktritt, den der Vorstand nach einer zehnminütigen Sitzungsunterbrechung erklärte, kam dieser einem weiteren Misstrauensantrag gegen den Vorstand zuvor. (meinDORMAGEN berichtete). Der Streit zwischen den beiden „Lagern“ in der Bruderschaft – auf der einen Seite die Unterstützer des Regmentschefs, auf der anderen Seite die des alten Vorstandes – schwelt seitdem „im Dorf“ und in den Sozialen Medien im Internet munter weiter. „Die Nievenheimer Schützenbruderschaft hat nach innen und außen einen kapitalen Imageschaden erlitten. Dabei scheint es dort vor allem um persönliche Eifersüchteleien und Streitereien zu gehen. Schwierig, solche Vorgänge noch mit dem Leitsatz ,Glaube, Sitte, Heimat’ in Einklang zu bringen“, erklärt ein Schütze in hoher Position aus einem anderen Stadtteil, der seinen Namen nicht nennen möchte. Ohne Zweifel sind „die Nievenheimer“ derzeit in Schützenkreisen das Thema Nummer eins. Thematisiert wird dabei nach Informationen von meinDORMAGEN auch, ob es nicht vielleicht sogar zu einer Trennung des Vereins, sprich zu einer Abspaltung kommen könnte.
Jetzt hat sich in einer E-Mail, die der Redaktion vorliegt, auch Schillings in die Diskussionen eingeschaltet, nachdem sich der alte Vorstand „selbst auferlegt“ hatte, zwei Wochen lang zu dem Thema zu schweigen. „Man hat an diesem Abend einen sehr gut arbeitenden, funktionierende und fachkompetenten Vorstand zerschlagen. Damit ein Mann, der nur repräsentative Aufgaben hat und sich nicht eingliedern konnte und wollte, bleiben konnte“, schreibt der ehemalige Schützenkönig. Und weiter: „Schützen, die nur ihre persönliche Rache an Einzelpersonen nehmen wollen, aber auch die, die um jeden Preis wollen, das Personen in ihren Ämtern bleiben, sollte sich die Frage stellen, wer schadet dem Verein, sie selbst oder der ehemalige Vorstand.“ Sponsoren und Geschäftspartner würden sich „abwenden“, so Schillings in der E-Mail, wenn sie mitbekommen, dass Themen, die die Bruderschaft betreffen, in allen Gremien des Vereins diskutiert werden dürfen. Der ehemalige Brudermeister kritisiert die Diskussionskultur: Ehrenmitglieder der Bruderschaft oder eines Corps seien in der Versammlung „niedergebrüllt“ worden, nur weil sie eine andere Meinung vertreten hätten. Damit gehe der Respekt vor dem Alter verloren, was von denen, die dazu schweigen, geduldet würde. „Hierfür kann man sich nur Schämen“, schrieb Schillings. Die Versammlung sei an dem Abend „systematisch kaputt gemacht“ worden, auch schon im Vorfeld. Es sei Stimmung gegen einen sehr gut funktionierenden Vorstand gemacht worden, „aber das war ja schon immer so“.
Die Vorgänge seit der jüngsten Generalversammlung haben ganz offensichtlich auch die persönliche Ebene erreicht. „An die Personen die durch unhaltbare Aussagen mich im Dorf, ja sogar im Stadtgebiet schlecht mache ja Rufmord betreiben, ich hoffe für Sie, dass sie alles beweisen können, was sie über mich verbreiten“, schreibt der ehemalige Brudermeister. Er habe seinen Rechtsbeistand eingeschaltet, der in seinem Namen Strafantrag gegen gewisse Personen stellen werde. Wenn man nur ein Angebot zur Ausschreibung der Getränkelieferung des Schützenhauses bekomme, dann falle die Auswahl nicht schwer. Die Entscheidung sei zudem von vier Personen getroffen worden und nicht von ihm alleine. Insgesamt hätten die Schützen, die das Ergebnis der jüngsten Versammlung zu verantworten hätten, „diesen Vorstand nicht verdient!“ Nach zwölf Jahren im Vorstand mit 365 Tagen Arbeit im Jahr, jeden einzelnen Tag mit Herzblut bei der Sache, sei er, so Schillings, „zu tiefst enttäuscht“.
Der ehemalige Vorstand habe angeboten, in alle Ämter zurückzukehren, wenn der Oberst nach dem diesjährigen Schützenfest zurücktrete. Er solle das Regiment beim Fest anführen, werde danach auch vernünftig verabschiedet. Dieser Vorschlag werde, so der ehemalige Brudermeister, von der Gegenseite mit der Begründung „Dann hätten wir ja gegen euch verloren“ abgelehnt. (Oliver Baum)