Gegen den Vorentwurf des Bebauungsplans Nummer 531 „Beidseits der Beethovenstraße“, mit dem sich der städtische Planungsausschuss am 19. Februar befasst hat, regt sich Widerstand: Alle Anwohner der Mozartstraße haben sich in der gleichnamigen Interessengemeinschaft (IG) zusammengeschlossen. Im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung haben zwei IG-Mitglieder Einspruch beim Bauamt eingelegt und Veränderungsvorschläge vorgetragen. Eine Unterschriftenliste soll nachgereicht werden, um deutlich zu machen, dass mehr als 60 Anwohner gemeinsam an einem Strang ziehen.
Durch den bevorstehenden Abriss der Realschule sowie der benachbarten Turnhalle und des Sportplatzes an der Beethovenstraße hat sich für die Stadt die Möglichkeit ergeben, ein neues, großes Wohnquartier zu planen. Mit einem städtebaulichen Wettbewerbsverfahren wurde das Ziel verfolgt, aus dem Areal ein modernes Wohngebiet mit urbanen Stadthäusern und Mehrfamilienhäusern mit Miet- und Eigentumswohnungen zu entwickeln. Der Siegerentwurf wurde in einem Masterplan konkretisiert. Der Masterplan wiederum sollte als Grundlage für die Aufstellung eines qualifizierten Bebauungsplanes dienen. Die seit Anfang des Jahres geltende Landesbauordnung NRW beinhaltet, so die Verwaltung in der Drucksache für den Planungsausschuss, zahlreiche Neuerungen in Bezug auf die Abstandsflächenregelung, die Gebäudehöhen (Geschossigkeit), den Stellplatznachweis und den Brandschutz. Den Begriff des „Staffelgeschosses“ gibt es demnach nicht mehr. Nach der neuen Definition der Vollgeschossigkeit sei es nunmehr möglich, mehrere zurückspringende Obergeschosse übereinander zu errichten. Aufgrund dessen wurde der Masterplan teilweise geändert, wodurch es aber „zu keiner signifikanten Änderung der ursprünglichen städtebaulichen Konzeption des Siegerentwurfs“, so die Verwaltung, gekommen sei.
Das sehen die Mitglieder der IG anders. Ende Mai 2018 hatte die Stadt zu einer Bürgerinfoveranstaltung in die Kulle eingeladen. Die IG kritisiert, dass damals nur von einer Bauhöhe von zwei oder drei Geschossen die Rede gewesen sei. Einzige Ausnahme sei ein sechsstöckiges Hochhaus an der Ecke Haberlandstraße/Beethovenstraße gewesen. Im Bebauungsplanentwurf seien nunmehr fast nur noch fünf oder sechs Geschosse vorgesehen. Damit liege eine „erhebliche Planungsänderung“ vor. Außerdem sei der Spielplatz entgegen der Ursprungsplanung in Richtung der angrenzenden Gärten der Mozartstraße verschoben worden. Das führe zu einer Zunahme an Lärmimmissionen. Die Erhöhung der Gebäude auf bis zu 16 Metern bei fünf Geschossen beeinträchtige die Gartennutzung. Die Nutzung der Gärten werde dadurch eingeschränkt, dass es einen deutlich früheren Schattenwurf durch die neuen hohen Gebäude geben werde als bisher. Außerdem werde die Privatsphäre der Bewohner durch die Einsichtmöglichkeiten der hoch wohnenden neuen Nachbarn gestört. Die fünfstöckige Bauweise sei doch eher etwas für den nördlichen Bereich hinter dem städtischen Hallenschwimmbad, wo es keine vorhandenen Anwohner gebe. Der Spielplatz könne geteilt und dafür ein zweiter Spielplatz in dem Grüngürtel in Richtung der Haberlandstraße errichtet werden. Das hätte zudem den Vorteil, dass Kleinkinder nicht die Beethovenstraße überqueren müssten, um zum Spielplatz zu kommen. Denn die Straße werde durch die prognostizierte Zahl von bis zu 1.000 im „Beethovenquartier“ wohnenden Menschen bei geschätzt entstehenden 460 Wohnungen zukünftig deutlich stärker befahren, so die IG. Es sei der Eindruck entstanden, dass in dem neuen großen Wohngebiet jetzt vor allem auf „Masse“ gesetzt werde, ein Fehler, der schon in den 70er Jahren gemacht worden sei. Zu befürchten sei eine Abnahme der Wohnqualität in den umliegenden Straßen, wovon neben der Mozartstraße auch Teile der Schubertstraße und der Beethovenstraße betroffen wären. Die IG spricht sich deshalb für eine Reduzierung der Geschosshöhen und (oder) für einen Verzicht auf Staffelgeschosse aus, um einen harmonischeren Anschluss an die Nachbargebäude zu erreichen. Die nähere Umgebung werde in der Bebauung durch Zweigeschossigkeit mit Satteldach beherrscht.
Für Erstaunen hat bei den IG-Mitgliedern die Fällung von 50 Bäumen im an ihre Gärten angrenzenden Grüngürtel vor dem vorhandenen Spielplatz an der alten Realschule gesorgt. Die Stadt Dormagen habe, so die IG, die Fällung mit der Begründung veranlasst, die Bäume hätten alle Pilzbefall. Aufgrund der Rodungsmaßname sei bei Neuanpflanzungen die Einhaltung der Abstandsflächen zu den Grundstücken der Mozartstraße nicht mehr möglich. Insgesamt sei der „Verdichtungsgrad“ des neuen Quartiers viel zu hoch, soziale Konflikte und verkehrliche Probleme seien deshalb vorprogrammiert, so die IG. Sie will am Ball bleiben und mit ihren Einwendungen auch in der Bürgersprechstunde im nächsten Planungsausschuss am 26. Juni aktiv werden. (Oliver Baum)