Bei der Sanierung und Erweiterung der Sekundarschule Dormagen gab es „von Beginn an eklatante Fehler“, so Bürgermeister Erik Lierenfeld. Der Verwaltungschef ist seit Mitte März selber für den Eigenbetrieb in der Verantwortung und kündigte an, dass „diese Fehler aufgearbeitet werden und sich in Zukunft nicht wiederholen“. Dazu bedürfe es eines engeren Controllings, einer besseren Kommunikation zwischen Eigenbetrieb und Projektsteuerer sowie größerer Transparenz. Weitere Kostensteigerungen und Verzögerungen seien auch künftig zu erwarten. Schon jetzt befindet sich das Bauprojekt mit mehr als einem Jahr in Verzug. Künftig wird ein „Monitorer“ eingesetzt, der das Projekt eng begleitet, überwacht und dafür sorgt, dass Entscheidungen schnell getroffen und neue Entwicklungen unverzüglich kommuniziert werden. Bisher durfte der interessierte Beobachter davon ausgehen, dass genau dies auch zu den Aufgaben der externen Projektsteuerung gehört.
Das zweite Sorgenkind bei den städtischen Großbauprojekten ist der „LernOrt Horrem“ (Sanierung und Erweiterung der Christoph-Rensing-Grundschule; Foto auf Startseite: Archiv). Aktuell wird mit einem Kostenvolumen von rund 21 Millionen Euro gerechnet. Ursprünglich lag der Ansatz bei unter 13 Millionen Euro, als die Planungen auf eine Vierzügigkeit der Schule ausgeweitet wurden. Die Verwaltung spricht sich jetzt für einen Neubau aus. „Wir werden nicht denselben Fehler wiederholen und im Bestand sanieren, wenn die Kostenrisiken zu groß sind, auch wenn dann die bisherigen Planungen obsolet wären“, betonte Lierenfeld.
Zudem wurde die Aula des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums aus Sicherheitsgründen und aus Gründen der Beweissicherung gesperrt. Das Ergebnis der Kernsanierung war vom Bürgermeister beim städtischen Neujahrsempfang im Februar 2019 als „Schmuckstück“ bezeichnet worden. Die Mängel im Foyer und im Saal sind nach gutachterlicher Feststellung so gravierend, dass dort jederzeit die Decken hätten herunterkommen können. Das galt auch schon beim Neujahrsempfang der Stadt mit seinen etwa 600 Gästen vor rund 15 Monaten. Es dürfte nicht übertrieben sein, aufgrund dieser Umstände von einer möglichen Lebensgefahr für alle Nutzer der Aula zu sprechen.
Lierenfeld sprach in der Sitzung des städtischen Hauptausschusses am Montag, 18. Mai, von „Kardinalfehlern“ und übernahm die „Gesamtverantwortung“. Alle drei Projekte seien nun „Chefsache“. Das war nicht nur im politischen Raum schon im vergangenen Jahr gefordert worden, als die gravierenden Probleme im Eigenbetrieb immer offenkundiger wurden. Der Verwaltungschef hatte die offensichtlich überforderte Gaspers aber bis zu ihrem Ausscheiden im Frühjahr in der Funktion der „Ersten Betriebsleiterin“ belassen. (-oli)
Auszüge aus dem Kommentar von Oliver Baum auf meinDORMAGEN vom 13. Februar 2019: „Bei allem Verständnis dafür, dass Sanieren und Erweitern im Altbestand bekanntermaßen für jeden Bauherren ein großes Abenteuer mit vielen Risiken ist: Was der Eigenbetrieb den Bürgern dieser Stadt als ,Serientäter‘ zumutet, kann mitunter nur noch als Stümperei bezeichnet werden. Die aber weiterhin ohne jede Konsequenz bleibt. ,Manchmal passieren Fehler. Aber wer viel macht, macht eben auch Fehler.‘ Nein, das war nicht Oliver Welke in der heute-Show, das sagte Bürgermeister Erik Lierenfeld beim städtischen Neujahrsempfang. Der Eigenbetrieb ist schon seit dem Desaster mit den zerstörten Schreiber-Fenstern und den verschwundenen Kunstwerken an der Sekundarschule im vergangenen Jahr ein Fall für den Rathauschef. Doch warum sollte der Bürgermeister etwas an den bestehenden Zuständigkeiten ändern? So ist und bleibt die in diesem Bereich offensichtlich fachlich reichlich überforderte Kämmerin für Pleiten, Pech und Pannen des Eigenbetriebs als Prellbock weitgehend auch politisch verantwortlich.“