Der Link kam per WhatsApp. Werbung war auch bei Facebook gemacht worden. Ostermontag ab 11 Uhr bei YouTube: „SCHLØMER – Live aus dem Wohnzimmer“. Wer den sehr gut funktionierenden Livestream verfolgte, der kam musikalisch voll auf seine Kosten. Musikstudent Sebastian Schlömer, sein Bruder Simon und Ornella Tobar spielten live aus dem Wohnzimmer der Familie Schlömer sieben wunderbare Songs. Die hatte der 24-jährige Sebastian Schlömer, der im Chorhaus St. Michael Dormagen von Kindesbeinen an alle Chorstufen erklommen hat, in den vergangenen zwei Jahren selber komponiert, arrangiert und die Texte dazu geschrieben. Wer bei YouTube den Suchbegriff „Schlömer“ eingibt oder die Variante mit dem norwegischen „Ø“, der bekommt direkt die richtigen Links angezeigt.
Am Ostermontag waren bis zu 230 Konzertgäste live dabei und begeistert. In den zwei Tagen danach kam das Konzert im Re-Live auf mehr als 1.600 User, die sich die schöne Musik noch einmal oder zum ersten Mal anhörten: Paradiso, Drei Leben, Chilln, Höhenflug, Schall und Rauch, Prototyp und als Zugabe Kompass. Richtige Ohrwürmer sind dabei, von der Stimme her landet Leadsänger Sebastian Schlömer bei Clueso, Jamie Cullum und Max Giesinger. „Das mit Clueso und Cullum habe ich bei den ,Blind Auditions’ in Köln, wo ich mit Ornella dabei war, schon öfter gehört. Giesinger ist mir neu, aber seine Musik ist echt in Ordnung“, so der Student am Tag nach der digitalen Konzertpremiere. Über das Chatfenster konnte die dreiköpfige Band mit den Zuschauern kommunizieren – ohne selber etwas zu sehen. „Das war eine ganz neue Erfahrung und am Anfang waren wir sehr nervös. Vor allem auch deshalb, weil wir nicht wussten, ob die Technik funktionert“, so der Kopf von „SCHLØMER“, einer Projektband, die derzeit als Poollösung sieben Musiker hat. „Wir überlegen gerade, wie wir das Projekt in festere Bahnen lenken können. Die Corona-Krise bremst uns dabei etwas aus, denn wir planen eine erste gemeinsame CD. Die wird vermutlich erst nächstes Jahr erscheinen können“, berichtet der 24-Jährige, der sich im Chorhaus weiterhin um den musikalischen Nachwuchs im Vorschulkinderbereich kümmert.
Um die Technik hat sich bei dem Live-Gig aus dem Wohnzimmer der Familie Schlömer, Vater Willy ist der Vorsitzende des Chorhaus-Vereins, Mutter Gabi die gute Seele aller Kinder- und Jugendchoraktivitäten, Alexander Abel gekümmert. Mit „Abel Audio“ aus Dormagen (www.abelaudio.de) arbeitet das Chorhaus schon lange als festem Partner zusammen. Sebastian Schlömer: „Wir haben zwei bis drei Tage an Vorbereitung gebraucht. Wir wollten keine Handyvoiceaufnahme, sondern einen echten Kameralivestream mit der Tontechnik eines richtigen Konzertes, was große Dateiformate zur Folge hat. Wir haben uns da reingefuchst und es hat geklappt.“ Mit fünf Jahren hat der Student im zehnten Semster, der erst mit einem Lehramtsstudium anfing, um sich dann voll auf das Fach Musik zu konzentrieren, mit dem Klavierspielen angefangen. Seinem Vater Willy folgte er und lernte auch das Schlagzeugspielen. Das Talent zum Singen, das war von Anfang an vorhanden. Und die Idee zu dem YouTube-Konzert, die kam im Zuge der Corona-Krise: „Die ganze Konzertwelt liegt brach. Wenn es zu Lockerungen kommt, werden die Konzerte mit in der letzten Lockerungsstufe sein. Das Jahr ist also quasi weg, aber wir wollten gerne im Kontakt mit unserem Publikum bleiben“, führt der Hackenbroicher, eigentlich Hackhausener, dazu aus. In dem Gig präsentierten die drei Musiker auch die neue SCHLØMER-CD mit fünf Songs, die man per E-Mail an info@sebastianschloemer.de bestellen kann.
Weil die Konzertpremiere am Ostermontag so gut gelaufen ist, soll es am Samstag, 18. April, weiter gehen: ab 17 Uhr direkt aus dem Garten der Familie Schlömer, wenn denn das Wetter mitspielt. Der YouTube-Kanal ist der gleiche wie am Montag. (Oliver Baum)