Historische Blamage für CDU

Diese konstituierende Stadtratssitzung geht in die Dormagener Geschichtsbücher ein. Unter anderem deshalb, weil die CDU-Fraktion sich am Donnerstagabend, 20. November, eine historische Blamage einhandelte: Sie kam mit ihrem Vorschlag für die Wahl des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters nicht durch. Erstmals wird keine der Stellvertreterpositionen durch die CDU besetzt.

Das lag auch daran, dass die neue Fraktion „Dormagener Bürger-Union“ (DBU) im Ratssaal nicht wie erwartet mit zwei, sondern überraschend mit vier Mitgliedern vertreten war. Bei Tanja Lützenrath und Matthias Wostratzky war dies klar, wurde auch durch separierte Sitzplätze offensichtlich. Bei Christiane Schneider und Hans Ludwig Dickers war es unerwartet. Sie saßen noch im CDU-Block, wenn auch in der Nähe ihrer neuen Fraktion. Grund dafür: Beide hatten erst wenige Stunden vor Sitzungsbeginn dem Bürgermeister ihren Fraktionswechsel angezeigt. Alle vier sind übrigens weiter Mitglieder der CDU und wollen dies nach Informationen von meinDormagen auch bleiben. Der von der CDU vorgeschlagene Guido Schor kam bei den Stellvertreterwahlen nur auf sechs Stimmen, obwohl seine Fraktion zehn Mitglieder hat. Zu Stellvertretern des Bürgermeisters wurden Katja Creutzmann (SPD), René Jungbluth (Grüne) und Thomas Freitag (Zentrum/UWG) gewählt – in dieser Reihenfolge.

Am Montagabend, 24. November, treffen sich die Mitglieder der CDU Dormagen in der Kulle zu einem „Mitgliederkonvent“. Dort geht es laut Einladung um die Wahlanalyse und eine Empfehlung an die Fraktion zum zukünftigen politischen Weg. „Damit die Fraktion sicher agieren kann, braucht sie einen klaren politischen Kompass der Partei“, ist in der Einladung zu lesen. Es gehe um ein „gemeinsames, belastbares Mandat für den Kurs der CDU Dormagen in der neuen Wahlperiode“. So zumindest die Theorie. In unserer Redaktion haben sich Parteimitglieder gemeldet, die keine Einladung bekommen haben und dahinter Absicht vermuten. Sie wollen anonym bleiben, damit gegen sie nicht – wie bei Lützenrath und Wostratzky schon geschehen – ein Parteiordnungsverfahren wegen parteischädlichem Verhalten eröffnet wird. Von anderen CDU-Mitgliedern kommt Kritik an dem gewählten Format. Erwartet worden war eine Mitgliederversammlung und kein Konvent, der sich auf die inhaltliche Ebene fokussiert. Dabei sollen nach Informationen von meinDormagen unter anderem Wahlen zum Vorstand angestanden haben. Sogar von einem möglichen Misstrauensantrag gegen bestimmte handelnde Personen ist mittlerweile die Rede.

So oder so – der politische Beobachter fasst sich nur noch verwundert an den Kopf: Wie viel peinlicher kann es rund um diesen Stadtverband und „seine“ Restfraktion angesichts der Entwicklung in den vergangnen drei Wochen noch werden? Wann hört die Selbstpulverisierung auf allen Ebenen, die sich mitunter deutlich in das Persönliche hineinzieht, endlich auf? Oder stehen schon weitere Wechsel in die DBU-Fraktion im Raum? Wie fühlen sich die Wähler, die bei der Kommunalwahl Mitte September für den Stadtrat ihr Kreuz bei einer Partei gemacht haben, die mittlerweile für immer mehr Dormagener unwählbar geworden ist? Schlimmer geht’s nimmer – oder doch? (Oliver Baum)