Die Menschen sind sensibler geworden, gerade was den Umgang mit der Natur angeht. Vielerorts werden Samenmischungen ausgebracht, die den Insekten einen bunten Tisch an Nahrung liefern. So zum Beispiel am Regenauffangbecken in Straberg. In voller Pracht standen dort Klatschmohn und Co. Standen, denn sie wurden abgemäht. Auch entlang der Landstraße in Richtung Nievenheim wurden die Pflanzen gemäht, obwohl die Straßenpfosten gut zu sehen waren. Auch am vergangenen Mittwoch kam ein Mäher zum Einsatz. Dieses Mal entlang der Landstraße zwischen Straberg und Horrem. „Aber Hauptsache es sieht ordentlich aus“, bemerkte ein Dorfbewohner ironisch. Auf Anfrage nahm Stadtpressesprecher Max Laufer zum Thema wie folgt Stellung: „Die Stadt ist bemüht, eine Balance zu halten – zwischen dem ordentlichen ,Look’, der von vielen Bürgerinnen und Bürgern auch immer noch eingefordert wird, und Blütenreichtum.“ Entlang der Landstraßen ist die Stadt aber nicht zuständig. Entsprechend werden die Rückschnitte dort vom Landesbetrieb Straßen.NRW überregional durchgeführt. „Hier ist es nicht möglich, auf einzelne Pflanzen Rücksicht zu nehmen, da die Verkehrssicherung vorgeht. Leider gilt hier oft Sicherheit vor Schönheit“, so Laufer. Von Seiten der Bürger gab es auch Kritik an sogenannten Radikalrückschnitten von Sträuchern. So wurde beispielsweise in Straberg im „Tutti- Frutti-Viertel“ eine Felsenbirne bis auf Kniehöhe abgesäbelt. „Die von der Stadt beauftragten Firmen haben in der Vergangenheit immer nach der Maßgabe gearbeitet, alles akkurat zu stutzen. Da ist es nachvollziehbar, dass eine Umstellung der Schnittpraxis nicht von heute auf morgen überall reibungslos funktioniert. Das ist ein Lernprozess, bei dem auch Fehler passieren. Es gibt allerdings auch schon erste Erfolge, zum Beispiel am Wahler Berg, in Stürzelberg oder auf verschiedenen Ausgleichflächen“, erklärt Laufer die Hintergründe. Die Stadt hat dennoch die Insekten auf dem Schirm. Anfang Mai hat sich nämlich erstmals der Arbeitskreis „Dormagen tut etwas für Insekten“ unter Beteiligung des städtischen Umweltamtes und der Biologischen Station getroffen. Nicht nur dieses neu gegründete Gremium setzt sich sehr dafür ein, dass Insekten in Dormagen wieder mehr Raum gegeben wird. So wurde zum Beispiel auch festgelegt, dass ab diesem Jahr auf einer Vielzahl von Wiesenflächen die Schnittrhythmen der vergangenen Jahre zum Schutz der Insekten verändert werden. Dabei sei allerdings auch zu bedenken, dass das nicht auf allen Flächen möglich und zur Förderung bestimmter Wiesenpflanzen auch ein früherer, sogenannter Schröpfschnitt vonnöten sei, so der Stadtpressesprecher. So könnten unerwünschte Arten wie beispielsweise der breitblättrige Ampfer, Brennnesseln, Brombeere oder Disteln zurückgedrängt werden. „Die Schnitte erfolgen auf vielen Dormagener Wiesenflächen in enger Zusammenarbeit mit der Biologischen Station“, so Laufer. Von unbedachtem Rückschnitt kann also offenbar nicht die Rede sein, oder doch? (-Andrea Lemke)