Beim Förderpreis der Robert-Enke-Stiftung für die „Seelische Gesundheit im Nachwuchs-Leistungssport“ hat das Sportinternat Knechtsteden mit seinem neuen Ansatz eines „Resilienztrainings“ den dritten Platz belegt. Bei der Preisverleihung in Hannover stockte der Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß, das Preisgeld von 2.500 Euro aus seiner privaten Schatulle auf 10.000 Euro auf. Im „Theater am Aegi“ nahm für das Sportinternat dessen Leiter Henning Heinrichs den Preis entgegen.
In einer Preview wurde dort der eindrucksvolle NDR-Film über Robert Enke gezeigt. Der ehemalige Torwart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hatte sich vor zehn Jahren das Leben genommen. Er litt unter Depressionen, befand sich auch in Behandlung. Das aber half nicht, um sein tragisches Ende zu verhindern. Auch in einer Podiumsdiskussion mit dem Bayern-Präsidenten und der Witwe Teresa Enke ging es um das schwierige Thema. Mit dem Förderpreis will die Stiftung die Bedeutung von Depressionen auch im Nachwuchs-Leistungssport hervorheben. Teilnahmeberechtigt waren alle Olympia-Stützpunkte, alle Nachwuchsleistungszentren (vor allem die der Fußball-Bundesligisten) und alle Sportinternate. Sieger wurde der Olympiastützpunkt in Berlin, auf dem zweiten Platz folgte das Nachwuchs-Leistungszentrum der TSG Hoffenheim.
Für Heinrichs stand schnell fest, dass sich das Sportinternat Knechtsteden mit seiner seit 2016 angebotenen „Sportpsychologischen Sprechstunde“ bewerben wird. In Zusammenarbeit mit „MentalTalent“, am Sportpsychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln angesiedelt, wurde dieses Angebot entwickelt. Das Ziel: ein niederschwelliges Angebot für den Bereich der seelischen Gesundheit, ohne langen zeitlichen Vorlauf, ohne Anträge. Einmal im Monat kommt eine Psychologin in das Internat, wo sie in 20-Minuten-Blöcken mit den Nachwuchssportlern spricht. Die wiederum können mit ihr über alle Themen sprechen, auch ohne Depressionen. Seit den Sommerferien wurde das Angebot auf alle Kaderathleten im Kreisgebiet erweitert. Die Internatszugehörigkeit ist also nicht mehr alleinige Voraussetzung. In der Bewerbung ging es dann vor allem um eine Erweiterung des Konzeptes: ein „Resilienztraining“ für Nachwuchssportler von zwölf bis 15 Jahren. Ziel ist dabei die Stärkung der seelischen Widerstandsfähigkeit durch die „Selbstwirksamkeit“ (Resilienz), ein Paramater unter vielen bei der Behandlung von Depressionen. „Für viele Jugendliche in diesem Alter führen ein erhöhtes Trainingspensum und ein immer größer werdendes schulisches Pensum zu einer Überlastung“, so Heinrichs. Dann gehe es darum, sich von Ballast zu trennen, was oft dazu führe, den Sport aufzugeben. Mit ensprechender Unterstützung könne das Talent aber so gestärkt werden, dass es die Belastungen kanalisiert und so besser damit umgehen kann. Das soll in Workshops vermittelt werden. Los gehen soll es Anfang 2020. (O. Baum)